Bottrop. In Bottrop hat ein neuer Laden für den täglichen Bedarf aufgemacht – bald auch mit eigener Postannahmestelle. Was er sonst noch zu bieten hat.

Lange Jahre hat der ausgebildete Kfz-Meister Özgür Köksal einen Kiosk in Altenessen betrieben. Das Haus gehört ihm bis heute, den Kiosk hat er nun für seinen neuen Laden an der Essener Straße, unweit der Bottroper Innenstadt, aufgegeben. „Weil es hier ruhiger ist“, sagt der 47-Jährige. Hört man ihn erzählen, was er in über zehn Jahren im Essener Norden erlebt hat, beginnt man zu verstehen, wie das gemeint ist.

Meliss Markt heißt sein neues Geschäft, das zu groß ist, um noch als Kiosk durchzugehen, zu klein, um es als Supermarkt bezeichnen zu können. Getränke gibt es hier auch kistenweise, die Gefriertruhen sind mit Gemüse und Fertigprodukten gefüllt, im Schaufenster steht Kinderspielzeug. Es gibt Drogerieartikel, türkische und deutsche abgepackte Lebensmittel und hinterm Tresen wird Kaffee für 1,50 Euro ausgeschenkt. Seine Preise, betont der Inhaber, seien wie im Supermarkt. Ab dem 15. Januar wird hier dann auch noch eine Postannahmestelle für Briefe und Pakete mit einziehen. In das kleinere Ladenlokal nebenan, das zum gleichen Haus gehört, soll demnächst das Büro eines Versanddienstleisters einziehen.

Überfälle, Schlägereien und Schutzgelderpressung im Essener Norden

„Mir kam zu Ohren, dass die Poststelle in der Innenstadt bald zumacht.“ Auch das ein Grund, an den verkehrsberuhigten Teil der Essener Straße zu ziehen, in das Ladenlokal mit der Nummer 49, in dem zuletzt Autoteile verkauft wurden. Dieses Haus hat Köksal ebenfalls gekauft, hier lebt er zusammen mit seiner fünfköpfigen Familie. Wenn er gerade nicht hinterm Tresen steht, helfen seine Frau oder einer der zwei erwachsenen Söhne aus. Geöffnet ist der Meliss Markt unter der Woche von 7 bis 21 Uhr, samstags wird zwei Stunden später aufgesperrt.

Meliss Markt
Der Meliss Markt an der Essener Straße hat sechs Tage die Woche geöffnet. © WAZ | Niklas Schlottmann

Geschäftstreibende, die sich wie Köksal mehr Ruhe vor der Tür wünschen, sind eher selten. Vier Mal ist er überfallen worden, sagt Köksal, als sei nichts dabei. Einmal mit gezückter Pistole. Im Viertel war ständig Stress, zu viele Schlägerei und Drogendeals habe er über die Jahre beobachtet.

Zwei junge Männer, Mitglieder einer berüchtigten libanesischen Familie in Essen, wie Köksal sagt, hätten ihn dann zuletzt noch um Schutzgeld erpressen wollen. „Ich habe gar nichts gezahlt.“ Passiert ist dem Mann, der vor vielen Jahren aus der Türkei ins Ruhrgebiet gekommen ist, nichts. Aber das Maß war damit endgültig voll: Seit rund vier Wochen geht das Geschäft nun an der Essener Straße in Bottrop weiter. Weil es hier ruhiger ist.