Bottrop. Über Jahrzehnte waren Apotheker Ulrich Werner und sein Team für die Fuhlenbrocker da. Der Abschied ist voller emotionaler Momente.

Jetzt ist die Türe endgültig zu, der letzte Septembertag war auch das Ende für die Bonifatius Apotheke im Fuhlenbrock. Mit 78 Jahren geht Apotheker Ulrich Werner nach 50 Berufsjahren und 41 Jahren Selbständigkeit in den Ruhestand.

Bonifatius Apotheke in Bottrop: Abschiedsfeier mit vielen emotionalen Momenten

Am letzten Tag gab es noch eine kleine Abschiedsfeier, auch die Stammkunden gaben sich an diesem Tag die Klinke in die Hand, es kam zu vielen emotionalen Momenten: „Das zeigt, dass wir doch vieles richtig gemacht haben“, meint Ulrich Werner.

Während der Chef in den Ruhestand geht, haben die Angestellten Manuela Hegenscheid und Claudia Reinders Arbeitsplätze in anderen Apotheken gefunden, aber „wir wären lieber hier geblieben, wir waren ja eigentlich eine Familie“.

In die Räume der Bonifatius Apotheke im Fuhlenbrock wird ein Versandhandel einziehen.
In die Räume der Bonifatius Apotheke im Fuhlenbrock wird ein Versandhandel einziehen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Irgendwie habe man immer gedacht, das wäre auch ein Job für immer und man ginge gemeinsam in Rente, auch wenn das wenig realistisch gewesen sei. Nach fast 30 Jahren Gemeinsamkeit fällt der Abschied schwer, aber bis Ende Oktober ist noch einiges zu tun. Die verbliebenen Medikamente müssen inventarisiert und an den Großhandel zurückgegeben, die Chemikalien im Labor fachgerecht entsorgt werden. Und außerdem „findet man auch immer wieder Sachen in den Schränken, wie zu Hause beim Aufräumen“.

Apotheke schließt: Inventar soll an die Ukraine gespendet werde

Die Einrichtung mit den massiven Tischen und den Holzschränken mit den vielen Apothekerschubladen ist das größte Problem, es muss ja alles zurückgebaut werden. Ulrich Werner will dieses Inventar spenden und mithilfe des Deutsch-Ukrainischen Vereins in die Ukraine transportieren lassen.

Viele handliche Stücke hat man in den letzten Wochen für kleines Geld abgegeben: „Damit die Leute auch eine Erinnerung haben.“ In den Schaufenstern werden noch leere Medikamentenflaschen, Tuben, Salbendöschen oder alte Pharmaziebücher ebenso wie Apothekerflaschen mit geheimnisvollen Aufschriften angeboten.

Man hat sogar schon die Kalender für 2025 frühzeitig besorgt, damit die Kunden sich noch einmal damit eindecken können, schließlich sei der Kontakt zu den Menschen und die Arbeit für die Menschen immer das Wichtigste in seinem Beruf als Berufung gewesen, resümiert Ulrich Werner. Eine Kundin habe ihn einmal gefragt. „Hast du Kinder oder nur die Apotheke?“

Behalten wird er seine antike englische Reiseapotheke im Holzkasten und die Apothekergewichte, Feinwaagen und handgeschriebenen Rezepte aus dem 18. Jahrhundert

Ehemalige Kunden klopfen noch manches Mal an die Apotheken-Tür

Auch wenn die Türe zu ist, wird sie an diesen Tagen doch manchmal geöffnet, wenn ehemalige Kunden noch einmal klopfen, neben netten Worten zum Abschied kommt dann noch die Bitte um Aufstellung der Zuzahlungen zu Medikamenten, um sie bei der Krankenkasse vorzulegen. Ein bisschen wehmütig sagt ein Kunde: „Man hat sich hier wohlgefühlt, es war eine richtige Wohlfühlatmosphäre.“ Bei aller Wehmut verstehen die Kunden die Entscheidung: „Es ist schade, aber jeder hat das Recht Rentner zu werden.“

Und dieser Rentner will sich mehr seinen verschiedenen Freundeskreisen widmen und sein geliebtes Hobby Bergsteigen mit „Seil, Hacke und Führer“ wieder intensivieren. Das zum Abschied geschenkte Buch „Ruhestand für Anfänger“ wird er wohl nicht wirklich brauchen

Der neue Verwendungszweck für die Räumlichkeiten steht ebenfalls fest, ein Versanddienstleister wird den Laden zusammen mit den Geschäftsräumen der ehemaligen Post nebenan übernehmen.

Im Fuhlenbrock wird diskutiert, unter welchem schlechten Stern der Name Bonifatius in diesem Stadtteil steht. Nach der Bonifatiuskirche und dem geliebten „Boniheim“ ist jetzt auch Feierabend für die Apotheke.