Bottrop. Cornelia Amlang führt seit 1999 das Modegeschäft Pier an der Poststraße. Im März schließt sie ihr Geschäft an der Poststraße.
Es gibt vielleicht keine andere Straße mehr in der Innenstadt mit einer vergleichbar hohen Dichte an inhabergeführten Geschäften. Biometzger, Optiker, Oberbekleidung, Ausstattung und Accessoires, ein Café ... und eben Moden Pier. In diesem Jahr sind es 25 Jahre her, seit Cornelia Amlang das Damenmodegeschäft übernahm, eine feste Größe an der Poststraße. Im März wird die Fachhändlerin ihr Geschäft schließen.
Eine Entscheidung, die sie zwar selbst mit einem lachenden und einem weinenden Auge getroffen habe, aber die nicht aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte. Vielmehr hat Cornelia Amlang das Rentenalter erreicht, im Oktober wird sie 66, und möchte mit ihrem Mann, der bereits seit fünf Jahren im Ruhestand ist, noch ein paar schöne Jahre genießen. Denn: „Man weiß nie, wie lange das noch geht, man weiß nie, wie sich die eigene Gesundheit, aber auch die Zeiten allgemein entwickeln.“ Deshalb hat sie sich im November entschlossen, diesen Schnitt zu gehen.
Vor 40 Jahren übernahm die gebürtige Bottroperin ihr erstes eigenes Geschäft auf dem Eigen
Die gebürtige Bottroperin ist Einzelhandelskauffrau von der Pike auf. Ihre Ausbildung hat sie im Rosenthal-Studio bei Borgmann gemacht. Einige Zeit habe sie sogar im Modegeschäft Köster gearbeitet. Heute sind Dieter und Brigitte Köster mit ihrem Laden „Köster Men‘s Fashion“ ihre Geschäftsnachbarn und geschätzte Kollegen an der Poststraße. Aber Cornelia Amlang ist schnell in die Selbstständigkeit gewechselt. 1985 hat sie ihren ersten Laden an der Gladbecker Straße auf dem Eigen eröffnet. „Erst nur als Wollgeschäft, dann bin ich schnell ins Modesegment eingestiegen“, erzählt die engagierte Geschäftsfrau.
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Als sie 1999 vom Eigen in die Innenstadt wechselte, musste sie sich erst einmal eingewöhnen. „Auf dem Eigen kannte ich fast jeden, in der City war es dann schon anonymer, aber es war auch die Zeit, in der Bottrop noch brummte, viele inhabergeführte Geschäfte die Innenstadt prägten“, erinnert sich Cornelia Amlang. „Das ist vorbei, aber nicht nur in Bottrop, die Innenstädte verkommen regelrecht“, sagt die Geschäftsfrau und erzählt, wie sie sich kürzlich vor und besonders nach einem Theaterbesuch in der Essener Innenstadt extrem unwohl gefühlt habe.
Demgegenüber sei Bottrop noch so etwas wie heile Welt, die Poststraße ohnehin wie „eine kleine Insel der Seligen“. Das höre sie auch von vielen Kundinnen, wobei: „Der ZOB und der Berliner Platz sind ja nicht weit weg, da bekommt man schon einiges mit.“ Einmal sei sogar einer der roten Stühle, die die Geschäftsleute vor einiger Zeit aufgestellt hatten, um die Umgebung der Läden hübsch zu machen, in ihr Schaufenster geworfen worden. Aber so etwas gehöre zum Glück immer noch zu den Ausnahmen.
Eingesessenes Modegeschäft in Bottrop: Abschied nehmen von der Poststraße
All das schreckte die eingefleischte Einzelhändlerin nicht. Und sicher: Sie hätte das Geschäft gut noch ein paar Jahre weiterführen können. Sogar ein wenig neue Kollektion für die Übergangszeit habe sie noch geordert. „Aber irgendwann überlegst du, wann du den Schnitt machst.“ Eine Nachfolge sei allerdings nicht in Sicht. Ihre Tochter habe schon vor Jahren abgewinkt. „Ich kann das verstehen, als Einzelkämpferin wird es in unserer Branche immer schwieriger, die Zeiten ungewisser, das spürt man auch beim Kaufverhalten.“
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Dennoch: „Die Zeit hier war schön, mit den Nachbarn der Poststraße, die vielen Gespräche mit Stammkundinnen, manchmal war man so etwas wie ein Kummerkasten, dann habe ich aber auch an vielen schönen Ereignissen der Kundschaft teilgenommen“, erinnert sich Cornelia Amlang. Erinnerungen, die sie mitnehmen wird. Vor allem aber freut sie sich nun auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Mann, im Haus mit Garten in Isselburg am Niederrhein, wo beide schon seit Jahren leben.
Kommt die berühmte Weltreise als Neu-Rentnerin? „Nein, so etwas Großes haben wir nicht geplant, viel Wandern in den Bergen oder andere Urlaube aber schon.“ Aber in den nächsten beiden Monaten heißt es erst einmal Abschied nehmen, von der Poststraße, den Kollegen und vielen lieben Kundinnen, die nun ein Damenmodengeschäft weniger haben in Bottrop.