Oberhausen. Einhörner, Feuersäulen und ein rappender Florian Silbereisen. Beim Schlagerfest in der Arena Oberhausen mangelte es nicht an kuriosen Momenten.
Nach der x-ten geballten Becker-Faust besteht Gewissheit. „Seid ihr gut drauf?“ und „Ich kann euch nicht hören?“, ruft Florian Silbereisen am Samstagabend in der zum Bersten gefüllten Arena neben dem Centro Oberhausen und tritt den Beweis an, dass alle Schlager-Floskeln die zweijährige Corona-Zwangspause schadlos überstanden haben.
Endlich wieder Schlagerfest XXL, scheinen 10.000 jubelnde Fans innerlich zu antworten, als der beliebte Entertainer auf einem knatternden Motorrad, an Feuersäulen vorbeifahrend, die dreistündige Schlager-Sause eröffnet. Eine Breakdance-Gruppe lässt den Körper am Boden kreisen und hat an den Füßen Tischfeuerwerk montiert. Wieso, weshalb, warum? Völlig egal! Es schallt: „Eins kann mir keiner nehmen…“
Spätestens jetzt wissen alle, dass auch die Eingangsfrage des Traumschiff-Kapitäns und Helene-Fischer-Verflossenen eigentlich überflüssig war. Bei noch mehr guter Laune wäre wahrscheinlich süßliche Marmelade an den Rändern der Konzerthalle ausgelaufen.
„Das ist der Hammer!“, meint der Vollblut-Unterhalter bevor seine Schlager-Kollegen aufgaloppieren. Für ein schnelles „Live is Life“ ist aber noch Zeit - für eine letzte Becker-Faust ebenfalls. Florian Silbereisen zelebriert das Schlagerfest wie einen Kindergeburtstag ohne Kinder.
Dass diese Formulierung wahrscheinlich noch untertrieben ist, wird klar, als Sänger Ross Antony kichernd in einem pinken Einhorn-Kostüm den Bühnensteg betritt. „1000 und eine Nacht“ bringt Antony, dessen Karriere bei der Boyband Bro’Sis vor vielen Monden begann, im Klaus-Lage-Modus zum Besten.
Schlagerfest XXL: Traumschiff-Kapitän wünscht sich Lichtermeer
Sein folgendes Zwiegespräch mit Silbereisen hätte allerdings eher Dr. Best gefreut. „Sind das deine echten Zähne?“, fragt Antony. Silbereisen: „Was hast du heute getrunken?“ Antony: „Das was du getrunken hast!“ Großes Gelächter allerseits. Sekunden später singen beide „Que Sera Sera“.
Silbereisen hat viele Schlagerkollegen eingeladen, die teilweise gemeinsam musizieren. Das ist alte Entertainment-Schule in einem deutlich modernisierten Gewand. Schlager kann plötzlich alles: Pop, Rock und Rap.
Der 1990er-Jahre-Star Oli P. startet sein Grönemeyer-Cover „Flugzeuge im Bauch“ vor einer aufblasbaren Luftfahrt-Maschine. Und ein bisschen rappen muss er mit Silbereisen auch noch, während heiße Luft in die benachbarte Kulisse strömt.
Der Gastgeber wünscht sich als Traumschiff-Kapitän anschließend von allen Smartphone-Besitzern ein - aufgepasst: „Lichtermeer!“ Humor, Ahoi!
Schlagerfest XXL: Tobende Fans feiern Schlagerikone Jürgen Drews
Die Show nimmt Fahrt auf, der große Videowürfel über dem Innenraum ist dauerbeschäftigt. Immer wieder kommen neue Gäste - von Star bis Neuling. Zu den absoluten Beginnern muss man auch Ramon Roselly zählen.
Der 28-Jährige siegte 2020 bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), durfte wegen der Corona-Pandemie aber nicht touren. Wenn man böse ist, könnte man sagen, dass die Haltbarkeit von DSDS-Siegern nun schon weit überschritten sein müsste.
Da Roselly aber das Schlager-Genre wählte, schaffte er mit dem Song „Eine Nacht“ sogar den Sprung an die Chartspitze. Dass Florian Silbereisen bei DSDS mittlerweile in der Jury sitzt, hat sicherlich auch nicht geschadet.
Besonderer Moment: Schlager-Altmeister Jürgen Drews zeigt dem Nachwuchs, dass es bis zu Adelstiteln aber noch ein weiter Weg ist. „Der König von Mallorca“ bittet in sein „Bett im Kornfeld“ - und auch mit 77 Jahren beherrscht Drews seinen berühmten Hüftschwung. Wer singt mit? Alle!
Und was passiert, wenn sich zwei Schlager-Ikonen treffen? Sie tratschen über Klamotten. „Mensch Jürgen, du ganz in Gold! Ich trage heute Silber! Ich bin ja auch der Silbereisen!“ Es ist ein schöner Abend.
>>> Tragen Konzert-Besucher noch eine Mund-Nasen-Maske?
Wie sieht es in der Praxis aus? Setzen viele Fans noch eine Mund-Nasen-Bedeckung auf? Antwort: Nicht wirklich! Beim „Schlagerfest XXL“ mit seinem bestuhlten Innenraum hatten gefühlt vielleicht zwei Prozent der Fans eine Schutz-Maske vor dem Gesicht.
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