Langenberg. Mit Blockflöte und Gitarre an der Musikschule Langenberg fing für Alois Kott alles an. Nur Corona bremste den Vollblutmusiker aus.

Alois Kott ist herumgekommen, hat als Musiker die Welt bereist, hat spannende Projekte begonnen und initiiert. Doch angefangen hat seine musikalische Karriere eher schleppend.

„Ich war noch in der Grundschule“, blickt der Langenberger zurück, „das muss so in der ersten oder zweiten Klasse gewesen sein.“ Da habe die Lehrerin ständig seine Mutter „belatschert, ich wäre wohl begabt und sollte doch ein Instrument lernen.“

Eltern folgen dem Rat der Lehrer

Alois Kott Anfang November 1981: Seinen ersten Kontrabass rettete er aus dem Fundus seines Onkels, „der wäre sonst tatsächlich auf dem Sperrmüll gelandet“, sagt der Musiker.
Alois Kott Anfang November 1981: Seinen ersten Kontrabass rettete er aus dem Fundus seines Onkels, „der wäre sonst tatsächlich auf dem Sperrmüll gelandet“, sagt der Musiker. © E. G. Schweizer

Er lacht, denn gerade seine Mutter sei familiär „eher aus der Beamtenfraktion“ gewesen. Wenn, dann habe er sein Talent vom Vater, „von der slowenischen Seite“. Die Familie habe musikalische Gene, „die können das halt“, sagt er.

Doch die Mutter kommt dem Rat der Lehrerin nach, „mit sechs habe ich mit Blockflöte begonnen. Das Übliche eben.“ Etwas später, „mit acht oder neun“, kommt klassischer Gitarrenunterricht hinzu. „Ich hatte einen tollen Musiklehrer“, schwärmt Alois Kott, „ein junger Typ, der in der Orff’schen Truppe gewesen ist.“ Auch der „hat meine Eltern belagert“, sagt der Kontrabassist.

„Etwas Anständiges lernen“

Weil er aber aus einer Generation stamme, in der man noch „was Anständiges“ habe lernen müssen, folgte nach der Schule zunächst eine kaufmännische Ausbildung. „Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir diese Ausbildung später sehr zu Gute gekommen ist.“

Von der Musik aber lässt Alois Kott sich nicht abbringen. Schon mit 14, 15 Jahren ist er in Rockbands unterwegs, „und damals hatte ich schon einige Ideen“, erzählt er. Nur hätten die Bands lieber covern wollen, „das ist dann für mich so ein wenig ausgetrudelt.“

Start in die Jazz-Karriere

Gleichzeitig lernte er über seinen Onkel einen Klarinettisten kennen „und wir fingen an, gemeinsam Musik zu machen.“ Bald gehört auch ein Schlagzeuger dazu, „und wir haben dann so ,freies Zeug’ gespielt“, erzählt Alois Kott. Jazz ist das Ding, „und das kann ich mir in der Rückschau nur so erklären, dass mich einige Musiker wahnsinnig beeindruckt haben.“

Stets unterwegs: Mit „nuBox“ reiste Alois Kott um die Welt, so wie hier beim Konzert in Dhaka, Bangladesch, während der Asientour für das Goethe-Institut im Jahr 1988. Am rechten Bildrand: DJ Illvibe.
Stets unterwegs: Mit „nuBox“ reiste Alois Kott um die Welt, so wie hier beim Konzert in Dhaka, Bangladesch, während der Asientour für das Goethe-Institut im Jahr 1988. Am rechten Bildrand: DJ Illvibe. © Alois Kott

Er habe einen TV-Mitschnitt eines Konzerts gesehen, hörte den französischen Pianisten Jacques Loussier, mag „groovige Rocksongs“. Ihn habe Musik angesprochen, die „die richtige Mischung“ hatte: also klassisch „und gleichzeitig ,nach vorne’ gehend“, versucht er sich an einer Beschreibung. „Oder anders: der Mix aus formaler Strenge und nach vorne gehendem Rhythmus. Das hat mich gepackt.“

Studium und erster Job

Und so nimmt die Karriere Fahrt auf. Er studiert mittlerweile und beginnt noch vor dem Ende, Mitte der 1970er-Jahre, an der Musikschule Langenberg einen Job als Musiklehrer für Gitarre und Kontrabass. „Ich habe gleich losgelegt und ziemlich schnell eine recht ordentliche Schülerschaft beisammen gehabt.“

Neben Studium – Abschluss 1978/79 – und der halben Stelle als Lehrer ist er aber auch weiterhin als Musiker unterwegs: 1972 sind er und seine Bandkollegen als Newcomer beim Frankfurter Jazzfestival dabei. Der Schlagzeuger wechselt, ein Gitarrist kommt hinzu. „Von heute aus betrachtet wurde unsere Musik dann schon arg kopflastig“, sagt Alois Kott lachend, aber gut schien das Quartett trotzdem zu sein.

Konzertreise nach Südamerika

Ein Label – ECM Records – wird auf die Musiker um den Langenberger aufmerksam, „und das war eigentlich schon der Hammer. Wir waren ja damals noch nicht so bekannt.“ Es folgen Konzerte, 15 bis 20 im Jahr, das Goethe-Institut findet ebenfalls Gefallen an dem Quartett.

Die bisherigen Folgen

Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:

Folge 1: Nina Reddig (Geige)

Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)

Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)

Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)

Folge 5: Annette Haupt (Autorin)

Folge 6: DJ Ralle

Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)

Folge 8: Günter Seekatz (Maler)

Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)

Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)

Folge 11: Martin Tchiba (Pianist/Komponist/Multimedia-Künstler)

Folge 12: Bürgerhausorchester Collegium Musicum

Folge 13: „Atelier 12“ (vier Malerinnen)

Folge 14: Elke Brandes-Peter (Mode-Designerin)

Folge 15: Ruben Schwarz (Autor)

Folge 16: Das Rockgerät (Band)

Folge 17: IHLA-Combo (Musik)

Folge 18: Simona Menzner (Malerin)

Folge 19: Gruppe Kaleidoskop (Malerei)

Folge 20: Kuhstall-Theater

Folge 21: Uwe Peter (Fotograf)

Folge 22: Brigitte Morgenstern (Keramik-Kunst)

Folge 23: Georg Baberkoff (Musiker)

Folge 24: Monika Wellnitz (Künstlerin)

Folge 25: Friederike Hück (Malerin)

Folge 26: Christoph Schuhknecht (Fotograf)

Folge 27: Andreas A. Sutter (Songtexter/Autor)

Folge 28: Anna Wunderlich (Goldschmiedin/Designerin)

Folge 29: Evi Haas (Schauspielerin)

Folge 30: Beate Uber-Lange (Malerin)

Folge 31: Sigrid Eilert (Malerin)

Folge 32: Spectaculum (Musical)

Folge 33: Alois Kott (Kontrabassist/Musiker)

Folge 34: Barbara Hauke (Musikerin)

Folge 35: Katharina Kanski (Autorin/Liedermacherin)

Folge 36: Die Künstlerkolonie (Malerei)

„Der neue Leiter hat uns dann nach Südamerika auf Konzertreise geschickt“, erzählt Alois Kott. Geplant waren sechs Wochen, es wurden dreieinhalb Monate. „Das war gigantisch“, erinnert er sich, „egal wo wir gespielt haben, es war immer rappelvoll.“

Stets neue Projekte in Arbeit

Glück habe auch zu seiner Karriere dazugehört, findet Alois Kott. So habe der damalige Leiter des Goethe-Instituts „sehr viel Verständnis“ dafür gehabt, dass die Tour durch Südamerika dreieinhalb Monate statt sechs Wochen gedauert habe. Das Bild entstand kurz nach Rückkehr von dieser Tour, 1981 in der Philharmonie Berlin.
Glück habe auch zu seiner Karriere dazugehört, findet Alois Kott. So habe der damalige Leiter des Goethe-Instituts „sehr viel Verständnis“ dafür gehabt, dass die Tour durch Südamerika dreieinhalb Monate statt sechs Wochen gedauert habe. Das Bild entstand kurz nach Rückkehr von dieser Tour, 1981 in der Philharmonie Berlin. © Alois Kott

Die Rezeptionskultur sei in den Ländern ganz anders, als hier. Die Menschen seien wesentlich aufgeschlossener. „Die sind wahnsinnig und fahren auf die abgefahrensten Sachen ab“, schwärmt er. „In Chile etwa haben wir mit unserem Zeug vor 500 Leuten gespielt, in Essen sind gerade mal 20 gekommen.“

Nur ruht Alois Kott sich auf diesen Erfolgen nicht aus, erfindet sich und seine Musik stets neu. „Wir waren auch mit die Ersten in unserem Segment, die mit einem DJ unterwegs waren.“ So um das Jahr 2000 herum müsse das gewesen sein. „Heute ist das absolut üblich.“

Corona bremst den Musiker aus

Um so weit zu kommen, müsse man aber auch Glück haben, sagt der Langenberger: „Der Job an der Musikschule war schon eine gute Grundlage.“ Dann habe der Leiter des Goethe-Instituts ihn und seine Kollegen stets unterstützt, „auch als die Reise dann länger wurde als geplant.“ Gleiches gelte für die Asienreise mit einem anderen Projekt – Bluebox –, die auch zwei Monate gedauert habe.

Momentan allerdings ist es ein bisschen ruhiger geworden, „Corona hat mich ganz schön ausgebremst“, sagt Alois Kott, „vor allem die ganze Netzwerkerei hat darunter gelitten.“ Aber, fügt er schelmisch grinsend an, „ich bin schon wieder ein bisschen watt am Fummeln.“

Alois Kott und seine Projekte

Ab 1970 war Alois Kott Mitglied im Contact Trio mit Michael Jüllich und Theo Jörgensmann, das Trio veröffentlichte in dieser Besetzung ein Album. 1973 schied Jörgensmann aus dieser Gruppe aus. An seine Stelle trat der Gitarrist Evert Brettschneider.

Kott hatte seit den 1980er-Jahren die Gruppen Jungle Pilots mit Evert Brettschneider und dem Perkussionisten Peter Eisold, mit denen er auch im Contact Trio spielte, sowie dem Saxofonisten Matthias Schubert und Bluebox mit Peter Eisold und dem Trompeter Reiner Winterschladen, die sich nach einer längeren Pause ab 2004 unter dem Gruppennamen nuBox neu formierten (zeitweise mit DJ Illvibe).

1996 gründete Kott das Trio Greenfish mit dem Gitarristen Lars Petzold und dem Schlagzeuger Holger Zehrt.

Seit den 1990er-Jahren widmet sich Kott auch intensiv der Kammermusik. Er komponiert Klaviertrios und schrieb für sein Kammermusik-Ensemble Ensemble Indigo. Im Herbst 2005 wurde in Co-Autorenschaft mit Peter Eisold das Gross-Opus „Limbic System Files“ als Auftragskomposition für die HR-Bigband mit nuBox featuring DJ Illvibe beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt uraufgeführt.