Oberhausen. 2022 ist viel passiert, das die Oberhausener bewegt hat: von einer Taufe auf der Kirmes über großes Leid bis hin zu einem hängenden Denkmal.
2022 – das sollte eigentlich ein besseres Jahr werden als die beiden Jahre davor. Doch dann gesellte sich eine Krise nach der anderen zur andauernden Corona-Pandemie hinzu. Doch die Oberhausenerinnen und Oberhausener haben nicht nur der Ukraine-Krieg und der immer teurer werdende Alltag beschäftigt. Auch im Stadtbild gab es im vergangenen Jahr einige nachhaltige Veränderungen. Und natürlich blicken wir auch auf ein paar positive Ereignisse zurück. Denn 2022 war auch das Jahr, in dem viele beliebte Veranstaltungen aus dem Corona-Schlaf erwachten. Und so lockten zum Beispiel die Extraschicht, die ein oder andere Kirmes, Festivals und Konzerte wieder Tausende Besucherinnen und Besucher in die Stadt. Unser Rückblick in Bildern.
Januar
Eigentlich sollte der neue Ratsaal Oberhausen „nur“ eine halbe Million Euro kosten. So plante die Politik das Projekt im Jahr 2018. Mit der Zeit stiegen die Kosten aber immer weiter an. Im Januar war dann klar: Die Renovierung wird weitaus teurer und etwa sechs Millionen Euro kosten. Der Grund dafür liegt 90 Jahre in der Vergangenheit. Denn der Stahlbetonboden in diesem zentralen Raum des Rathauses an der Schwartzstraße ist während der Bauzeit nicht annähernd so ausgeführt worden, wie es die Baudokumente vorgeschrieben hatten. Nur bis zu fünf Zentimeter dünn, an den Rändern des Saales acht Zentimeter, ist der Boden aus Stahlbeton, der eigentlich 22 Zentimeter stärker sein müsste. Dass sich der Boden bislang nicht sprichwörtlich unter den Politikerinnen und Politikern aufgetan hat, war großes Glück. Inzwischen ist übrigens klar, dass der Umbau des Ratsaals noch eine weitere Million verschlingen wird. Auf viel Empörung stieß dieser vergleichsweise kleine Kostenanstieg dann aber auch nicht mehr.
Februar
Der 22. Februar 2022 war ein windiger, nasskalter Dienstag – doch für acht Oberhausener Paare konnte es keinen schöneren Tag geben. Am Schnapszahldatum gaben sie sich das Ja-Wort. Zu den glücklichen Pärchen gehörten auch Dirk Kößler und Jan Juranek. Die beiden Männer sind bereits seit 21 Jahren ein Paar und sahen den 22. Februar als Anlass, nun endlich den nächsten Schritt zu gehen. „Eigentlich wollten wir schon am 11.11.2011 heiraten, aber da haben wir uns nicht rechtzeitig drum gekümmert. Vor ein paar Wochen haben wir dann darüber nachgedacht, dass der 22.2.2022 doch auch ein schönes Datum wäre.“ Für dieses besondere Datum hatte das Oberhausener Standesamt extra Kapazitäten geschaffen. Eigentlich gibt es hier dienstags nämlich gar keine Trauungen.
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März
Schon vor zweieinhalb Jahren hatte Hans Zimmer sein Orchester in der Ukraine gebucht. Doch erst legte die Corona-Pandemie die Tourneepläne des bekannten Filmmusik-Komponisten lahm. Dann brachen kurz vor dem Tourstart die Schrecken des Krieges über die Ukraine herein. „In unserem Orchester spielen zehn Musikerinnen und Musiker aus Odessa. Wir haben sie in letzter Sekunde aus der Ukraine herausbekommen“, erzählt Zimmer bei seinem Konzert in der Oberhausener Rudolf-Weber-Arena. Der Frankfurter Komponist trug an diesem 26. März ein blaues Jacket und eine gelbe Hose.
Diese Stars standen 2022 ebenfalls auf der Bühne der Rudolf-Weber-Arena in Oberhausen:
- Seeed spielen Zusatzkonzert in der Rudolf-Weber-Arena
- „Italienische Nächte“ mit Superstars aus Klassik und Pop
- Sting in Oberhausen: Fans ärgern sich über Konzert-Termin
- Peter Maffay mimt in Oberhausen den „The Voice“-Coach
April
Seit dem Frühjahr 2022 ist Oberhausens bekanntester „Lost Place“ nur noch Erinnerung und Geschichte: Das Horrorhotel an der Kapellenstraße in Osterfeld ist verschwunden. Der Abriss-Bagger hat ganze Arbeit geleistet. Nichts erinnert jetzt noch am Rande des Volksgartens an das einstige, dunkle Grusel-Gebäude. Am 19. April 2022 um 9.27 Uhr hatte eine große Abriss-Zange zum ersten Mal an den Mauern des geschichtsträchtigen Hauses geknabbert, in wenigen Wochen war dann alles weg. Doch damit konnte das Dauerärgernis nicht zu den Akten gelegt werden. Denn die 249.800 Euro für den Abriss soll eigentlich der Eigentümer bezahlen, der mittlerweile in Irland lebt. Noch im November schien es aber wahrscheinlich, dass die Stadt Oberhausen – und damit letztlich der Steuerzahler – auf den Kosten sitzenbleibt.
Hier gibt es eine Fotostrecke zum Verfall des Oberhausener Horrorhotels.
Mai
10.000 Fans lockte das „Schlagerfest XXL“ im Mai in die Arena Oberhausen. Florian Silbereisen überraschte die zum Bersten gefüllte Arena auf einem knatternden Motorrad, an Feuersäulen vorbeifahrend. Und damit nicht genug der Highlights: Sänger Ross Antony betrat die Bühne kichernd in einem pinken Einhorn-Kostüm, der 1990er-Jahre-Star Oli P. startet sein Grönemeyer-Cover „Flugzeuge im Bauch“ vor einer aufblasbaren Luftfahrt-Maschine und Schlager-Altmeister Jürgen Drews zeigte seinen berühmten Hüftschwung. Zwei Jahre hatte die Schlager-Sause coronabedingt pausiert.
Juni
Die Jubiläumsausgabe der Extraschicht stellte nach zwei Jahren Corona-Pause die kulturelle Schönheit der einst staubigen Bergbau-Region wieder in den Vordergrund. Fünf Orte brachten Oberhausen in der Nacht der Industriekultur zum Leuchten: der Gasometer, das Theater an der Niebuhrg, das LVR-Industriemuseum, der Hauptbahnhof und die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Eine Lichtkünstlergruppe aus Tübingen verwandelte das Museum in eine Leinwand. Themen waren die aktuelle Ausstellung „Linda McCartney“, aber auch der Krieg in der Ukraine.
Hier gibt es die schönsten Bilder der Extraschicht 2022.
Juli
Drei Jahre lang konnte die Wiese im Oberhausener Olga-Park ungestört wachsen. Dann kehrte die wohl wuseligste Gartenparty des Landes zurück: 350 DJs und 36.000 Fans zelebrierten das Elektro-Festival Ruhr in Love bei Badehosenwetter. Clubs und Musik-Produzenten aus ganz Deutschland ließen die Grasnarbe beben, fütterten ihre Floors mit einem regen DJ-Auflauf – von leicht bekömmlich wie bei den Genres „Trance“ und „House“ bis zur schweren Kost „Hardcore“ war so ziemlich alles dabei. Im Nachgang gab es aber auch eine schlechte Nachricht: Die Polizei leitete 250 Drogen-Verfahren ein.
Hier gibt es die schönsten Bilder von Ruhr in Love 2022.
August
Auch im August ging die Festival-Saison weiter. Bei „Oberhausen feiert“ kamen 3500 Fans auf der Liegewiese des Aquaparks zusammen, um mehr als zehn Stunden die Ballermann-Stars und Party-Sternchen zu feiern. Ein bestimmter Song hatte im Vorfeld allerdings für reichlich Empörung gesorgt: „Layla“ von DJ Robin löste eine heftige Sexismus-Debatte aus. In der Folge wurde das Lied von einigen Veranstaltungen verbannt oder war zumindest unerwünscht. Bei „Oberhausen feiert“ war von Empörung jedoch wenig zu spüren. DJ Robin sang „Layla, sie ist schöner, jünger, geiler. . .“ bei seinem knapp dreiviertelstündigen Auftritt exakt drei Mal. Und alle sangen mit.
September
Die Hilfsbereitschaft unter den Oberhausenerinnen und Oberhausenern für die Menschen in der Ukraine war und ist riesig. Mehrere Hilfstransporte machten sich auf den Weg in die Partnerstadt Saporishja. Am 6. September kamen 32 vom Verein „Oberhausen hilft“ vorbereitete Paletten mit Hilfsgütern in der umkämpften Stadt an (siehe Bild). Es war der fünfte Oberhausener Hilfstransport. Für Ende Oktober war ein sechster Lkw geplant. Doch dann verkündete Wladimir Putin Ende September unter anderem die Annexion der Oblast Saporishja. Der Oberhausener Hilfsverein war in großer Sorge. Glücklicherweise konnte sich dann aber auch der sechste Transporter, dieses Mal mit Winterkleidung für Kinder in Kranken- und Waisenhäusern, auf den Weg in die 3700 Kilometer entfernte Stadt machen. „Der Winter ist die größte Gefahr – neben den Raketen“, sagte Wolfgang Heitzer, Geschäftsführer von „Oberhausen hilft“.
Oktober
Die Wottelkirmes beendete im Oktober die Oberhausener Rummel-Saison. Eröffnet wurde sie im Juni mit der Fronleichnamskirmes in Sterkrade, die nach zwei Jahren Zwangspause mit 22 Großfahrgeschäften und 380 Schaustellern zurückkehrte. Die nach Karotten-Gemüse benannte Wottelkirmes in Königshardt wartete hingegen mit rund 30 Schaustellern und knapp 50 Händlern des Bauern- und Handwerkermarktes auf. Und am Sonntagmorgen gab es dann noch ein Highlight: Der kleine Bela, Sohn von Kirmes-Platzmeisterin der Stadt Oberhausen Sina Malich, wurde im Autoscooter in einem feierlichen wie ungewöhnlichen Rahmen beim Autoscooter-Gottesdienst getauft.
November
Seit 55 Jahren kämpft das Oberhausener Friedensdorf als Hilfsorganisation für eines der elementarsten Rechte von Kindern: dem Recht auf Gesundheit. Im November hat das Friedensdorf erneut kranke und verletzte Kinder aus Afghanistan nach Deutschland geholt, um sie hier medizinisch versorgen zu lassen. Diese Kinder haben Schlimmes erlebt, in ihrer Heimat kann ihnen kein Arzt mehr Schmerzen und Behinderung nehmen. „Es sind viele Kinder dabei, die schlimme Knochenentzündungen haben“, sagte Birgit Hellmuth, die Leitern der Einzelfallhilfe des Friedensdorfes, im November. Zwei Tage vor der Abreise waren einem Kind bei einem Verbandswechsel zwei Knochenfragmente aus der Wunde gefallen, eines mehr als zehn Zentimeter lang. Andere Kinder haben fürchterliche Verbrennungen erlitten und können ihre Hände nicht mehr benutzen oder ihre Münder nicht mehr schließen. In Deutschland wird ihnen geholfen. Dann fliegen sie zurück.
Wer die Arbeit des Friedensdorfes unterstützen möchte, findet hier weitere Informationen: https://friedensdorf.de/
Dezember
Am Hauptbahnhof Oberhausen baumelt seit Dezember ein 1,2 Tonnen schwerer Elefant aus Bronze über der Hansastraße in der Luft. „Tuffi“ heißt sein tierisches Vorbild. Die Elefantendame ist mit ihrem Sprung aus der Wuppertaler Schwebebahn berühmt geworden. Sie stürzte 1950 in die Wupper, blieb dabei aber unverletzt. Dort gibt es seit zwei Jahren eine Steinskulpur in der Wupper. Und jetzt hat auch Oberhausen sein „Tuffi“-Denkmal. Warum? Die riesige Stahlkonstruktion über der Hansastraße, direkt am Eingang zum Zentrum Altenberg, ist ein historischer Teil der Wuppertaler Schwebebahn. Der metallische Bogen für die Bahn wurde wiederum im 19. Jahrhundert in der Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen hergestellt.