Bottrop. Kneipensterben, öde Innenstadt: Engagierte Bottroper um Gregor Schaefers halten mit einem neuen Modell dagegen. Zur Kneipennacht geht‘s los.

Läden sterben, Kneipen sterben: Das betrifft längst nicht mehr nur schwächere Vororte oder die klassische Zechenkneipe von früher, die mit Ende der Zechen und Auseinanderbrechen der Nachbarschaften die Stammkundschaft verloren hat. Auch einige funktionierende Lokale stehen inzwischen auf der Kippe, reduzieren Öffnungszeiten, suchen Wirtsleute. Café Florian, demnächst Am Hallenbad, Café Kram. Das Passmanns und das Cottage öffnen fast nur noch für Veranstaltungen und zuletzt gingen in der Rathausschänke die Lichter aus.

Keine gute Entwicklung. Das findet auch Gregor Schaefers. Zwar hat der Bottroper Ingenieur aus dem Kernteam der Klein-Brauerei „Bottroper Bier“ natürlich eine Affinität zu dem uralten Kulturgetränk. Aber das ist nicht der Grund, weshalb er nun mit einer Reihe von Mitstreiterinnen und Mitstreitern eine Genossenschaft gründen möchte, die zunächst die Rathausschänke betreiben soll. Es ist zwar ein Zufall, dass die Traditionskneipe (seit 1916) nur einen Steinwurf weit entfernt liegt vom ehemaligen Biomarkt Bukes, dessen Wiederbelebung durch eine Genossenschaft leider nicht zustande kam, was Gregor Schaefers als Mitglieder der Bio-Initiative miterlebte.

Traditionskneipe soll nicht konventionell, sondern als Genossenschaft betrieben werden

Aber hinter der genossenschaftlichen Idee steht der Geschäftsführer einer Firma für medizinische Geräte immer noch, sieht die sogar als zukunftsweisend an. „Wir wollen die Rathausschänke eben nicht als konventionelle Betreiber führen, vielmehr steht der Gemeinschaftsgedanke, bei dem sich alle einbringen, ganz oben“, so Schaefers. „Wir müssen uns anders aufstellen, weg vom Besitzdenken hin zur Genossenschaft, bei der die Mitglieder zugleich die Anteilseigner sind, auf Augehöhe agieren.“

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Als Beispiel führt er eine ihm bekannte Genossenschaftskneipe im Münsterland an, die seit Jahren funktioniert und das Dorf bereichert. Tatsächlich gibt es deutschlandweit viele Genossenschaftskneipen, von denen es manche sogar bis in die Nachrichten der Tagesschau geschafft haben. Das Ziel der Bottroper Initiative liegt viel näher. „Es geht doch um die Fragen, wie man Zusammenhalt schaffen kann, wie wir uns in dieser als Gemeinschaft wieder finden können, aber auch welche Orte es dafür gibt“, so Schaefers.

Die Rathausschänke liegt nicht nur mitten in der Stadt, sondern ist seit 1916 auch Teil des gewachsenen Gebäudekomplexes am Rathausplatz.
Die Rathausschänke liegt nicht nur mitten in der Stadt, sondern ist seit 1916 auch Teil des gewachsenen Gebäudekomplexes am Rathausplatz. © WAZ | Birgit Schweizer

Das Gasthaus, die Kneipe sei so ein Ort, an dem man sich trifft, austauscht, natürlich ein Bier trinkt. In ihrer ursprünglichen Bedeutung sei die „Kneipschänke“ ein Lokal mit Ausschank gewesen, an dem die Leute dicht zusammensaßen. Die Rathausschänke sei allein wegen ihrer Geschichte und Lage schon für die Genossenschaftsidee prädestiniert. „Kontakte zur Eigentümerfamilie Husmann sind bereits geknüpft, da finden wir offene Ohren und Unterstützung“, sagt der Mitinitiator.

Initiative könnte künftig auch als Plattform für mögliche neue Gründer in Bottrop dienen

Diese Bottroper Kneipeninitiative sieht sich aber nicht nur als neue Betreiberin der Rathausschänke, sondern vielmehr auch als mögliche Plattform zum Beispiel für neue Gründer. Man könne Kräfte auch in diesem Bereich durchaus bündeln, auch um Kosten zu sparen, so Schaefers. Im Vordergrund stehe aber zunächst die Gründung der Genossenschaft und die Wiederbelebung der Rathausschänke.

„Mit der Idee stoßen wir auf großes Interesse in der Szene“, sagt Gregor Schaefers. Die Organisatoren der Kneipennacht haben die „Bürgergenossenschaft zum Betrieb der Rathausschänke“, so der Arbeitstitel der Initiative, bereits für die lange Nacht am 9. November eingeladen. „Wir werden mitmachen, öffnen die Rathausschänke und organisieren sicher auch rasch noch Live-Musik. Vor allem aber könne die Leute dann vorbeischauen, sich über unser Projekt informieren, mitmachen.“

Ob die Schanklizenz dann so schnell vorliege, sei eine andere Frage. „Das kommt darauf an, wie schnell die zuständigen Ämter arbeiten“, sagt Gregor Schaefers. Falls es nicht so schnell klappt: „Wir werden dann Getränke in Flaschen ausgeben, alkoholisch und nichtalkoholisch, die dürfen dann aber wie bei einem Kiosk nicht in unmittelbarer Nähe getrunken werden“, weiß der Frontmann der neuen Kneipengenossenschaft.

Am Online-Auftritt wird noch gearbeitet. Alle Interessierten schauen am besten direkt bei Kneipenacht am 9. November in der Rathausschänke vorbei. Dort treffen sie auf die neuen Akteure.