Klare Kante in Kreisliga: Zwei Vereine machen am Wochenende vor, wie es geht, wenn innerhalb der eigenen Reihen Grenzen überschritten werden.

Gleich zwei Skandale bewegten am vergangenen Wochenende den Amateurfußball. In Baden-Württemberg verließ die Mannschaft des SC Lauchringen geschlossen den Platz, nachdem ihr ghanaischer Spieler Mamdou Kebba von einem Zuschauer des Heimteams FC Weizen rassistisch beleidigt wurde. Als die Gäste in Richtung Kabine gingen, mussten sie sich weitere Beschimpfungen anhören. Laut Mitspieler Tobias Kummer habe Kebba fassungslos in der Kabine gesessen und geweint.

In Niedersachsen kam es zwischen den Teams MTV Braunschweig III und dem VfB Rot-Weiß Braunschweig II zu einem weiteren Eklat. In einem Wortgefecht rief MTV-Trainer den gegnerischen Spielern zu: „Wir schicken Euch nach Auschwitz!“ Dorthin, wo in der NS-Zeit um die 1,5 Millionen Menschen starben. Die Gäste wurden deutlich: „Das übertrifft jede Art von Beleidigung und ist an Rassismus und Antisemitismus nicht zu übertreffen.“

In beiden Fällen reagierten die Vereine prompt und zeigten gegen die unsäglichen Vorfälle klare Kante. Entschuldigungen vor Ort und via Homepage, Aufarbeitungsversprechen, Distanzierungen und Rauswürfe ließen nicht lange auf sich warten. Damit senden sie nicht nur ein klares Zeichen in Richtung Gesellschaft, sondern auch ein professionelles an alle Amateurvereine. Es ist kein Geheimnis, dass manches Kreisliga-Publikum zu verbalen Schandtaten bereitsteht. Eine Grenze gibt es trotzdem – und wer da weghört oder gar mitmacht, hat weder als Zuschauer, noch als Trainer etwas am Spielfeldrand verloren.

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Frühere Beiträge im „Pass in die Gasse“:

# 137: Erkenntnisse in Chemnitz: Zur Bedeutung von Vereinen
# 136: TuS Diedenshausen: Von wegen Spielermangel
# 135: Ohne Tornetz keine Erlösung
# 134: Nach dem ersten Spieltag: Routenplanung abgeschlossen?
# 133: Per App auf die Ersatzbank
# 132: Torlos im Friseursalon: Vorbilder wie Robert Nikolic

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WP-Kolumnist Heiko Rothenpieler hat kürzlich das Buch „Die Poesie des Fußballs“ veröffentlicht. Das Interview dazu gibt es hier.