Sie kennen Robert Nikolic nicht? Unser Autor erklärt, warum man den Ex-Profi von St. Pauli, Borussia Dortmund und Mainz 05 kennen sollte.

Es gibt Spieler, an die man sich erinnert. An Skandalnudeln und Diven, an Tormaschinen wie auch an Flankengötter. Und dann gibt es Spieler wie Robert Nikolic, der von Regional- bis Bundesliga 383 Pflichtspiele absolvierte, wobei niemand den Anstand besaß diesen Verteidiger der Marke Nimmersatt auch nur ein einziges Mal zum Spieler des Spiels zu küren.

„Man of the Match“ wurden immer andere. Die Diven und Tormaschinen. Mitspieler vom BVB, von St. Pauli oder Mainz 05. „Als Vorstopper bin ich früher bis zur Mittellinie gelaufen und nicht weiter“, sagte Nikolic in einem seiner wenigen Interviews. Ball erkämpfen, Ball weitergeben, immer und immer wieder. Danke sagte dafür niemand.

Doch eines Tages, Nikolic hatte sein 250. Profispiel absolviert, stand der gebürtige Bonner dann endlich im Blitzlichtgewitter. Die Zeitschrift BUNTE, bekannt für ihre tiefgehende Fußballexpertise, schubste Nikolic mit einem Artikel in die Wartezimmer deutscher Arztpraxen und Friseursalons und warf ihm vor „den Beruf verfehlt zu haben“. Es könne doch nicht sein, dass ein Stürmer (!) in so vielen Spielen kein einziges Tor geschossen habe.

Heute wird Robert Nikolic 50 Jahre alt. Und mit ihm eine ganze Generation wichtiger und doch unbeachteter Arbeitsbienen, denen der Weg ins Paradies (gegnerische Hälfte) immer verboten wurde. Spieler, die einfach nur ihren Job machten und nicht heute noch um peinliche TV-Stammtische rotieren. Ein schönes Beispiel dafür, dass Vorbilder nicht zwangsläufig im Rampenlicht stehen müssen.

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Frühere Beiträge im „Pass in die Gasse“:

# 132: Es Besser machen als der DFB: Es liegt auch bei den Vereinen
# 126: Wie der Vater, so nicht der Sohn
# 118: SV Oberes Banfetal mit top Saisonstart
# 117: Ein Plädoyer für Marcel Schmelzer
# 116: Sportfreunde Edertal: Umso breiter, desto präsenter

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WP-Kolumnist Heiko Rothenpieler hat kürzlich das Buch „Die Poesie des Fußballs“ veröffentlicht. Das Interview dazu gibt es hier.