Langenberg. In der Künstlerkolonie können Künstlerinnen und Künstler auch in Zeiten der Pandemie weiter ausstellen. Ein Gespräch mit Galerist Günter Vollmer.
Als sich im Frühjahr das damals noch neuartige Coronavirus auch in Deutschland ausbreitete, waren die Schutzmaßnahmen drastisch: Nahezu alles wurde heruntergefahren, Veranstaltungen aller Art abgesagt. Nun rollt die zweite Welle und es wird wieder über mögliche Schließungen diskutiert.
Stephanie Paucken und Günter Vollmer, die in Nierenhof die Galerie Künstlerkolonie betreiben, wollen sich davon aber nicht unterkriegen lassen. Unter dem Motto „Kunst trotz(t) Corona“ bieten sie Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke auszustellen. WAZ-Redakteur Sascha Döring hat mit Günter Vollmer über das Konzept gesprochen.
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Warum ausgerechnet in Coronazeiten über Kunst reden?
Wenn nicht jetzt, wann dann? Gerade jetzt ganz besonders suchen doch die Menschen nach Schönem, nach Entspannung, nach Kreativem, nach Ablenkung vom Negativen in unserer Welt. Nicht nur, aber auch wegen Corona… Zumindest die Vernünftigen unter uns sind auf dieser Suche. Nicht die, die ohnehin alles negieren, grundsätzlich – und teilweise verbal-brutal – eine Pandemie leugnen und somit auch keinen Zugang zur Kunst und ihrer Vielfältigkeit finden wollen.
Wie reagieren Künstlerinnen und Künstler auf Kunst während Corona?
Corona ist für nahezu alle Menschen eine besondere Belastung. Also werden Möglichkeiten des Ausgleichs angestrebt, zum Beispiel durch Hobbys. Eine besondere Möglichkeit zur Stressprävention und Entspannung ist die bildende Kunst, nach unserer Erfahrung und Neigung ist dies im besonderen Maße die Malerei. Nicht nur das Ansehen und Wirken lassen der Gemälde, sondern ganz besonders das Erschaffen eigener Werke hat seine ganz spezielle Wirkung auf den, der da an einer Staffelei nach kurzer Zeit „wohltuend in sich versinkt“.
Diese Erfahrung ist für uns Motivation, unter anderem die „Malzeiten“ im Atelier der Künstlerkolonie für alle anzubieten, die gerne malen und dafür nicht den richtigen Raum und keine Unterstützung haben. Frei nach dem Motto: „Jeder Mensch kann malen“. Dabei ist es zunächst für die gewünschte Entspannung völlig unwichtig, ob ein Farbauftrag harmonisch oder intuitiv erfolgt – Hauptsache mit viel Mut und ganz viel Spaß. Bereits nach wenigen Minuten erleben wir mit großer Genugtuung, dass die meisten Malgäste gar nicht mehr auf ihren Namen oder andere Zurufe reagieren. Die Entspannung wirkt, wozu letztlich auch der leckere, obligatorische Snack in der Pause beiträgt. Händewaschen, Abstand und Atemschutz – auf all dies achten wir konsequent – hilft gegen Corona. Malen hilft dem Herz und der Seele und gegen Corona!
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Und was bieten Sie sonst noch?
Gastaussteller. Die Resonanz dieser Künstlerinnen und Künstler in Zeiten der Coronapandemie ist unter anderem deren Frust über die nunmehr extreme Verknappung von Ausstellungsflächen für Ihre Werke. Auch diese Erfahrung hat uns dazu bewogen, in der Künstlerkolonie allen Interessierten eine große Wandfläche für die Präsentation ihrer Werke für mehrere Wochen zu reservieren und behilflich zu sein bis hin zur Gestaltung von Einladungen, Flyern, Visitenkarten. Die Anfragen für diese Möglichkeit Corona zu trotzen, bestätigen die positive Wirkung auf Herz und Seele der Künstlerinnen und Künstler.
Wie reagieren geladene Galerie-Besucher und „Zufalls-Gäste“ auf Kunstaktivitäten in Coronazeiten?
Bislang rundum positiv. Die Besucher schätzen die Abwechslung und die Vielfalt in der Galerie. Sie freuen sich über alle Aktivitäten der beiden Galeristen und ihrer Gastaussteller. „Gerade jetzt tut es gut, bei Ihnen zu sein“, ist eine häufige Resonanz unserer Gäste. Das Angebot für „Malzeiten“ wird auch von „Nicht-Künstlern“ wohlwollend registriert. „Man“ freut sich über den „Mut“ der Galeristen, in diesen Zeiten einen Ort der Kunst, Farbe, Freude und Gemeinsamkeit zu erhalten.
Wie stemmten Sie eine Galerie in solchen Zeiten?
Sie „trägt“ sich durch Idealismus, Freude, Spaß und Eigensponsoring! Exakt nach der Erkenntnis: „Als Künstler von der Kunst zu leben, nie hat es eine größ’re Kunst gegeben.“
Wie gehen sie beide als Galeristen mit der Situation um?
Selbstbewusst! Wir beide – Stephanie Paucken aus Wülfrath und ich aus Langenberg – engagieren uns im Rahmen unserer Möglichkeiten für den Erhalt einer Kunststätte, die durch ihre Aktivitäten unter strenger Wahrung aller derzeitigen Hygiene-Auflagen versucht, reichlich Farbe ins Leben zu bringen, um zu behaupten: „Kunst trotz(t) Corona.“
Anmelden zur „Malzeit“
Die „Malzeit“ beginnt jeden Freitag um 13 Uhr und jeden Samstag um 11 Uhr in der Künstlerkolonie an der Looker Straße 2 und dauert jeweils drei Stunden – außer an Feiertagen.
Anmeldungen nehmen die Galeristen entgegen: Stephanie Paucken unter 01511 2713772 oder steffi.paucken@t-online.de und Günter Vollmer unter 02052 3930 oder guentersigmund.vollmer@freenet.de.
Die Teilnahme kostet 30 Euro pro Tag, Materialien gibt es zum Selbstkostenpreis im Atelier. Teilnehmer werden gebeten, einen eigenen Mund-Nasen-Schutz mitzubringen.