Langenberg. Von Kindesbeinen an ist Monika Wellnitz aus Langenberg kreativ gewesen – zunächst als Malerin. Aktuell arbeitet sie vor allem mit Papier.

Wer sich die aktuellen Werke vom Monika Wellnitz anschaut, sollte einen Blick auf Details riskieren. Denn die aus gefaltetem Papier entstandenen Objekte bestehen nicht einfach nur aus schnödem Papier: „Ich verwende ausschließlich Recyclingmaterial“, sagt die Künstlerin. Etwa für „Rave Pulp“: Die an ein Schneckenhaus erinnernde Skulptur besteht aus Flyern, auf denen ein Rave angekündigt worden ist.

Doch die Langenbergerin, die bald ihr Atelier an der Ecke Bonsfelder-/Kohlenstraße aufgeben wird – dazu später mehr –, ist in vielfältiger Weise kreativ, und das von Kindesbeinen an. „Ich habe mein Leben lang getüftelt“, erzählt sie, „ich konnte als Kind stundenlang mit kleinteiligen Sachen herumexperimentieren.“ Die Eltern, fügt sie lachend an, „waren nicht immer erfreut“.

Malerei als Ventil

Gefaltet und geklebt: Aus alten Flyern hat Monika Wellnitz diese Skulptur – „Rave Pulp 2017“ – gefertigt. Sie setzt auf Nachhaltigkeit, nutzt für ihre Papierarbeiten ausschließlich Recyclingmaterial.
Gefaltet und geklebt: Aus alten Flyern hat Monika Wellnitz diese Skulptur – „Rave Pulp 2017“ – gefertigt. Sie setzt auf Nachhaltigkeit, nutzt für ihre Papierarbeiten ausschließlich Recyclingmaterial. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Als Jugendliche beginnt sie zu malen, „ich habe damit meine Gefühle ausgedrückt“, stellt aber auch weiterhin kleinere Objekte her. „Das hat mich mein ganzes Leben lang begleitet“, sagt sie. Ihr Vater habe sie dabei sehr unterstützt: „Er war ein ähnlicher Typ wie ich, hat fotografiert und gezeichnet.“

Und ihren thematischen Schwerpunkt schon früh geprägt: „Mein Vater war ein Garten- und Vogelnarr“, sagt Monika Wellnitz. „Und das Zusammenspiel von Natur in Zivilisation zieht sich durch meine künstlerische Arbeit.“

Inspiration im Museum

In ihrer Jugend nimmt Monika Wellnitz an vielen Workshops teil, etwa an der VHS oder am Folkwang-Museum. „Ich habe damals in der Nähe des Museums gewohnt“, blickt sie zurück. Ein Kalender mit Arbeiten von Willi Baumeister inspiriert sie: „Zum Beispiel mit Sand habe ich die Sachen nachgearbeitet.“

Auch später, erinnert sie sich, „bin ich viel im Folkwang-Museum gewesen.“ Sie wird Mitglied im Kunstverein Essen, hat Freunde, „die künstlerisch tätig waren. Wie das eben so ist.“ In den 1970er und 1980er Jahren folgen erste Ausstellungen, „aber noch nicht so richtig professionell.“

Psychisch fordernde Arbeit

Ebenfalls in den 1980er Jahren nimmt sie eine Stelle als Sozialarbeiterin in der Psychiatrie einer Essener Klinik an. In dieser Zeit wird die Malerei für sie zu einer Art Therapie. „Ich habe die teils schlimmen Erlebnisse aus meinem Beruf verarbeitet. Was ich dort erlebt habe, hat mich sehr mitgenommen.“ Durch zusätzliche Fortbildungen habe sie aber gelernt, „damit umzugehen.“

Mit diesen Fortbildungen verändert sich ihre Kunst, dient nicht mehr allein der seelischen Heilung. „Die künstlerische Arbeit verselbstständigt sich“, erzählt Monika Wellnitz. „Sie wird mehr als reine Verarbeitungshilfe.“

Arbeiten gegen Widerstand

Sie besucht eine Sommerakademie, probiert sich in unterschiedlichsten Bereichen, „zum Beispiel in der Steinbildhauerei.“ Doch: „Ich fand die Arbeit mit Stahl aber schöner“, sagt sie, „schließlich komme ich aus dem Ruhrgebiet“, fügt sie lachend an.

„Schief gewickelt“ heißt dieses Werk von Monika Wellnitz. „Tage, manchmal Monate“ brauche sie für so eine Arbeit. Damit „diszipliniere ich mich auch selbst“, sagt die Künstlerin aus Langenberg, die sich selbst als „spontan und hibbelig“ beschreibt.
„Schief gewickelt“ heißt dieses Werk von Monika Wellnitz. „Tage, manchmal Monate“ brauche sie für so eine Arbeit. Damit „diszipliniere ich mich auch selbst“, sagt die Künstlerin aus Langenberg, die sich selbst als „spontan und hibbelig“ beschreibt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Eine weitere Station ist die Kunstakademie in Trier, es folgt eine Ausstellung mit großformatigen Holzschnitten. „Diese Arbeit lag mir“, sagt sie rückblickend, „Holz bietet einen gewissen Widerstand. Ich brauche das.“ Gleiches gelte für die Bildhauerei in Stein. „Oder wenn ich mit der Flex Stahl bearbeite.“

Theoretische und praktische Erfahrungen

Ebenfalls an der Akademie lernt sie die Siebdrucktechnik kennen. „Da habe ich gemerkt, was man mit Farbe alles ausdrücken kann, welche Kraft Farbe haben kann.“ Sie ist begeistert, fährt immer wieder nach Trier – „statt Urlaub. Drei Mal im Jahr.“

Monika Wellnitz besucht weiterhin Kurse, unter anderem in Essen. „Die ganzen 40 Jahre meiner künstlerischen Tätigkeit habe ich mich theoretisch und praktisch mit Dingen auseinandergesetzt, die mir wichtig sind.“

Holzschnitt und Papier

Die bisherigen Folgen

Hängen geblieben sei sie jetzt „bei Holzschnitt und Papierobjekten“. Für sie sei die Arbeit an neuen Objekten auch ein Weg zur Selbstdisziplinierung. „Ich bin eigentlich spontan“, sagt sie, „hibbelig.“ Aber bis ein Objekt wie „Rave Pulp“ fertig ist, „dauert es Tage, manchmal Monate“, sagt sie.

Ganz besonders wichtig sei ihr dabei der Recycling-Gedanke: „Ich verwende ausschließlich Recyclingmaterial, zum Beispiel Sachen, die ich mit der Werbung bekomme.“ Momentan habe sie sich auf Flyer spezialisiert, „ich beschäftige mich immer mehr damit.“

Atelier „Schnittstelle“ schließt

Nur wird sie das nun nicht mehr im Atelier „Schnittstelle“ in Nierenhof machen, sondern Zuhause. „Ich gebe die Schnittstelle auf“, sagt sie und blickt sich ein wenig wehmütig um. „Erst kam Corona, als wir hier gerade gut in Fahrt gekommen waren. Und dann die Flut letztes Jahr.“ Das Atelier selber bleibt trocken, aber der Keller steht unter Wasser. „Papier und Wasser verträgt sich nunmal nicht“, sagt Monika Wellnitz.

Aber, fährt sie fort: „Das heißt ja nicht, dass ich ganz aufhöre.“ Nein, sie werde sich jetzt mehr auf digitale Kontakte verlegen, „und ich habe Zuhause ein Zimmer, in dem ich arbeiten kann.“ Damit die kreative Energie auch in Zukunft noch frei fließen kann.

Künstlerische Kooperationen

Immer wieder hat Monika Wellnitz mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet. Über eine Künstlergruppe etwa lernte sie Käthe Wissmann kennen.

Die erstellte, ähnlich wie Monika Wellnitz, auch Holzschnitte, gemeinsam führten die beiden Aktionen in der „Schnittstelle“ durch.

Doch die zwei Jahre Pause durch Corona „waren zu viel“, sagt Monika Wellnitz. Käthe Wissmann sei zu einem Atelier nach Wuppertal gewechselt.