Oberhausen. Eros Ramazzotti kommt auf seiner Comeback-Tournee im Februar in die Rudolf-Weber-Arena, in die Andrea Bocelli ein komplettes Orchester mitbringt.

Als Dritter im italienischen Bunde fehlt eigentlich nur die funkige Prise Zucchero. Doch ausgerechnet Sugar Fornaciari, der ziegenbärtige und stets mit breitkrempigen Hüten getarnte Quasi-Entdecker von Andrea Bocelli, tummelt sich im kommenden Jahr mit seiner „World Wild Tour“ lieber im tiefsten Süden Deutschlands: von Lörrach über Konstanz bis Rosenheim. Dann verkürzt in der Rudolf-Weber-Arena halt Eros Ramazzotti mit mediterranem Pop-Flair die lange Wartezeit auf einen erwartbar pompösen Auftritt des blinden Tenors aus der Toskana.

2018 hatte der inzwischen 64-Jährige die mehrfach größere Kölner Lanxess Arena gefüllt. Doch auch für die 12.000 Plätze fassende Rudolf Weber Arena wählt Andrea Bocelli am Donnerstag, 12. Oktober, 2023 den ganz großen Auftritt: mit komplettem Sinfonieorchester. Schließlich hatte die besten seiner klassischen CD-Einspielungen (beim britischen Label Decca) kein Geringerer als Maestro Lorin Maazel (1930 bis 2014) dirigiert. Im klassischen Fach nämlich hat sich der Bauernsohn aus der ungemein malerischen Gegend um Volterra ein breites Repertoire ersungen – auch abseits der bekannten Belcanto-Arien.

Auch der Saxophonist kommt bei Eros Ramazzotti ganz groß ‘raus: hier 2016 während seiner „Perfetto“-Tournee in der Essener Grugahalle.
Auch der Saxophonist kommt bei Eros Ramazzotti ganz groß ‘raus: hier 2016 während seiner „Perfetto“-Tournee in der Essener Grugahalle. © FUNKE Foto Services | Knut Vahlensieck

Dennoch behält und kultiviert Andrea Bocelli jenes Crossover-Image zwischen Pop und stimmlichen Bravura-Auftritten, dank derer seine Karriere in den 1990er Jahren durchstartete. Der studierte Jurist setzte sich in seinen 20ern noch in Bars ans Klavier, um dort mit einem sanft swingenden Sinatra-Repertoire zu unterhalten. Es war dann das „Miserere“ („Erbarme Dich“) aus lateinischer Messe, das Zucchero mit einer strahlenden Stimme veredeln wollte. 1993 gingen der Soul-Rocker aus Reggio nell’Emilia und der 35-jährige Newcomer gemeinsam auf Tournee, und Bocelli durfte mit Puccinis Über-Arie „Nessun Dorma“ auftrumpfen.

Den Superstar-Status erwarb er sich dann mit „Con te partirò“, dem internationalen Publikum besser bekannt als „Time to Say Goodbye“: Champion Henry Maske hat auch diesem hymnischen Bocelli-Duett mit der Britin Sarah Brightman einen Gutteil seiner „Gentleman“-Aura zu verdanken – mit der es sonst im Profiboxen nicht weit her ist.

Andrea Bocelli ist seit zwölf Jahren sogar ein Stern auf Hollywoods „Walk of Fame“ gewidmet: Nr. 2402 vor dem Roosevelt-Hotel.
Andrea Bocelli ist seit zwölf Jahren sogar ein Stern auf Hollywoods „Walk of Fame“ gewidmet: Nr. 2402 vor dem Roosevelt-Hotel. © Mark Seliger / Decca

Vielfach mit Platin prämierten Hit-Alben zum Trotz wählte der Tenor für das klassische Opernfach dennoch den Weg über die Provinz: 1998 debütierte Bocelli (39-jährig) als Rodolfo in Puccinis „La Bohème“ am Opernhaus von Cagliari auf Sardinien. Die großen Häuser in Europa und Amerika sollten folgen. Ein erstes Konzert mit zeitgenössischer E-Musik gab der umsatzstärkste Klassiksänger mit dem Sinn fürs Besondere am Lake Las Vegas in der begrünten Wüste von Nevada.

222 Benefiz-Spiele in der Sänger-Nationalmannschaft

Der vielsprachige Toskaner ist, so gesehen, für jede Überraschung gut – auch für jene, sich auf den Plakaten zur kommenden Tournee als Flötist zu präsentieren. Aber natürlich weiß Andrea Bocelli, was sein treues Publikum von ihm erwartet: jene strahlenden Arien, die nur Italiener mit der genau richtigen Dosis Pathos zu orchestrieren wissen.

Die nicht geringe Kunst, Erwartungen zugleich zu bestätigen und gelegentlich zu unterlaufen, beherrscht auch Eros Ramazzotti seit Jahrzehnten: Der 59-jährige Römer macht der Rudolf-Weber-Arena schon in etwas näherer Zukunft, am Samstag, 25. Februar 2023, seine Aufwartung. Ob dann wohl auch der gigantomanische gemeinsame Hit mit Andrea Bocelli zum Zuge kommt? „Musica è“, die zehnminütige Bombast-Nummer, würde sich zum Mittelpunkt jedes Konzertabends auswachsen.

Eros Ramazzotti ist halt ein entschlossener Team-Spieler – nicht nur als langjähriger Stürmer in der „Nazionale italiana cantanti“, der singenden Fußball-Elf, für die er 222 Benefiz-Spiele absolvierte. Auch sein Best-of-Album „e²“ geriet zum Tummelplatz hochmögender Gäste: vom Gitarrenhalbgott Carlos Santana bis zu den Chieftains, Irlands Gralshütern gediegener Folklore. Ganz zu schweigen von Helene Fischer – die ihre kommenden fünf Arena-Auftritte vom 23. bis zum 28. Mai 2023 vom artistischen Weltunternehmen Cirque du Soleil inszenieren lässt.

Popfest und Arienabend auf Italienisch

„Una notte italiana“ hat ihren stolzen Preis: Die Preisspanne bei den beiden Konzerten von Bocelli und Ramazzotti reicht (nach den Angaben von Eventim) von 50 bis 200 Euro. Karten für das Popfest mit Eros Ramazzotti am Samstag, 25. Februar 2023, gibt’s in vier Kategorien zu 80, 90, 99 und 108 Euro.

Mit seinem von vollem Orchesterklang unterfütterten Konzert am Donnerstag, 12. Oktober 2023, ebenfalls in der Rudolf-Weber-Arena, steigt Andrea Bocelli zwar günstiger ein. Doch der Preisstaffelung des fünf Jahre jüngeren Ramazzotti enteilt der Tenor dann deutlich: Karten gibt’s in sechs Kategorien zu 50, 70, 90, 100, 150 und 200 Euro.