Hattingen. Hollywood in Hattingen? Nein, es ist ernst: Ein Mann rast in der Kempel-Kurve in die Böschung und zieht eine Waffe. Was genau passiert ist.
Wildwest in Wennigen: Ein Auto rast mit Vollgas in eine Böschung am Kempel, die Polizei hält kurz später mit Blaulicht am Straßenrand. Wenig später fallen Schüsse. Hollywood in Hattingen – an diesem 29. Mai 1983.
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Gegen 1 Uhr in der Nacht geht bei der Polizeiwache an der Bahnhofstraße ein Notruf ein: Ein Mann, 24, aus Niederwenigern, bedrohe am Südring eine Familie. Sofort wird ein Streifenwagen losgeschickt. Doch als die Polizisten vor dem Haus ankommen, sehen sie nur noch, wie der Mann in seinem Renault flüchtet. Auf der Nierenhofer Straße wollen sie ihn stellen – doch der Fahrer drängt sie ab. Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt.
Mit weit mehr als 100 km/h an der Ruhr entlang
Mit weit mehr als 100 km/h auf dem Tacho rast der 24-Jährige über die Isenbergstraße an der Ruhr entlang, die Polizei mit Blaulicht hinterher. Kurz vor der Einfahrt ins Dorf verliert der Wennische in der Kempel-Kurve die Kontrolle über seinen Wagen und rauscht mit Vollgas über die Grasnarbe in Sträucher, fünf Meter die Böschung herunter.
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Weiter geht’s zu Fuß. Denn obwohl der Mann schwer verletzt ist, gelingt es ihm, weiter zu flüchten. Über eine Wiese rennt er zur Ruhr, die Beamten versuchen, ihm auf den Fersen zu bleiben.
Der Flüchtende zieht eine Handfeuerwaffe und schießt auf seine Verfolger – zum Glück verfehlen die Kugeln ihr Ziel. Auch die Polizisten greifen nun zur Waffe und geben einen Warnschuss in den Himmel ab. Als der Mann immer noch nicht stehen bleibt, gibt es einen zweiten Schuss, der ihn am Arm streift. Doch auch dies reicht nicht, um ihn zu stoppen.
Gebiet zwischen Kempel und Pastoratsweg wird abgeriegelt
Inzwischen ist in Wennigen Verstärkung angekommen. Das gesamte Gebiet zwischen Kempel und dem Pastoratsweg wird abgeriegelt. Und hier wird der Mann gestoppt – allerdings nicht in seinem Widerstand: Er blutet zwar heftig im Gesicht, hat seine Waffe auch weggeschmissen, aber er lässt sich nicht festmachen. Eine Viertelstunde kämpfen die Beamten mit ihm – zeitgleich versammeln sich immer mehr Schaulustige rund ums Geschehen, die mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurden.
Gefahrenstelle Kempel-Kurve
Die Kempel-Kurve der Isenbergstraße wird in den 1980er-Jahren im Volksmund auch als „Todeskurve“ bezeichnet. Dort ereigneten sich – trotz Tempo 30 – zahlreiche Unfälle mit Schwerverletzten und Todesopfern. Zuletzt kam an Weihnachten 2002 ein 36-jähriger Familienvater aus Niederwenigern ums Leben, der frühmorgens auf der Isenbergstraße „mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit“, wie es die Polizei mitteilte, in den Tod raste.Im Jahr 1993 wurde deshalb ein Starenkasten vor der Kurve installiert. Innerhalb von fünf Tagen tappten 1200 Autofahrer in die Radarfalle. Doch nachdem die Anlage mehrfach beschädigt, abgesägt und in der Ruhr versenkt worden war, stellte der Kreis als zuständige Behörde ab 1998 keinen Starenkasten mehr auf.Heute gibt es eine Hinweistafel sowie seit dem Jahr 2012 einen aufgeschütteten Erdwall.
Erst als er mit zwei Paar Handschellen an eine Trage fixiert ist, haben die Einsatzkräfte ihn unter Kontrolle. Er wird an die inzwischen herbeigerufenen Rettungskräfte und Ärzte übergeben, die ihn zur stationären Behandlung ins Krankenhaus bringen.
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Die Waffe wird in dem kniehoch bewachsenen Wiesengebiet nicht wiedergefunden, der Mann später vor Gericht gestellt. Was der Hintergrund für die Auseinandersetzung mit der Familie in der Südstadt sowie der Bedrohung gewesen ist, bleibt indes unklar.
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