Oberhausen. Die Oberhausener Scheidungsanwältin Susanne Marin erlebt bei ihrer Arbeit täglich gescheiterte Beziehungen. An die Liebe glaubt sie dennoch.

Familiendramen, Rosenkriege, zerbrochene Lebenswünsche: Susanne Marin Zimmermann erlebt in ihrem Beruf täglich mit, wie Ehen scheitern. Seit 2016 ist sie Fachanwältin für Familienrecht, seit 2022 arbeitet sie in der Kanzlei „Blumberg“ in Oberhausen. Im Gespräch redet sie über das „verflixte siebte Ehejahr“ und eine Spaß-Hochzeit in Las Vegas – die in Deutschland aber rechtskräftig war.

Frau Marin Zimmermann, wieso haben Sie sich dazu entschieden, Scheidungsanwältin zu werden?

Mich reizt das Rechtsgebiet „Familienrecht“, da es die Menschen persönlich und oft emotional betrifft. Im Falle einer Trennung geht der gesamte Lebensentwurf, den man sich ausgemalt hat, den Bach runter. Da ist es mir besonders wichtig, meinen Mandanten in solchen bedeutsamen Situationen zur Seite zu stehen.

Aus welchen Gründen wollen sich Eheleute scheiden lassen?

Die Gründe im Detail interessieren mich erst einmal nicht so sehr, weil es in Deutschland kein Verschuldensprinzip gibt. Für die Scheidung ist deshalb unerheblich, was zur Trennung geführt hat. Allerdings beobachte ich, dass die Kommunikation zwischen den Partnern oft große Mängel aufweist. Ich denke, dass viele Probleme gelöst werden könnten, wenn man früher damit beginnen würde, daran zu arbeiten. Nach tieferen Gründen für die Trennung frage ich aber nicht, da ich mich selbst nicht persönlich in die Probleme hineinziehen lassen möchte.

Wie läuft eine Scheidung überhaupt ab?

In der Regel ruft ein Ehepartner bei mir an und erzählt, dass er oder sie sich trennen möchte oder die Trennung bereits erfolgt ist. Wir machen dann einen Termin zur Erstberatung aus, das kann ausnahmsweise mit beiden Ehepartnern sein, in der Regel jedoch nur mit einem. Grundsätzlich kann ich immer nur eine Person vertreten, damit ich in keinen Interessenskonflikt komme. Es ist deshalb ein Irrglaube, dass Eheleute sich zusammen einen Anwalt nehmen – viele Paare teilen sich die Rechnung intern aber. Danach muss erstmal das Trennungsjahr abgewartet werden. Soll die Scheidung nach dem Jahr immer noch vollzogen werden, reiche ich den Scheidungsantrag ein, der andere Ehepartner muss dem dann zustimmen. Wenn es neben der Scheidung viel zu klären gibt, beispielsweise bei Unterhaltsfragen, dann schalten einige Leute einen zweiten Anwalt ein, der dann die Interessen des anderen Partners vertritt.

In ihrem Arbeitsalltag erlebt Susanne Marin Zimmermann auch kuriose Situationen – ein Ehepaar ließ sich im Laufe der Jahre gleich zwei Mal scheiden.
In ihrem Arbeitsalltag erlebt Susanne Marin Zimmermann auch kuriose Situationen – ein Ehepaar ließ sich im Laufe der Jahre gleich zwei Mal scheiden. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Wie hoch sind die Kosten für eine Scheidung?

Das hängt vom Nettoeinkommen der Eheleute ab. Bei einem niedrigen Einkommen muss man mit rund 1000 Euro rechnen, bei Mittelverdienern sind es schon um die 2500 Euro für Anwalts- und Gerichtskosten. Wenn gleich zwei Anwälte benötigt werden, ist man dann schnell bei 5000 Euro oder mehr.

Gibt es „verfluchte“ Ehejahre, in denen besonders häufig die Scheidung eingereicht wird?

Es gibt durchaus einen Grund, weshalb es „das verflixte siebte Jahr“ heißt (lacht). Die meisten Ehepaare sind schon ein paar Jahre verheiratet, bis sie merken, dass es doch nicht passt. Zwischen dem dritten und siebten Ehejahr häuft sich die Anzahl der Scheidungen etwas, danach verteilt es sich wieder mehr. Erst letztens habe ich ein Paar geschieden, das dreißig Jahre verheiratet war, aber ich hatte auch schon Fälle, da hat die Ehe nicht mal ein halbes Jahr gehalten – es ist also alles dabei.

Gibt es Fälle, die Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben sind?

Einmal kam ein Ehepaar zu mir, das Urlaub in Las Vegas gemacht und dort zum Spaß in einer kleinen Kapelle – so wie man es eben aus Filmen kennt – geheiratet hatte. Ein paar Monate später haben sie dann festgestellt, dass die Heiratsurkunde in Deutschland tatsächlich gültig ist, da wurde aus dem Spaß plötzlich Ernst. Die Ehe musste ich dann aufheben lassen. Ein weiterer Fall, an den ich mich noch gut erinnern kann, ist ein Pärchen, das sich zwei Mal scheiden lassen hat. Zwischen der ersten und zweiten Ehe lagen aber einige Jahre und beide hatten neue Partner. Dann haben sie sich wieder gefunden – und wieder getrennt.

Glauben Sie denn selbst noch an die Liebe, wenn Sie täglich gescheiterte Ehen sehen?

Ich glaube, dass man in jedem Alter die Liebe finden und sehr gut lange verheiratet sein kann. Viele Menschen überlegen sich ja angesichts der Scheidungsraten mittlerweile zwei Mal, ob sie tatsächlich heiraten wollen. Aber nur, weil sich viele Menschen scheiden lassen, heißt das ja nicht, dass man auf diesen romantischen Teil in seinem Leben verzichten sollte. Es gibt schließlich auch genug Ehen, die nicht scheitern und selbst wenn doch, hatte man eine schöne Zeit miteinander.

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