Bottrop. In diesem Jahr mussten einige Bottroper Traditionsgeschäfte schließen, andere hingegen haben eröffnet oder sich zur Stadt bekannt. Eine Übersicht

Wer auf das noch laufende Jahr zurückblickt, wird feststellen: Bottroperinnen und Bottroper müssen auf einige traditionsreiche Geschäfte verzichten. In der Stadtmitte, aber auch in Stadtteilen wie im Fuhlenbrock. Bei manchen war es geplant, manche Geschäftsaufgaben überraschten aber auch – im negativen Sinn. Aber es gibt auch mehrere Lichtblicke, in Bottrops Innenstadt und so manchem Stadtteil.

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Einer dieser Lichtblicke ist der neue Conceptstore „Grünes & Schönes“ auf der Kirchhellener Straße in der Bottroper Innenstadt. Inhaberin Laura Christina Görtz bietet eine breite Auswahl; von Mode über Dekorationsartikel bis hin zu frischen Blumen. Besonders schön gestaltet ist der Innenhof der ehemaligen Galerie Roohnikan, in dem inzwischen Pflanzen darauf warten, gekauft zu werden. Nur einige Meter Fußweg entfernt gibt es allerdings auch schlechte Nachrichten.

Hieß es zunächst, dass die Schreibwaren-Filiale, die 2023 noch von der buero.de AG übernommen wurde, im altn Postberghaus weiterhin geöffnet bleiben soll, ist inzwischen klar: Der Mietvertrag endet am 31. Dezember, ein letztes Mal öffnete das Geschäft am 24. Dezember. Auch die Filiale in Kirchhellens Dorfmitte soll geschlossen werden. Kirchhellener haben noch bis Ende Januar Zeit zum Einkaufen.

Bonfatius-Apotheke, Vestische Farben und Co: Viele Veränderung im Fuhlenbrock

Ähnlich schlecht sieht es auf den ersten Blick auch im Fuhlenbrock aus. Gleich drei Traditionsbetriebe verabschiedeten sich in diesem Jahr. Zunächst schloss Elektro Schürmann, die mit ihrem Konzept aus Elektrofachhandel, Post- und Postbank-Filiale eine Anlaufstelle für viele Menschen im Stadtteil waren. Nachdem der Vertrag seitens der Postbank nicht verlängert worden ist, entschied man sich im Sommer zur Geschäftsaufgabe. Wenige Monate später, im Oktober, ging auch das Licht in der Bonifatius-Apotheke aus. Apotheker Ulrich Werner zog sich nach 50 Berufsjahren und 41 Jahren in der Selbstständigkeit in die Rente zurück.

Verabschiedete sich 2024 in den verdienten Ruhestand: Apotheker Ulrich Werner aus der Bonifatius-Apotheke.
Verabschiedete sich 2024 in den verdienten Ruhestand: Apotheker Ulrich Werner aus der Bonifatius-Apotheke. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ende November ging es dann mit der Schließungswelle im Quartier weiter. Nach 80 Jahren strich die Vestische Farben GmbH die Segel. Geschäftsführer Peter Rahe erklärt damals: „Die wirtschaftlichen Umstände zwingen uns dazu, die Umsätze gingen zurück, wir ziehen die Reißleine. Solange man noch Herr im eigenen Hause ist, kann man auch noch selbst reagieren.“ 

Auch der „ProfiTier-Markt“, schräg gegenüber des Fuhlenbrocker Marktplatzes, musste Anfang 2024 nach nur zwei Jahren schließen. Steigende Kosten im Energiebereich und bei den Futtermitteln seien Gründe, wie der damalige Besitzer erzählte.

Inzwischen dürfen sich die Bewohner des Stadtteils aber über einen neuen Laden in den Räumen freuen. Sheo Kalid hat Ende November dort seinen „Europa-Supermarkt“ eröffnet. Er möchte laut eigener Aussage „die Bindung von Menschen verschiedener Herkunft stärken.“ Im Angebot sind neben orientalischen auch viele deutsche Produkte. Wenige Meter weiter hat sich auch in den alten Räumen von Autoteile Streich etwas getan. Auf der Ecke der Lindhorststraße / „Im Fuhlenbrock“ zog „Foto Kreul“ ein. Neben Pass- und Bewerbungsfotos bietet Kevin Kreul auch Fotoboxen zum Verleih an.

Schließungen und Neueröffnungen halten sich in Bottrops Innenstadt die Waage

Auch in der Bottroper Innenstadt wurden einige rote Bänder durchgeschnitten. Häufig in Ladenlokalen, in denen zuvor ein anderes Unternehmen Platz gemacht hat. So konnte sich nach der Schließung des Odeon-Video-Centers im Sommer Khalil Romane, der 2015 aus Syrien nach Deutschland flüchtete, seinen Traum der Selbstständigkeit erfüllen. Sein Möbelhaus „Selina“ befindet sich seither auf der Essener Straße.

Einige Meter weiter hat auch Özgür Köksal einen neuen Laden eröffnet. Wo einst Autoteile verkauft wurden, bekommt man nun Lebensmittel, Getränke, Drogerieartikel und mehr. Ab Mitte Januar 2025 soll zudem eine Postannahmestelle für Briefe und Pakete einziehen. Das dürfte besonders Kundinnen und Kunden freuen, denn in diesem Jahr kündigte die Postbank an, dass in der alten Post am Berliner Platz bald keine Pakete mehr angenommen werden sollen.

Wiederum auf die Essener Straße gezogen ist mit „Zoo & Co.“ zudem ein neuer Tier-Fachmarkt. In der Nähe des Hauptbahnhofs war zuvor 42 Jahre lang der ABC-Schuhmarkt beheimatet. Vor Kurzem gab es weitere gute Nachrichten aus dem Umfeld. Die Brüder Mohamad und Ahmed Soleiman eröffneten Anfang November den Kiosk samt Post- und Lottofiliale im Hauptbahnhof.

Das pfiffige Haustierparadies an der Böckenhoffstraße musste 2024 endgültig schließen. Auf dem Foto aus dem Sommer: Chefin Sandra Schwarz (Mitte) und ihre Mitarbeiter Miriam Arend und Karsten Krämer.
Das pfiffige Haustierparadies an der Böckenhoffstraße musste 2024 endgültig schließen. Auf dem Foto aus dem Sommer: Chefin Sandra Schwarz (Mitte) und ihre Mitarbeiter Miriam Arend und Karsten Krämer. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Mit dem Pfiffigen Haustierparadies musste aber auch in Stadtmitte ein Geschäft für Tierbedarf schließen. Seither befinden sich an der Böckenhoffstraße mit den ehemaligen Räumlichkeiten des schon länger geschlossenen Biomarkts Bukes gleich zwei prägnante Leerstände nebeneinander. In Letzterem organisierte der Bottroper Förderverein Gartenfreunde zuletzt einen großen Indoor-Trödelmarkt sowie einen Indoor-Weihnachtsbasar. Der Verein zog selbst im Frühjahr unentgeltlich in das Gebäude. In der einstigen Pizzeria will man vor allem für kleinere Vereine da sein und diese unterstützen.

Firmen bekennen sich zur Stadt – eine investiert eine sechsstellige Summe

Ein ganz frisches Konzept ist eine Ecke weiter an der Osterfelder Straße entstanden. Im früheren Haus der WAZ-Lokalredaktion entstand mit „Toprak Seker Hair“ ein Showroom für Echthaar-Extensions und Perücken. Inhaber Toprak Seker ist keineswegs unbekannt. Der Friseur betreibt in mehreren türkischen Großstädten gehobene Friseursalons, hat zudem einen Shop in Dubai. Neu riecht es sicher auch noch bei „MySolarTec“, ebenfalls an der Osterfelder Straße. Der neue Mieter will die Bottroper in Sachen Photovoltaik beraten.

Nicht ganz so neu ist der Friseur „Zino Hairstyle“ in der Innenstadt. Er eröffnete bereits im Januar des Jahres an der Hansastraße. Zuvor stand das Ladenlokal fast ein halbes Jahr leer, nachdem der Eloria-Shop, der zur bekannten Eloria Erlebnisfabrik gehörte, geschlossen wurde.

Einen neuen Look hat auch die Jysk-Filiale (früher: Dänisches Bettenlager) an der Osterfelder Straße bekommen. Dafür hat der dänische Konzern ordentlich investiert. Rund 250.000 Euro hat man sich das Bekenntnis zum Bottroper Standort kosten lassen. Mindestens genauso erfreulich ist auch das Statement von Woolworth. Die Firma fühlt sich in Bottrop so wohl, dass man hier sogar nach einem zweiten Standort sucht.

Leerstände auch auf der Bottroper Gastromeile

Einen Neuzugang gibt es auf der beliebten Gastromeile. Zwar müssen Sushi-Fans weiterhin auf den geplanten Umzug des Restaurants Daikychi auf die Gladbecker Straße warten, aber Fans von besonderen Snacks kommen schon jetzt auf ihre Kosten: Denn seit Sommer wartet der „Bottroper Kiosk“ mit typischen Trinkhallen- aber auch schwer zu findenden Produkten auf.

Nah beim neuen Innenstadt-Kiosk an der Gladbecker Straße sind jedoch zwei Leerstände entstanden. Ende September musste Inhaber Sebastian Brödel schweren Herzens sein Fachgeschäfte „Musik Brödel“ schließen. Zur selben Zeit wurde schräg gegenüber der Service-Point von Gelsen-Net leer geräumt. Bereits seit März suchten Kundinnen und Kunden vergeblich Hilfe, der Laden war nicht mehr besetzt.

Cornelia Amlang hat 2024 ihr Modefachgeschäft „Pier“ an der Poststraße geschlossen. Sie verabschiedete sich den Ruhestand.
Cornelia Amlang hat 2024 ihr Modefachgeschäft „Pier“ an der Poststraße geschlossen. Sie verabschiedete sich den Ruhestand. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ausgeräumt haben Elke und Karl-Heinz Langehegermann ihr Geschäft „Trend & Idee“ am Bottroper Altmarkt. Nach 15 Jahren verabschiedete sich das Ehepaar zum Jahresende in den Ruhestand. Einige Monate zuvor hat sich Cornelia Amlang, 25 Jahre Inhaberin des Modegeschäfts Pier an der Poststraße, ebenfalls in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen. Dort liegt der Fokus weiterhin auf Mode. Bei „Mirsen Dress“ gibt es Abend- aber auch Brautkleider. Festlich ist nicht nur das Sortiment, auch das Geschäft selbst war ein Geschenk der Eltern zum 20. Geburtstag von Inhaberin Mirsen Sensoy.

Handel in Kirchhellen: Die Bilanz 2024 im Dorf

Keine Nachfolgelösung ist bislang für Erika Paul in Sicht. Die 76-Jährige steht seit rund 40 Jahren hinter der Theke der Lotto-Annahmestelle in Grafenwald, nun geht sie in Rente. Der Lotto-Laden samt Paket- und ÖPNV-Ticket-Shop macht dicht. Lotto sollen ihre Kunden bald im Grafenwald-Kiosk spielen können.

Eine Übernahme hingegen hat in Kirchhellen funktioniert: Die Zwillinge Stephanie und Karoline Pohl haben das bekannte Fachgeschäft für Dessous, Nachtwäsche und Bademode „Barbaras Wäscheträume“ von Barbara Kock übernommen. An zwei anderen Stellen mussten im Dorf aber auch Geschäfte schließen.

Von der Senheimer Straße verabschiedeten sich die Kirchhellener Designer Julia und Marcel Kiel. Die beiden Selbstständigen wollen sich mit ihrem „Chaos Design“ nun auf den Online-Shop konzentrieren. Einen Steinwurf entfernt hat nach nur zwei Jahren auch „Kiddi‘s“ geschlossen. Immerhin: das Gewerbegebiet im Pinntal ist inzwischen fast vollständig belegt.