Oberhausen. Die Stadt Oberhausen baut seit einigen Jahren ihren Ratssaal um – die Kostenexplosion hält nur ein Ratsherr für nicht nachvollziehbar.
Die Oberhausener Stadtspitze hat die enormen Kostensteigerungen beim jahrelangen Umbau des Ratssaals im Rathaus an der Schwartzstraße gerechtfertigt. Sah die ursprüngliche Planung vor einigen Jahren einen behindertengerechten Umbau für 500.000 Euro innerhalb der Sommerferien vor, liegen die Aufwendungen nun bei sieben Millionen Euro.
Im Hauptausschuss am Montag stieß dies in der öffentlichen Sitzung nur Peter Bruckhoff, Ratsherr des Bündnisses Oberhausener Bürger (BOB), grundsätzlich auf. „Der Kostenanstieg ist von hinten bis vorne nicht nachvollziehbar.“ Der Ratsherr hat zwar durchaus noch Verständnis dafür, dass bei der Umbau-Planung ein gefährliches Manko des Ratssaals aus der Bauzeit des Rathauses vor knapp 100 Jahren nicht sichtbar war: Erst bei den Bauarbeiten stellte man fest, dass der Boden mit fünf Zentimetern in der Mitte und acht Zentimetern am Rand lebensgefährlich dünn ausgestaltet worden war. Zusatzkosten - über 350.000 Euro. „Doch die notwendige Schadstoff-Sanierung, jetzt über 80.000 Euro teuer, und die Instandsetzung der Decke für fast 500.000 Euro hätte man im Vorfeld erkennen können.“
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Oberbürgermeister Daniel Schranz, der mit dem Beigeordneten Michael Jehn bereits seit sechs Jahren mit der Politik über Art und Umfang der Ratssaal-Modernisierung redet, hält allerdings den Blick auf die 500.000 Euro Kosten für falsch. „Damals ging es doch ausschließlich um den barrierefreien Umbau, darauf bezog sich auch die allererste Kostenschätzung.“ Dies sei der Anstoß dafür gewesen, dass Stadtverwaltung und Politik einen jahrelangen Diskussions- und Entscheidungsprozess durchlaufen hätten. „Der Politik war dann klar bekannt, dass es sich um ein Millionen-Euro-Bauprojekt handelt.“
Denn was Schranz in der Sitzung nicht erwähnte: Zusätzlich zum Unbill, in einem hundert Jahre alten Altbau grundsätzliche Renovierungen anzugehen, kamen die Wünsche der Ratspolitiker: Mehr Plätze für Rollstuhlfahrer; barrierefreie Zugänge; Mikrofone an allen Tischen der Ratspolitiker; eine Anlage für Frischluftzufuhr; Leinwände und Projektoren; leichtere und bequemere Stühle sowie bewegliche Tische, um flexibel auf politische Verhältnisse reagieren zu können.
Jehn jedenfalls wies in der Hauptausschuss-Sitzung darauf hin, dass Bauen in denkmal-geschützten Gemäuern immer ein hohes Kosten-Risiko aufweist. Immerhin könne man aber durch die Sonderwünsche der Denkmalschützer wie bleiverglaste Fenster auch mit Zuschüssen rechnen. Der Ratssaal soll ab Frühjahr 2023 wieder nutzbar sein – „wenn nichts dazwischen kommt“.