Oberhausen. . Ein Teil der Wuppertaler Schwebebahn-Gerüste wurde in Oberhausen gefertigt. Einzelne Träger stehen am Hauptbahnhof - und erhalten dort „Zuwachs“.
Das breite Gerüst hinter dem Westeingang am Hauptbahnhof in Oberhausen ist kaum zu übersehen. Was nur wenige wissen: Die riesige Stahlkonstruktion über der Hansastraße, direkt am Eingang zum Zentrum Altenberg, ist ein historischer Teil der Wuppertaler Schwebebahn. Und genau hierfür hat der Künstler Jörg Mazur eine elefantöse Idee - mit einer ganz besonderen Skulptur.
„Auch ich habe erst vor sechs Jahren erfahren, woher das Trägergerüst stammt“, sagt der Künstler. Beim Schmökern in einer Schichtwechsel-Ausgabe der Geschichtswerkstatt informierte sich Mazur über die Hintergründe.
Ein Großteil des Stahlskeletts des Wuppertaler Wahrzeichens wurde im 19. Jahrhundert von der Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen gefertigt. Als die Schwebebahn 1997 unter Denkmalschutz gestellt wurde, erhielt die Stadt Oberhausen wenig später einige nicht mehr verwendete Stahlträger zurück. Vier Stahlbögen bilden über der Hansastraße ein Quadrat - direkt an der Ampel zum Altenberg.
Schwebebahn: Elefant Tuffi pinkelte ins Oberhausener Rathaus
„Ich habe mir gedacht: Es gibt so viele Schnittpunkte zwischen Oberhausen und Wuppertal, daraus muss ich etwas machen“, sagt Mazur. Das zehn Meter hohe Gerüst erhält bald einen Anhänger - auch wenn der Künstler diesen Begriff nicht gerne hört.
Klar: Wer an Wuppertal denkt, dem kommt schnell die Kurioseste aller Schwebebahn-Geschichten in den Sinn. Juli 1950 - als das Elefanten-Mädchen Tuffi bei einem Werbe-Auftritt für den Zirkus Althoff aus der Schwebebahn in die Wupper sprang - und den Sturz laut Zeitzeugen nur mit ein paar Schrammen überstand.
Doch Tuffi und ihre Besitzer sorgten sogar vorher schon in Oberhausen für Wirbel. Das Tier fuhr bei ihrer Werbetour mit der hiesigen Straßenbahn und stampfte später die Treppen des Rathauses hinauf - um beim damaligen Oberbürgermeister Otto Aschmann gleich noch eine zünftige Pinkelpause einzulegen.
Schwebebahn: Interessierte können Mazur über Schulter schauen
Nicht nur deswegen erhält ein Elefant eine eigene Skulptur, die frei schwebend unter dem bestehenden Trägergerüst montiert wird - Titel: „Elevated Levitated Elephant“. Es ist ein schönes Wortspiel mit dem erhöht schwebenden Elefanten.
„Das Projekt erfüllt als Kunstwerk die Funktion, ein Netzwerk lokaler Geschichten und den Knotenpunkt industrieller Verbindungen zwischen den beiden Städten zu markieren“, sagt Mazur. 70.000 Euro soll dies alles kosten, was größtenteils durch Fördergelder, darunter der Topf des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), realisiert wird.
Die schwebende Elefantendame wird 1,70 Meter hoch und 2,30 Meter breit sein - und dafür in Bronze gegossen. Mazur arbeitet bereits an dem Modell aus Styropor, das später als Vorlage für die Kunstgießerei Kayser in Düsseldorf dient.
Wer dem Künstler bei seinen Feinarbeiten zuschauen möchte, der kann zwischen dem 27. April und 2. Mai in den Räumen des Vereins zur Förderung der Soziokultur in Altenberg (Sovat) zwischen 11 und 20 Uhr lünkern. Diese befinden sich im Hof des Kulturzentrums.
Schwebebahn: Trägergerüst am Hauptbahnhof erinnert an Elefanten
Die Elefantendame in Bronze wird anschließend unter dem zehn Meter hohen Träger montiert, so dass sie frei über der Hansastraße zu schweben scheint. Übrigens so hoch, dass der Elefant keinem Lkw in die Quere kommen kann. Mazur: „Das haben wir natürlich vorher geklärt.“
Die Skulptur erzähle dann mehrere Geschichten, spanne mehrere Brücken. Nicht nur zwischen Oberhausen und Wuppertal. Auch die Montan-Industrie spielt eine Rolle. „Die menschliche Leistung, die sich hinter den riesigen Industrieanlagen und dem Bewegen unvorstellbarer Mengen an Stahl verbirgt, hat über Jahrhunderte den Alltag und die Identität der Menschen vor Ort geprägt“, sagt Mazur.
„Sie erscheint aus heutiger Sicht vielen Menschen als unvorstellbar und findet in dem Bild ‚Einen Elefanten zum Schweben zu bringen‘ eine stimmige Entsprechung dieser von Arbeitskraft geprägten Epoche der Ruhrindustrie.“