Hattingen. Die beiden Großbrände bereiten Landwirten in Hattingens Hügelland große Sorgen: Handelt es sich um eine Serie? Sind 2014 Brandstifter am Werk?
Für die Feuerwehrleute sind diese beiden Nächte im April 2014 eine schwere Belastung: Jeweils 100 von ihnen werden alarmiert, als erst auf dem Hof Waskönig Flammen in den Himmel schlagen und nachts darauf auch auf dem Hof Schürmann. Aber auch sie können das Abbrennen der historischen Scheunen nicht stoppen.
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Mittwoch, 2. April 2014, kurz nach halb zehn am Abend: Bei der Feuerwehr Hattingen geht der Alarm ein, dass es auf einem Hof im Hügelland brennt. Als die Einsatzkräfte ankommen, entwickelt sich die Lage dramatisch, denn innerhalb von zwei Minuten steht die Waskönig-Scheune in Vollbrand.
„Es war unglaublich, wie schnell das ging“, sagt Tanja Horn, die mit ihrem Mann Thomas und zwei Kindern auf dem Hof lebt, am Tag danach zur WAZ. „Ich stand gerade unter der Dusche und bin sofort rausgerannt. Wir haben noch versucht, die Autos wegzufahren“, so Thomas Horn beim Blick auf die verkohlten Trümmer.
Erst vor sechs Jahren haben sie den Hof gekauft und selbst umgebaut: „Es war gerade alles fertig und die Scheune vermietet.“
Was die Lage bei den Löscharbeiten verschärft: Mitten im Feuer steht eine 33 Kilo schwere Gasflasche, die zu explodieren droht. Wie auch der Gas-Tank neben dem Wohnhaus, wird sie von der Feuerwehr aber gekühlt und eine Explosion verhindert.
Mehr als sechs Stunden kämpfen die Feuerwehrleute gegen das Inferno, drei weitere Stunden wird Brandwache gehalten. Der hohe Zerstörungsgrad erschwert allerdings der Kriminalpolizei die Suche nach der Brandursache. Sie ermittelt in alle Richtungen.
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Donnerstag, 3. April 2014, kurz vor halb acht am Abend: Bei der Rinderfütterung sieht Heinz Jürgen Schürmann Rauch aus seiner Scheune aufsteigen – und binnen weniger Minuten steht auch sein Gebäude lichterloh in Flammen.
Er alarmiert die Feuerwehr, versucht, seine Rinder aus der brennenden Scheune herauszuholen – und bringt sich selbst in Gefahr, trägt Verbrennungen davon, muss im Krankenhaus versorgt werden.
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Das Dach der Scheune stürzt ein, erschwert den Rettungskräften die Arbeit. Auf einer Strecke von rund 1,2 Kilometern werden doppelt Schläuche verlegt, um Löschwasser herbeizuschaffen, Tankwagen pendeln zudem. Erst nach 14 Stunden gibt es die offizielle Entwarnung: Feuer gelöscht!
Die Sorgen bei den Landwirten im Hügelland wird immer größer: Handelt es sich um eine Serie? Sind Brandstifter am Werk? Die Kriminalpolizei ermittelt auch hier in alle Richtungen. Sie erklärt, dass die Ermittlungen schwierig seien, weil in beiden Fällen die Scheunen komplett zerstört wurden und Wände sicherheitshalber eingerissen werden mussten. Es gibt kein Ergebnis.
Was nach den Großbränden passiert
Juni 2014: Gut drei Monate nach dem Großbrand auf dem Hof Schürmann am Berger Weg lädt die Landjugend zu ihrem Scheunenfest ein – das erste Fest nach dem Feuer. Hans Jürgen Schürmann geht es wieder besser, doch der Großbrand wirkt nach: „Völlig verarbeitet wird das nie sein“, sagt er.
Und dennoch hat er nie einen Gedanken daran verschwendet, der Landjugend fürs Scheunenfest abzusagen. „Das ist doch ein Traditionsfest hier“, meint er. „Und wo hätten die jungen Leute hingehen sollen, wenn wir so kurzfristig abgesagt hätten?“
April 2015: Ein Jahr nach dem Brand auf dem denkmalgeschützten Hof Waskönig lässt sich Dachdeckermeister Thomas Horn nicht entmutigen und baut die Scheune wieder auf. Und bei diesen Arbeiten findet er einen steinernen Torbogen aus dem 19. Jahrhundert sowie einen alten Brunnen – das versöhnt wenigstens ein bisschen.
>>> Stroh-Feuer: Pferde in Lebensgefahr
Tiere in Lebensgefahr: Hunderte Strohballen gehen in der Nacht zum 28. Dezember 2015 am Gut Flehinghaus in Elfringhausen in Flammen auf – und direkt nebenan sind Pferde untergebracht.
Als die Feuerwehr ankommt, wird der winterliche Nachthimmel des Hügellands hell erleuchtet. Lichterloh brennt das Stroh, das für die Tierversorgung in einem Lager von 50 mal 50 Metern geballt zusammenliegt. Ein großes Problem ist für sie der enorme Wasserbedarf und das fehlende Hydrantennetz in Elfringhausen.
Zunächst werden zwei Zisternen des Anwesens Flehinghaus angezapft. Zeitgleich verlegen die Einsatzkräfte mehr als einen Kilometer lang Schläuche, um Wasser aus dem Felderbach über Pumpen zur Feuerstelle zu leiten. Auch fünf 2500 Liter fassende Tankfahrzeuge sind im Dauereinsatz. „Wenn man bedenkt, dass durch ein C-Rohr 100 bis 200 Liter pro Minute fließen, ist das Wasser schnell aufgebraucht“, erklärt Sprecher Jens Herkströter.
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Die Dramatik löst sich auf, als es den etwa 100 Einsatzkräften der Feuerwehren Hattingen und Sprockhövel sowie des Technischen Hilfswerks gelingt, ein Übergreifen auf die Gebäude zu verhindern. 19 Stunden dauert der Einsatz, ehe auch die letzten Glutnester abgelöscht sind.
Die Kriminalpolizei stellt bei ihren Ermittlungen Brandstiftung fest, findet aber nicht den oder die Täter. Der entstandene Schaden liegt im sechsstelligen Bereich.
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