Bottrop. Die Rathausschänke in Bottrop schließt und nicht wegen Betriebsferien. Wirt Abdel Hmadi gibt auf. Dabei hatte er gerade den Vertrag verlängert.

Drei Wirte in 15 Jahren: Die Fluktuation könnte zwar noch größer sein, aber im Durchschnitt hat es alle Pächterinnen und Pächter zuletzt nicht länger als eine Vertragsperiode in der Rathausschänke gehalten. Jetzt wirft Abdel Hmadi das Handtuch.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Dabei hatte der Wirt, der früher einmal die Traditionskneipe Schäfer betrieben hat, erst kürzlich den Pachtvertrag für das Lokal in dem hübschen Eckhaus verlängert. Das stammt immerhin aus der Zeit, als das Rathaus und das umliegende Viertel in gediegener Backsteinarchitektur mit Blickfängen aus Naturstein zum Verwaltungsbezirk der damals jungen Stadt ausgebaut wurde.

Die Insolvenz will der Wirt der Bottroper Traditionsgaststätte in Kürze beantragen

„Ich bin raus“, sagt Abdel Hmadi. Weiter möchte er sich auch nicht äußern. Soviel sagt er dann aber doch: Er sei enttäuscht, er habe keine Unterstützung bekommen. Vor allem die Coronazeit mit allen Nachwehen, aber auch die Baustelle in dem Bereich hätten deutliche Einbrüche zur Folge gehabt. Der Außenbereich sei während der Zeit nicht nutzbar gewesen. Zuletzt, während der Fußball-Europameisterschaft oder Olympia, sei es sehr ruhig gewesen. Das hätte ihn noch einmal mehr bewogen, die Rathausschänke aufzugeben, so Abdel Hmadi. Eine Insolvenz steht im Raum, ist aber bislang noch nicht beantragt worden.

Die Rathausschänke an der Ecke Ernst-Wilczok-Platz/Kirchhellener Straße hat ihr Aussehen im Grunde seit 1916 kaum verändert. Jetzt braucht die Gaststätte einen neuen Wirt oder eine Wirtin.
Die Rathausschänke an der Ecke Ernst-Wilczok-Platz/Kirchhellener Straße hat ihr Aussehen im Grunde seit 1916 kaum verändert. Jetzt braucht die Gaststätte einen neuen Wirt oder eine Wirtin. © WAZ FotoPool | Birgit Schweizer

Interessanterweise hat sich Hmadis Vorvorgängerin, Birgit Busemann, ähnlich geäußert, als sie 2014 nach fünf Jahren die Rathausschänke aufgegeben hat. Sie sei „sehr, sehr enttäuscht“ gewesen, sagte die Wirtin damals gegenüber der WAZ. 2009, als sie die Gaststätte in der City übernommen hatte, hätten ihr viele Leute, auch viele Mitarbeiter der gegenüberliegenden Stadtverwaltung begeistert versprochen, mittags zum Essen zu kommen. Doch dann seien sie ausgeblieben. „Ein bisschen mehr Unterstützung hätte ich mir schon erhofft“, bekannte sie damals.

Das Nachfolger-Team Tobias Lindemann und Stephan Kückelmann hat sich dann 2018 aus der Rathausschänke zurückgezogen, weil sie andere berufliche Perspektiven verfolgten. Damals hat Abdel Hmadi das Traditionslokal übernommen. Jetzt hört er zum Monatsende auf.

Die Frage ist jetzt, wie die Vermieter auf die jüngste Entwicklung reagieren. Lässt man den Pächter vorzeitig aus seinem Vertrag? Gibt es möglicherweise Interessenten für das Lokal am prominenten Standort? Das könne man zurzeit noch nicht beantworten, so Vermieterin Pia Husmann von Husmann Immobilien auf WAZ-Anfrage.

Für sie sei die Entwicklung auch ganz neu. „Das bedauere ich natürlich, bin mir aber sicher, dass wir für beide Seiten eine tragfähige Lösung finden werden“, sagt Pia Husmann. Wenn es Interessenten für die Rathausschänke gebe, könnten die sich gerne mit der Firma Husmann in Verbindung setzen.