In Europa hat der Kaufrausch längst amerikanische Züge angenommen. Die Fußballclubs mischen als selbsternannte Samariter kräftig mit.
Die Spekulatius im Supermarkt sagen es seit Oktober voraus: bald, ja irgendwann ist Weihnachten. Es ist deshalb längst nicht mehr so klar, wann heutzutage Weihnachten genau beginnt und was eigentlich (noch) dazugehört. In Europa hat der Kaufrausch längst amerikanische Züge angenommen, die Amerikaner hingegen haben dafür sogar einen offiziellen Tag: der „Black Friday“, Tag nach Thanksgiving und Startschuss der Weihnachtseinkaufsaison. Waren aller Art gibt es dann derart verbilligt zu kaufen, dass Menschen nächtelang vor den Kaufhäusern campieren.
Der Black Friday hat nun auch Europa erreicht. Das merkt man auch an den großen Fußballclubs, wenn von der Zahnbürste bis zum Trikot Preise für „bis zu 50 Prozent billiger“ gelten. Abgesehen davon, dass also endgültig das Ende des Homo Sapiens (verstehender, kluger, vernünftiger Mensch) eingeläutet ist, regt vor allem die Argumentation von Verkäuferseite auf.
Da heißt es doch wirklich immer wieder, auch von Vereinsseite, dass der Black Friday eine gute Sache sei, weil so allen Gesellschaftsschichten der Kauf von teureren Waren ermöglicht würde. Welch eine Arroganz! Eine Arroganz, die den selbsternannten Samaritern allein in Deutschland 2,4 Milliarden Euro Umsatz bescheren! Fragen über Qualität oder darüber, welche Opfer dafür in der Produktion erbracht werden oder woher diese Produkte kommen, treten zudem völlig ins Abseits. Der Fußball speziell verkauft sich zurzeit eh schon von alleine, seine Fans müssen das nicht noch sabbernd anfeuern.
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