Hattingen. Ein Kurzschluss verursacht am 27. Oktober 1983 ein gewaltiges Feuer in Hattingen. Anwohner werden alarmiert, der Feuerwehrchef wird vergessen.
Den Bredenscheidern stinkt’s in dieser Donnerstagnacht gewaltig: Gegen 1 Uhr ist ein Feuer in den Gummiwerken an der Lüggersegge ausgebrochen – nur wenig später löst die Feuerwehr einen Giftgas-Alarm aus, denn es gibt gefährliche Schwefel- und Salzsäure-Dämpfe. Mit Lautsprecher-Wagen schrecken sie die Anwohner im Schlaf auf: „Bleiben sie in ihren Wohnungen! Halten sie die Fenster geschlossen!“
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Als die Schulkinder am Morgen zur Grundschule stapfen, liegt noch immer ein Rauchnebel in der Luft. Es müffelt. Die Menschen sind aufgeregt, das Großfeuer ist ein Ereignis, das sich ins Gedächtnis einbrennt. Und es ist der Schlusspunkt für die Gummiwerke im Ortsteil, die schon einige Jahre ihre Produktion ins Ausland verlagert hatten.
Die mittlere Lagerhalle steht plötzlich in Flammen
Um 1.05 Uhr des 27. Oktober 1983 geht der Alarm bei der Feuerwehr Hattingen ein. Die mittlere Lagerhalle steht plötzlich in Flammen. „Die Lagerhalle brannte so stark, dass wir drei Tage ununterbrochen vor Ort waren“, so Löschzugführer Hans Jörgen Diergardt in einem späteren Gespräch mit der WAZ. „In der Halle lagen rund 150 Tonnen Gummifertigteile, unter anderem Fußmatten und Gipsbecher. Dann stürzte die Decke ein und das ganze Zeug lag unter dem Schutt. Mit einem Bagger mussten wir das Dach hochheben.“
Das gelagerte und nun zerstörte Material war für den Export zu den Produktionsstätten in Sri Lanka gedacht – jetzt beläuft sich der Sachschaden auf etliche Millionen DM. Die gute Nachricht: Menschen werden nicht verletzt.
45 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen
Es ist ein Einsatz, wie ihn Hattingen nur selten erlebt: 45 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen, 20 Polizisten patrouillieren in der Stadt, um die Sicherheit zu gewährleisten, es kommen Vertreter des Gewerbeaufsichtsamtes, später der Landesanstalt für Immissionsschutz hinzu. Untersuchungen ergeben schnell: Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung!
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Die Arbeiten für die Feuerwehr sind anstrengend. „Unter Schutt und Stahlträgern glimmt das Feuer weiter“, berichtet Einsatzleiter Lothar Schnier. „Und wegen der Einsturzgefahr kommen wir an die Brandnester nicht heran.“
Abbruch-Unternehmen muss einsturzgefährdete Wand einreißen
Also spritzen sie von der Drehleiter aus Wasser von oben in die Trümmer – es ist vergebens. Schließlich wird ein Abbruch-Unternehmen damit beauftragt, eine einsturzgefährdete Wand einzureißen, sodass der Schutt abgelöscht und endlich weggeschafft werden kann.
Zwischen den Fabrikgebäuden staut sich inzwischen ein kniehoher Schaumteppich und der Sprockhöveler Bach trägt immer mehr Schaumfetzen in Richtung Ruhr. Am Morgen kommt ein Polizeihubschrauber hinzu, um die Rauchnebel aufzuwirbeln und sie aus der ungünstigen Tallage zu treiben. Doch auch am Nachmittag wabert noch immer ein Dunst durch Bredenscheid und Holthausens Hügel. Geruch von schwelendem Gummi füllt die Luft.
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Die Löscharbeiten dauern – wie auch die Ermittlung der Brandursache. „Es war wahrscheinlich ein elektrischer Kurzschluss“, so Hans Jörgen Diergardt. Ganz genau lässt es sich aber nicht rekonstruieren.
Stadtbrandmeister wird vergessen
Anekdote am Rande: Die Feuerwehrzentrale vergisst in der Aufregung um den Einsatz, ihren Stadtbrandmeister Günter Kleffner über den Großbrand zu informieren. Der sitzt am Morgen daheim am Frühstückstisch und erfährt aus dem Radio davon – und ist in nur einer halben Stunden vor Ort.
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