Oberhausen. Ganz unterschiedlich laufen die Trauungen am 22.2.22 in Oberhausen ab. Auch am Schnapszahl-Tag fließen Tränen – allerdings nicht nur aus Rührung.
Es ist ein windiger, nasskalter Dienstag im Februar, das Thermometer vor dem Schloss in Alt-Oberhausen zeigt sechs Grad an. Auf den ersten Blick kein Tag, an dem man gerne heiraten möchte. Doch für acht Oberhausener Paare könnte es keinen schöneren Tag geben, um sich das Ja-Wort zu geben – denn es ist der 22.2.22, ein Schnapszahldatum.
Schnapszahldaten sind schon immer sehr beliebt bei Hochzeitspaaren. Hinzu kommt, dass es sich beim 22.02.2022 um einen „Palindromtag“ handelt – also um ein Datum, das vorwärts und rückwärts gelesen werden kann. Diese Tage sind besonders selten, der nächste Palindromtag steht erst wieder am 03.02.2030 an. Das Oberhausener Standesamt schuf deshalb extra Kapazitäten, da dienstags normalerweise gar keine Trauungen stattfinden.
Ganz leger oder top gestylt
Die Paare, die sich an diesem Dienstag das Ja-Wort geben, könnten nicht unterschiedlicher sein: Das erste Paar des Tages erscheint um zehn Uhr in Jeans und abgewetzter Lederjacke, begleitet von Angehörigen in Pullis und Cordhose. Nur ein kleiner Brautstrauß lässt auf den besonderen Anlass der Zusammenkunft schließen. Um halb zwölf erscheint wiederum eine Braut in glitzerndem Hochzeitskleid mit viel Tüll, ihr zukünftiger Mann trägt einen marineblauen und maßgeschneiderten Anzug. Auch die Hochzeitsgesellschaft ist sehr schick gekleidet.
Zu den acht glücklichen Pärchen, die sich im Trausaal des Schlosses heute das Ja-Wort geben, gehören auch Dirk Kößler und Jan Juranek. Die beiden Männer sind bereits seit 21 Jahren ein Paar und sahen den 22. Februar als Anlass, nun endlich den nächsten Schritt zu gehen. „Eigentlich wollten wir schon am 11.11.2011 heiraten, aber da haben wir uns nicht rechtzeitig drum gekümmert. Vor ein paar Wochen haben wir dann darüber nachgedacht, dass der 22.2.2022 doch auch ein schönes Datum wäre, die Zahl Zwei spielt in unserer Beziehung eine immer wiederkehrende Rolle“, erklärt Kößler. „Also haben wir ,Just for fun’ im Standesamt nachgefragt. Als uns dann gesagt wurde, dass noch ein Termin um elf Uhr frei ist, ging alles ruckzuck.“
Heimliche Hochzeit: „Wir lassen die Bombe platzen“
Ruckzuck geht es auch im Trauzimmer: Nach einer knappen Viertelstunde verlässt das frisch verheiratete Pärchen den Raum, sie sind nun „Mann und Mann“. Wer nun ein Empfangskomitee mit Familien und Freunden erwartet, liegt falsch. Denn Kößler und Juranek – beide haben ihren Familiennamen behalten – haben niemandem von ihren Hochzeitsplänen erzählt. „Nicht mal den engsten Freunden“, verrät Juranek,„wir lassen dann heute oder morgen die Bombe platzen“. Sein Mann fügt hinzu: „Vielleicht schicken wir unseren Freunden dann morgen einfach den Artikel, das wäre doch mal eine Überraschung“.
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Ganz und gar nicht heimlich findet die Hochzeit des nächsten Brautpaares statt: Auch Lisa und Sascha Richter geben sich heute das Ja-Wort, begleitet von mehreren Freunden und der Familie. „Wir haben uns sehr gefreut, dass unsere Hochzeit an so einem schönen Datum stattfindet. Zudem hat meine Mutter heute Geburtstag, der Tag gibt also gleich mehrfach Anlass zum Feiern“, erzählt Lisa Richter. Sie trägt eine weiße „Brautmaske“, die bedruckt ist mit dem Datum und mit den Vornamen des Brautpaares.
Nicht alle Gäste dürfen dabei sein
Doch noch bevor es überhaupt losgeht mit der Trauung, gibt es Probleme. Die Security vor dem Trauzimmer weist darauf hin, dass maximal zehn Personen das Zimmer betreten dürfen. Für die Hochzeitsgesellschaft bedeutet das: Nicht jeder kann bei der Trauung dabei sein, einige Freunde müssen draußen bleiben. Nach langem Hin und Her steht fest, wer mit rein darf. „Blödes Covid“, ärgert sich ein Gast, eine Freundin des Brautpaars steht in der Tür und weint – sie wäre gerne dabei gewesen. Dennoch zeigen sich alle Gäste des Standesamtes an diesem Tag verständnisvoll, sie wissen, dass die Securitymänner auch nur ihren Job machen.
Sowohl für Dirk Kößler und Jan Juranek als auch für Lisa und Sascha Richter steht fest: Im Sommer, wenn hoffentlich wieder größere Feiern uneingeschränkt möglich sind, dann wird noch einmal so richtig gefeiert. Und dann muss auch kein Gast draußen bleiben.
Hohe Termin-Nachfrage trotz Corona
Trotz Pandemie verzeichnet das Oberhausener Standesamt eine hohe Nachfrage nach Hochzeitsterminen, so sind alle Wochenend-Termine für Trauungen im Schloss bereits bis Oktober 2022 ausgebucht.Derzeit dürfen sich neben dem Brautpaar acht zusätzliche Gäste im Trausaal aufhalten – mit 3G-Nachweis und medizinischer Maske.Neben dem Trausaal im Oberhausener Schloss können sich Brautpaare auch im Trauzimmer der Burg Vondern und im Technischen Rathaus Sterkrade trauen lassen. In den Sommermonaten sind zudem Trauungen auf den Schiffen der Weißen Flotte Baldeney möglich.