Hattingen. Mord aus Eifersucht? Als sich das Opfer in Hattingens Grüngürtel gerade von der ersten Attacke erholt, bricht der Täter in die Reha-Klinik ein.
Dieser Mörder kommt zweimal: Denn gerade als sich der 31 Jahre alte Remscheider Klaus G. in der Reha-Klinik im Grüngürtel Holthausens von dem ersten Mordanschlag erholt, schlägt der Täter erneut zu.
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Student Michael D. schleicht sich am 13. März 1995 an das Bett seines schlafenden Opfers und schlägt ihm mit einer Eisenstange brutal auf den Kopf. Klaus G. hat keine Chance – er wird tödlich verletzt. Es handelt sich um einen Mord aus Eifersucht, der nicht nur hier in Hattingen, sondern auch während des Prozesses vor dem Essener Schwurgericht und auch danach noch große Aufmerksamkeit erregt.
Michael D. ist hochintelligent. Physikstudent, Computerspezialist, hat einen IQ von 145. Klaus G. sei sein bester Freund, sagt er. Doch das macht er nur, weil er in der Nähe von G.s Freundin sein will. Denn sie ist seine große Liebe – und weiß davon aber gar nichts.
Als sie schwanger wird und das Paar heiraten will, schlägt er zum ersten Mal zu: Klaus G. trägt schwerste Hirnverletzungen davon und verliert sein Gedächtnis – er kann nicht sagen, wer auf seinen Kopf geschlagen hat. Doch während der Genesung in der Reha-Klinik Holthausen erinnert er sich immer besser – D. schlägt ein zweites Mal zu und vollendet den Mord. „Kein Mord aus Leidenschaft, sondern aus Kalkül. Hochpräzise. Logisch wie eine Rechenmaschine“, sagt WAZ-Gerichtsreporter Stefan Wette später.
D. zeigt sich im Prozess gefühlskalt
D. ist gefühlskalt. Im Prozess sagt er, dass ihn Indizien zwar belasten, dass sie ihn aber nicht überführen könnten. Den „Täter“ bezeichnet er als „dümmlich“ – er selbst wäre wohl cleverer vorgegangen.
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Als ihn das Essener Schwurgericht am 5. Januar 1996 wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, sagt er teilnahmslos: „Mit der Logik der Juristen kann ich wirklich nichts anfangen, tut mir leid.“
Er empfängt WAZ-Reporter zum Interview
Er sitzt in der JVA Geldern ein – und empfängt WAZ-Reporter zum Interview. Locker plaudert er über den Prozess und sein Befinden: „Mit dem Motiv Eifersucht kann ich unheimlich wenig anfangen. Das macht sich gut in Romanen.“ Einleuchtender findet er die Spekulation, dass sein „bester Freund“ sterben musste, weil er illegale Geldgeschäfte von D. entdeckt hat: „Das Motiv Geld finde ich stichhaltig, das hat mir gefallen. Gibt nur ein Problem: Ich hatte nie finanzielle Schwierigkeiten.“
Soziale Kontakte hat Michael D. in seinem Leben nur wenige, eine feste Freundin gibt es nicht. Auch seine „Jugendliebe“ ist im Prozess überrascht, als sie von seiner großen Liebe erfährt. Sie hat das Verhältnis eher als eines „zwischen Bruder und Schwester“ gesehen.
Der Vater gibt seinem Sohn ein Alibi
Nein, D. sagt nicht, dass er unschuldig sei. Er führt aber etliche Zeugen an, die ihn angeblich entlasten. Der Vater etwa, mit dem er zum Tatzeitpunkt zusammenlebt, gibt ihm ein Alibi – doch das Schwurgericht bescheinigt: Falschaussage!
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Sein Turnschuh bringt das Mathe-Genie zu Fall: Ein Sohlenabdruck an der eingeschlagenen Fensterscheibe im Untergeschoss der Reha-Klinik sieht das Gericht als unumstößlichen Beweis für seine Schuld. Verschärft lebenslänglich, so das Urteil, es wird in der Revision vom Bundesgerichtshof bestätigt.
Am 4. Februar 2004 nimmt er sich das Leben
In der Haft fällt D. nicht weiter auf. Nach acht Jahren wird geprüft, ob erste Lockerungen zu verantworten sind. Psychologische Untersuchungen fallen positiv aus, doch dann werden Manipulationen an seinem Computer festgestellt – und das Gerät wird sichergestellt.
Ohne Emotionen
Nein, er sei nicht gefühlskalt, sagt Michael D. im WAZ-Interview 1997 „eher emotionslos“.Im Prozess zeigt er nur einmal eine Regung, als die Schwester des Toten ihn anschreit: „Du Schwein!“Auch für den Hass der Eltern, denen er den Sohn durch seine Tat genommen hat, zeigt er kein Verständnis.
Das verkraftet er nicht: Am 4. Februar 2004 nimmt sich der inzwischen 38-jährige Täter das Leben. In seiner Haftzelle schließt er Stromkabel an seinen Körper an, versetzt sich den tödlichen Stromstoß. „Wie gekreuzigt lag er da“, sagt der JVA-Leiter, als er ihn entdeckt.
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