Oberhausen. In der Arena Oberhausen wirft Peter Maffay die Zeitmaschine an - und 10.000 Fans stehen Kopf. Es gibt Hits aus 50 Jahren und Neues von Tabaluga.
Sieben dunkle Jahre mussten die knapp 10.000 Fans zwar nicht überstehen, bis sie mit Peter Maffay in Oberhausen endlich „Über sieben Brücken musst du gehn“ anstimmen konnten. Doch auch zweieinhalb Jahre mit Krankheitsausfällen, Corona-Zwangspausen und Konzert-Verlegungen können einem wie eine Ewigkeit vorkommen. Maffays berühmte Cover-Ballade der Ost-Rockband Karat ist die Hymne eines langen Abends.
Am Sonntag steht der Altmeister in einer nahezu ausverkauften Rudolf-Weber-Arena. Meist unterhaltsam, selten etwas zähflüssig, aber immer authentisch. „Freunde“, sagt er mit dem langgezogenen E am Wort-Ende. „Wie schön, euch zu sehen. Tanzt auf den Stühlen. Alles ist erlaubt.“
Es folgen gut zweieinhalb Stunden mit mehr als 20 Hits. An kritischen Worten zu Umweltsünden und Angriffskriegen spart er nicht. Die Welt steht Kopf und der 73-Jährige haftet mit beiden Füßen fest auf - einer Gitarre.
Peter Maffay: Riesige Bühne in Form einer Gitarre - der Sohn rockt mit
Denn diese Bühne ist schon ein Hingucker. Der lange Steg schlängelt sich wie die Silhouette einer Gitarre weit in die Halle hinein und lässt ein Dutzend vorzüglicher Solo-Musiker viel Platz, um gut 50 Jahre aus Peters Plattenkiste aufzuarbeiten.
Maffay nennt die agile Band „seine Großfamilie“. Auch sein 18-jähriger Sohn Yaris rockt als Background-Sänger mit. Schmuse-Schlager, weicher Pop bis gradliniger Deutschrock. Der Arena-Innenraum wird zu Maffays guter Spiel-Stube.
Nah dran an den Fans, das ist er - keine Frage. Dass der erfahrene Musiker derzeit als Casting-Coach in der TV-Show „The Voice of Germany“ unterwegs ist, erwähnt er mit keiner Silbe. Aber man spürt es im obligatorischen Mitsingteil trotzdem.
Maffay dirigiert, zuppelt mit geflüsterten Worten („Et-was lau-ter“) an der Lautstärke und hätte wohl selbst den müdesten Fan in der obersten Reihe munter wach gelobt. „Ihr seid so fleißig!“
Peter Maffay: In Oberhausen spielt er seinen liebsten „Schmachtfetzen“
Das Tourmotto „So weit“ kann man jedenfalls wörtlich nehmen. Das Konzert ist hoffnungslos unvollständig - trotz der üppigen Spielzeit ohne Pausentee. Klar, wie auch: Vier Hände reichen nicht mehr aus, um die Nummer-Eins-Alben zu zählen.
Geschadet hat es nicht. Alte Eisen finden Fans höchsten bei den Instrumenten. Der gut aufgelegte 1,68-Meter-Mann trägt seine mit Nieten behaftete Lederjacke. Zeigt seine Arm-Tattoos und manch jüngerem Kollegen wie die Instrumenten-Saiten zu klirren haben.
Maffay, der als Peter Alexander Makkay in der zentralrumänischen Großstadt Brasov geboren wurde, lässt tief blicken. Schließlich verrät er noch, was der von ihm vor fast 40 Jahren mit erdachte Märchen-Drache „Tabaluga“ bald erlebt. Das neue Album „Die Welt ist wunderbar“ erscheint erst am 7. Oktober. Der Altmeister spielt den neuen Song „Elektrizität“, der wie der Soundtrack zur aktuellen Energiekrise klingt - wenn es nicht so traurig wäre.
Peter Maffay: Band-Musiker sorgen für ein unwiderstehliches Finale
Schmunzeln darf man aber doch noch. Den 1970er-Kult-Hit „Du“ kündigt er selbst als „Schmachtfetzen“ an. Baywatch-Bademeister David Hasselhoff schaffte es Mitte der 90er-Jahre diese Liebes-Rakete (in deutscher Sprache) tatsächlich noch weiter durch den Geschmacks-Fleischwolf zu drehen.
Zur vergnüglichen Zeitreise in seine künstlerische Urknall-Phase öffnet Peter Maffay das Familienalbum. Er zeigt ZDF-Hitparaden-Clips mit Dieter Thomas Heck. Präsentiert dicke Haarmatten. Trägerlose Shirts. Und selbst gut informierte Fans wissen jetzt, dass er in der Bravo-Ausgabe als Posterboy verewigt war, in der Schauspielerin Brooke Shields als Autogramm-Karte beilag.
Ansonsten: Hits, Hits, Hits. „Gelobtes Land“, „Samstag Abend in unserer Straße“, natürlich „Und es war Sommer“. Ein unwiderstehliches Instrumental-Solo setzt den Schlusspunkt. Gitarren-Riffs. Schlagzeug-Stafetten. Feine Stimmen. Die Fans jubeln sich in die Nacht.