Wenn Trainern der Kragen platzt, wird es spannend. Unser Kolumnist erklärt, warum er Sympathien für Erndtebrück-Coach Alfonso Rubio Doblas hegt.

In der Welt des Fußballs gab es sie so oft und so gewaltig, dass sie zu einem festen Bestandteil deutscher Sportgeschichte wurden: Wutreden. Wenn Trainer es einfach satthaben den Buhmann zu mimen, nur weil die selbsternannten Stars wie „eine Flasche leer“ spielen. Der epische Auftritt Giovanni Trapattonis als Trainer des FC Bayern feiert 2018 sein zwanzigjähriges Jubiläum. Doch obgleich dies als „Mutter aller Wutreden“ gilt, so steht doch eine ganze Reihe Trainer mit dem Mikro in der Hand Schlange.

„Knien Sie nieder, Sie Bratwurst!“, befahl Bielefelds Coach Ernst Middendorp einst köchelnd einem Journalisten. „Käse! So einen Käse will ich nicht mehr hören. So’n Scheiß! Das ist das Allerletzte!“, schallerte es 2003 in der legendären „Weißbier-Rede“ aus Rudi Völlers Mund. „Es kotzt mich an hier langsam. Es kotzt mich richtig an hier langsam!“, fauchte Werner Lorant einst in Unterhaching. Ein Journalist fragte nach: „Was?“ Antwort Lorant: „Alles!“

Auch Alfonso Rubio Doblas, Trainer des TuS Erndtebrück II, gehört seit der 0:3-Niederlage in Berleburg zur Gattung der Wutredner: „Bei uns gibt es viele, die viel wollen und wenig zeigen. Mein Geduldsfaden ist gerissen. (…) Beim 2:0 treten wir über den Ball. Den sollte man in der Landesliga noch treffen können.“ Ob Wutreden nun helfen oder nicht: Fest steht, dass sie die Emotionen und den Ehrgeiz eines Trainers festhalten – dem es eben nicht egal ist, was da auf dem Rasen passiert. Dies allein genügt, um für die Person Sympathien zu hegen.

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Frühere Beiträge im „Pass in die Gasse“:

# 138: Rote Karte für Rassisten: Ein Zeichen an die Zivilgesellschaft
# 137: Erkenntnisse in Chemnitz: Zur Bedeutung von Vereinen
# 136: TuS Diedenshausen: Von wegen Spielermangel
# 135: Ohne Tornetz keine Erlösung
# 134: Nach dem ersten Spieltag: Routenplanung abgeschlossen?
# 133: Per App auf die Ersatzbank
# 132: Torlos im Friseursalon: Vorbilder wie Robert Nikolic

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WP-Kolumnist Heiko Rothenpieler hat kürzlich das Buch „Die Poesie des Fußballs“ veröffentlicht. Das Interview dazu gibt es hier.