Mit Luis Schneider kommt ein Talent der „Provinz“ in die Auswahl. Unter den Jungs von Schalke, BVB und Co. dabei zu sein, ist durchaus speziell.
Die Berufung in die Westfalenauswahl ist für junge Spieler sehr besonders. Mit Luis Schneider (Sportfreunde Siegen) wird nun ein weiteres Talent aus Siegen-Wittgenstein den Weg über die A45 in die Sportschule Kaiserau finden. Mehrfaches Training täglich, Disziplin und soziales Auftreten werden darüber entscheiden, wohin die Reise der Teilnehmer gehen wird – ob Scouts von Profi-Clubs deren Namen notieren oder nicht.
Die drei Tage Lehrgang rufen viele Erinnerungen hervor. Mehrmals kamen sie vor, mal fühlten sie sich gut, mal schlecht an. Sie waren aber in jedem Fall prägend. Der Respekt gegenüber den anderen Spielern war enorm und für einen Bub aus Wittgenstein schwierig. Denn während die Jungs vom BVB oder Arminia Bielefeld als Gruppe anreisten, war man selbst ganz allein. Sie hatten professionellste Sportkleidung, man selbst „nur“ ein Paar Schuhe. Tim Hoogland, heute Profi beim VfL Bochum, war damals mein Zimmernachbar. Nach einer nächtlichen Gummibärenschlacht mit Spielern des FC Gütersloh, sahen wir maßregelnd am nächsten Tag etwas weniger den Ball als der Rest. Doch die für mich „Anderen“ waren plötzlich Kumpels, das war das Gute.
Am letzten Tag zahlten die Verantwortlichen immer das Spritgeld aus. Name, Verein und Betrag wurden in Reihenfolge ausgerufen, mehr als 20 DM bekam kaum jemand. Dann aber: Rothenpieler, SV Feudingen, 94,80 DM. Nun wusste auch der letzte im Raum, dass man nicht bei Schalke spielte. Luis Schneider ist zu wünschen, dass ihn das nicht einschüchtert, sondern antreibt.
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