Rudolf Kreitlein gehört in die Reihe „ewiger“ Unparteiischer. Er stellte bei der FIFA einst den Antrag auf Einführung Gelber und Roter Karten.
Es ist schon nicht leicht als Fußballer in Erinnerung zu bleiben. Um aber als Schiedsrichter Berühmtheit zu erlangen, bedarf es neben Können auch Anekdoten und Legenden. Rudolf Kreitlein gehört in die Reihe der „ewigen“ Unparteiischen. Denn er war es, der nach der WM 1966 bei der FIFA einen Antrag stellte, der den Fußball umkrempeln sollte: die Einführung von Gelben und Roten Karten.
Grund für den Antrag war ein Spiel, bei dem er den argentinischen Kapitän Antonio Rattín vom Platz stellte. Rattín hatte Kreitlein angebrüllt. Der deutsche Schiri verstand kein einziges spanisches Wort, doch habe er die Beleidigung „vom Gesichtsausdruck ablesen können“. Nur mit der Hilfe von Polizisten konnte der 1,91 m große Rattín vom Platz beruhigt werden. Kreitlein, selbst nur 1,68 m, erhielt hinterher den Spitznamen „tapferes Schneiderlein“. Da war sie, die Anekdote inklusive Legende.
Seine Karten taten dem VfL Bad Berleburg nun in all ihrer Farbfülle weh. Als die Kurstädter in Brilon bereits mit 0:4 zurücklagen, sah Tarek Benyagoub die Rote Karte. Er hatte den Pfiff des Schiedsrichters überhört und nachgesetzt. Eine Aktion, wie sie oft vorkommt, doch ahndete sie der junge Unparteiische als Nachtreten. Rudelbildungen brachten Berleburg noch zwei weitere gelbe Karten ein. Benyagoub wird nun vier Spiele fehlen.
Kreitlein, der heute 99 Jahre alt geworden wäre, wünschte sich die Karten als internationales Kommunikationsmittel. Fingerspitzengefühl können Gelb und Rot jedoch bis heute nicht ersetzen.
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