Oberhausen. Für den Abriss des einsturzgefährdeten „Horrorhotels“ in Oberhausen schickt die Stadt dem Ex-Besitzer die Rechnung. Er soll 249.800 Euro zahlen.
Der Anfang vom finalen Ende begann im Sommer des vergangenen Jahres. Ende August 2021 war im früheren „Horrorhotel“ in Oberhausen erstmals gezündelt worden. Drei Tage später flackerten noch einmal Flammen auf. Anfang November wurde das seit Jahren verfallende Gebäude am Volkspark in Osterfeld dann bei einem dritten Brand so schwer beschädigt, dass es als einsturzgefährdet galt und die Stadt aus Sicherheitsgründen den Abriss anordnete - gegen den sich der Besitzer vergeblich wehrte. Mitte April begannen die Arbeiten an der Ruine. Mitte Mai verschwand das Horrorhotel endgültig von der Bildfläche.
Dem Eigentümer ist inzwischen Post ins Haus geflattert: ein internationales Einschreiben hat der zuletzt in Irland lebende Mann erhalten. Darin die Rechnung für die Kosten des Abrisses, im Behörden-Deutsch „Leistungsbescheid“ genannt. 249.800 Euro will die Stadt von dem Eigentümer erstattet bekommen. Ob er den Betrag zahlt oder auch dagegen versucht rechtlich vorzugehen, wird erst in einigen Wochen feststehen. Ab dem Erhalt des Leistungsbescheids hat der Mann 28 Tage Zeit für eine Reaktion.
Bei Vergabe des Auftrags kalkulierte Kosten wurden eingehalten
Die Verwaltung hatte die Abrissarbeiten im Frühjahr ausgeschrieben. „Die bei der Vergabe des Auftrags kalkulierten Kosten wurden eingehalten“, teilt Stadtsprecher Martin Berger mit. Sie setzen sich aus Sicherungsmaßnahmen des Grundstücks vor und während der Abbrucharbeiten, dem eigentlichen Abriss und der Entsorgung des Bauschutts zusammen. Unter anderem musste, so hatte es die beauftragte Firma erklärt, ein Container mit belasteten Brandstoffen begutachtet und entsorgt werden. Die Kosten seien im veranschlagten Rahmen geblieben, obwohl es zwischendurch Verzögerungen bei den Arbeiten gegeben habe wegen des Klageverfahrens des Eigentümers gegen den Abriss.
Wie es mit dem Brachgelände nun weiter geht, ist völlig offen. Bekanntlich gibt es Pläne des Turnerbunds Osterfeld, auf dem Gelände im Grünen einen Mehrgenerationenpark zu errichten. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) zeigte sich bei einem Ortstermin Ende des vergangenen Jahres an der Kapellenstraße aufgeschlossen. Allerdings gehört das nach Angaben der Stadt etwa 1000 Quadratmeter messende Grundstück weiter dem früheren Besitzer des Horrorhotels. „Weitere Pläne für eine künftige Entwicklung der Fläche sind mir – auch nach Rücksprache mit der Stadtplanung - nicht bekannt“, erklärt Berger.
Ruine war ein beliebter Anzugspunkt für die Lost-Place-Szene
Vor dem Abriss hatte die Ruine jahrelang vor sich hin gerottet, auch zum Missfallen der Menschen in Osterfeld. Immer wieder zog das frühere Hotel auch ungebetene Gäste an. Das Gebäude war in der Lost-Place-Szene beliebt. Die Sicherungsmaßnahmen am Areal dürftig, die angebliche 24-stündige Videoüberwachung, von der auf Schildern zu lesen war, schreckte da kaum ab. Das Aus für das Haus kam 112 Jahre nach der Erbauung.
Für die erste Brandstiftung im August 2021 und wegen weiterer Delikte hat das Amtsgericht Oberhausen im August dieses Jahres einen Mann zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und einem Monat mit Bewährung verurteilt. Wer das Feuer im November gelegt hat, das dem Gebäude den endgültigen Rest gegeben hat, wird aber wohl nie festgestellt werden. Die zuständige Staatsanwaltschaft Duisburg hat in diesem Fall ihr Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter schon vor längerer Zeit ohne Erfolg eingestellt - noch bevor der Abriss des Horrorhotels begonnen hatte.