Bottrop. Dieses Jahr war ein turbulentes für viele Gastronomen der Stadt. Was 2024 bei Restaurants, Imbissen, Cafés und Kneipen in Bottrop passiert ist.

Mit Blick auf die Schließungen wird schnell klar, dass viele Traditionsbetriebe 2024 aufgeben und den Betrieb einstellen mussten. So zum Beispiel die Bäckerei Kiefer, die 37 Jahre lang an mehreren Stellen in Bottrop frische selbstgebackene Waren verkaufte. Im Juli dieses Jahres gaben sie ihre letzte Filiale „Im Brinkmannsfeld“ auf. Leerstand herrscht dort aber nicht. Der gebürtige Syrer Ammar Daoud hat den Laden zum August übernommen. Er verkauft im „Backshop Eiscafé Daoudweiterhin Backwaren, bietet sonntags aber auch frisch gebackene Kuchen und spezielles arabisches Eis an.

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Ein ähnliches Konzept ist auch in die ehemalige Bäcker-Peter-Filiale auf der Ecke Ostring/Haardtstraße gezogen. Nach neun Monaten Leere füllte Semih Aksoy mit seiner „Bäckerei Semih“ das Ladenlokal. Das Besondere: Es gibt dank eines integrierten Kiosks nicht nur frische Backwaren, sondern auch Tabakwaren, Snacks und Süßigkeiten – und das bis zu 18 Stunden am Tag.

Anders ist das am Altmarkt. Dort entschloss sich im August die Großbäckerei Sporkmann dazu, ihr Ladenlokal zu schließen. Kein Wunder, denn mit den beiden Filialen auf der Hochstraße und der auf der Kirchhellener Straße, die seither sonntags geöffnet ist, finden sich Alternativen in der Nähe. Zudem übernahm die Bottroper Bäckerei im Frühjahr die ehemalige Kiefer-Filiale an der Osterfelder Straße nahe des Heidenhecks.

Café Kram, Art-Café Florian und Café Sam: Das ist 2024 passiert

Veränderungen gab es in diesem Jahr aber auch für viele Koffeinliebhaber. So konnte sich das Café Ivy, das nach nur rund neun Monaten zwischen der Gastromeile und der dem Bottroper Busbahnhof schließen musste, nicht etablieren. Zu wenig Sichtbarkeit, aber auch private Gründe waren für die Schließung verantwortlich, wie der ehemalige Betreiber gegenüber der Redaktion erklärte.

Verzichten müssen die Bottroperinnen und Bottroper seit dem Frühjahr auch auf ein echtes Schwergewicht, wenn es um Kaffee-Genuss geht. Gastronom Dennis Florie musste das Art-Café Florian nach 18 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Das Café Haus Rogge by Florie betreibt er weiterhin – mit selbstgebackenem Kuchen, Kaffeespezialitäten und Essen. Und auch auf eine baldige Veränderung im Café Kram müssen sich Kaffeeliebhaber vorbereiten.

Christina Fischer, das Gesicht des Café Kram am Kirchplatz, hat ihre Nachfolger gefunden: Katharina Wawrzinek und Michael Aßmann übernehmen zum Februar.
Christina Fischer, das Gesicht des Café Kram am Kirchplatz, hat ihre Nachfolger gefunden: Katharina Wawrzinek und Michael Aßmann übernehmen zum Februar. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Christina Fischer, Gastronomin hinter dem beliebten Café Kram in der Bottroper Innenstadt, gab im Herbst bekannt, dass sie aufhören wird. Nach monatelanger Suche hat sie nun Nachfolger für ihr Café gefunden: Katharina Wawrzinek und Michael Aßmann übernehmen zum 1. Februar.

Immerhin: es gibt auch eine Neueröffnung in der Bottroper Innenstadt. Im Café Sam, das im Herbst in den Räumen der ehemaligen Traditionskneipe Schäfer öffnete, werden inzwischen diverse Bowls und Panini sowie Kuchen und eine Vielzahl an Getränken angeboten.

Neueröffnungen und einige Schließungen: Das ist bei den Restaurants passiert

Neu eröffnet wurde auch das Alpenglück, ein bayerisch-österreichisches Restaurant von Tausendsassa Mario Grube. Auf dem Weg dorthin mussten allerdings gleich zweimal Imbisse auf der beliebten Gastromeile weichen. Zunächst übernahm Grube die Fläche von Pikilia to go, die ihr Geschäft auf der Gladbecker Straße aufgaben. Dort versuchte sich der Gastronom, dem auch das Mio 1889 und auch die Après-Ski-Bar gegenüber gehören, in der Frittengrube an Pommes und Currywurst. Trotz anfänglicher Euphorie stellte Grube nach nur zwei Monaten fest: „Pommesbude kann ich nicht.“ Die Lösung: das Alpenglück, das Ende November eröffnet wurde.

Wenige Meter weiter durften Bottroper eine weitere Veränderung feststellen. Nach zehn Jahren auf der Gastromeile strich Gastronom Philipp Holzmann dort die Segel. Der Selbstständige übergab den Laden an seinen Mitarbeiter Martin Kröger, der eine Umbaupause einlegte und seit Anfang Dezember mit einem leicht veränderten Konzept und unter dem neuen, aber dennoch gewohnten Namen, „die Weinbar“, für seine Stammgäste da ist. Es stehen neben italienischen nun auch deutsche Weine auf der Karte, außerdem gibt es fruchtig-hopfiges India Pale Ale.

Eröffneten mit dem „Alpenglück“ in diesem Jahr ihren dritten Laden auf der Gastromeile: Mario und Susanne Grube.
Eröffneten mit dem „Alpenglück“ in diesem Jahr ihren dritten Laden auf der Gastromeile: Mario und Susanne Grube. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Etwas getan hat sich auch bei Edeka Zurheide am Südringcenter. Das Bistro wurde im Sommer zur edlen Gourmet-Gastronomie umgebaut. Die offene Küche ist geblieben, eine Tür grenzt das Restaurant aber inzwischen vom großen Lebensmittelmarkt ab. Neuigkeiten gab es im laufenden Jahr aber auch von zwei Traditionsgaststätten.

Der Gasthof Milke schloss seinen gastronomischen Betrieb an der Lindhorststraße dauerhaft. Ein Comeback zeichnet sich für das Forsthaus Specht ab. Nach dem tragischen Tod von Inhaber Christoph Lenko 2023 wurde das Gasthaus geschlossen. Im Spätsommer 2024 wurde es schließlich verkauft. Neu-Besitzer Karen Drews ist derzeit auf der Suche nach einem Betreiber, der der Kult-Gaststätte wieder zu altem Glanz verhilft.

Das hat sich in Bottrops Kneipenszene verändert

Nicht nur zahlreiche Restaurants mit Traditionsküche haben in Bottrop schließen müssen, auch einige Kneipenwirte mussten aufhören. Darunter auch Abdel Hmadi, der die Rathausschänke, direkt am historischen Ernst-Wilczok-Platz gelegen, zuletzt führte. Er musste die Kneipe im August schließen. Inzwischen können Rathausschänken-Fans und Schützenbrüder der 1. Kompanie der Alten Allgemeinen, deren Kompanielokal die Schänke traditionell ist, aber durchatmen: Eine Genossenschaft soll die Kneipe retten.

Neues Leben konnte nach monatelanger Schließung auch der Wöller Storwe, der letzten Kneipe in Grafenwald, eingehaucht werden. Die auffällig rote Gastronomie am Prozessionsweg wird seit September von Nicole Schulik und ihrem Sohn Joel-Leon geführt. Nicht so gut sieht es bei der bekannten Kneipe Am Hallenbad aus. Wirtin Andrea muss nach 28 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Ein Nachfolger wurde für die Kneipe, die 1957 eröffnete, noch nicht gefunden.

Diese Imbisse und Dönerläden haben in Bottrop eröffnet

Ein Plus an neuen Läden gibt es in diesem Jahr hingegen an der Imbiss-Front. Für große Aufmerksamkeit und lange Schlangen vor dem Laden sorgte dabei Haus des Döners während der Eröffnung Anfang 2024. Der neue Imbiss lockte Hunderte Jugendliche am ersten Tag mit Dönertaschen für nur einen Cent.

Anfang des Jahres lockte die Neueröffnung von „Haus des Döners“ Hunderte zum Eigener Markt. Im Angebot: 1-Cent-Döner.
Anfang des Jahres lockte die Neueröffnung von „Haus des Döners“ Hunderte zum Eigener Markt. Im Angebot: 1-Cent-Döner. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Diesen Marketingtrick nutzte auch Franchisenehmer Emre Kilic. Der ehemalige RWE-Fußballer eröffnete im August dieses Jahres am Pferdemarkt die erste „What a Döner“-Filiale in Bottrop. Auch hier zog die Eröffnung gleich mehrere Hundert junge Menschen zum Geschäft. Inzwischen ist es ruhiger, ähnlich wie bei Gastro-Kollege und Namensvetter Zeki Kilic gegenüber. Der Wahl-Bottroper eröffnete wenige Tage nach seinem Nachbarn von What a Döner den Imbiss Kebabchi Zeki. Er bereitet türkische Spezialitäten direkt über dem besonderen Holzkohle-Grill zu.

Bei Currywood hingegen ist der Grill erstmal wieder aus. Bereits Anfang des Jahres stand der Imbiss lange zu, ehe er im Juni von einem neuen Betreiber aus dem Schlaf geholt worden ist. Inzwischen sind die Türen wieder zu. Betreiber Mario Branco musste nach vier Monaten die Reißleine ziehen. Die Schließung begründete er gegenüber der Redaktion mit fehlendem Personal und einer hohen Doppelbelastung. Branco führt ein weiteres Geschäft auf der Horster Straße. Immerhin: Mit Biss‘n Beef steht schon eine Ablösung bereit. Mitte Januar soll der Burger-Laden, der mit japanischem Wagyu-Fleisch und Anime-Style überzeugen will, auf der Gladbecker Straße öffnen.

Noch ein weiterer Fast-Food-Laden machte in diesem Jahr dicht. Nach 15 Jahren verabschiedete sich McDonald‘s vom Berliner Platz. Franchisenehmer Michael Wellmann erklärte im Oktober: „Der Mietvertrag läuft aus und es war nicht möglich, ein neues Konzept von McDonald‘s am Standort umzusetzen.“ Eine neue Filiale in Bottrop ist nicht geplant.