Oberhausen. Das Friedensdorf Oberhausen kämpft für kranke und verletzte Kinder in armen Ländern. So wurde das Leben von Esmail aus Afghanistan gerettet.

Seit 55 Jahren kämpft das Friedensdorf als Hilfsorganisation für eines der elementarsten Rechte von Kindern: dem Recht auf Gesundheit. In vielen Ländern der Erde leiden Kinder, weil sie medizinisch nicht versorgt werden können. Wie wichtig die Arbeit der Friedensdorfes ist, zeigt die Geschichte von Esmail aus Afghanistan.

Auf das erschütternde Schicksal des Jungen wurde das Team des Friedensdorfes im Februar aufmerksam, als Helferinnen und Helfer in Afghanistan waren, um Kinder auszuwählen, die sie nach Deutschland holen, um sie hier medizinisch zu versorgen. Esmails Vater brachte das Kind dafür nach Kabul. Eigenständig laufen konnte der Junge nicht. „Sein Körper war komplett ausgemergelt“, erinnern sich die Helfer und berichten über ihren Einsatz in einer aktuellen Mitteilung.

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Esmail war bei einem Unfall schwer verletzt worden, ein Auto hatte das Kind wohl angefahren und dann mitgeschleift. Die Haut von Esmails rechtem Bein wurde dabei abgerissen, die Wunde später nur unzureichend versorgt. Dem Friedensdorf-Team bot sich ein schlimmes Bild: Anstelle eines Beines sei von der Hüfte abwärts nur noch rohes Fleisch zu sehen gewesen, schreiben sie in ihrem Bericht. Für eine ärztliche Behandlung fehlte der Familie das Geld. Nicht einmal Schmerzmittel konnte sie sich leisten.

Der kleine Esmail verliert ein Bein

Ärzte konnten das Leben von Esmail (Mitte) retten. Sein Bein musste leider amputiert werden.
Ärzte konnten das Leben von Esmail (Mitte) retten. Sein Bein musste leider amputiert werden. © Friedensdorf International

„Als Esmail bei der Untersuchung in Kabul der Verband abgenommen wurde, war er selbst zum Schreien und Weinen zu schwach“, berichtet das Hilfsteam. Es war nicht einmal sicher, ob das Kind bis zum geplanten Flug nach Deutschland im März überhaupt überleben würde. Doch Esmail schaffte es. Ärzte in Deutschland konnten sein Leben retten – doch leider nicht sein Bein. Es musste amputiert werden.

Das war im März. „Heute sehen die Mitarbeitenden im Oberhausener Friedensdorf einen völlig veränderten Jungen“, heißt es in dem Bericht der Hilfsorganisation. „Esmail kann sich mit seiner Unterschenkel-Prothese schon sehr gut fortbewegen, er kann lachen, er kann spielen – und das ohne Schmerzen.“ Der Junge, der vor nicht mal einem halben Jahr schwerst verletzt auf einer Vakuum-Matratze nach Deutschland kam, sei nicht wiederzuerkennen.

Esmails Genesung grenze fast an ein Wunder, sagen seine Betreuer in Oberhausen. „Es zeigt uns allen, dass es sich lohnt, um jedes einzelne Kind zu kämpfen, das in seiner Heimat keinerlei Zugang zu einer medizinischen Versorgung hat.“