Hattingen. Ein Geisel-Gangster tüftelt einen Plan – und schreibt diesen auf. Dieser soll ihn am Ende mit seinem Opfer nach Hattingen führen. Sein Plan:
Alarm in Bredenscheid: Ein Bankier soll nach seiner Entführung in einer Kampfschule festgehalten werden +++ Die Kripo ermittelt an der Elfringhauser Straße +++ Fotos und andere Spuren werden gesichert +++ Im Verdacht steht ein richtig „schwerer Junge“, wie es im Polizei-Jargon heißt +++ Es geht bei diesem Fall um Rohdiamanten im Wert von 25 Millionen Mark und einen Bargeldbetrag in Höhe von 150.000 DM.
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In Hamburg passiert es: Hans-Joachim von Berenbeck-Consbruch (56) soll im August 1996 entführt und als Geisel in Bredenscheid versteckt werden – der Kidnapper will die Diamanten und das Bargeld erpressen.
Und seine Checkliste ist 16 Punkte lang, akribisch aufgeschrieben:
1) Haustürschlüssel ins Schloß
2) Anrufbeantworter besprechen
3) Nachbar anrufen
4) Autoschlüssel suchen
5) Decke, Kleidung, Handy bereitlegen
6) Wurf- + Schiebegegenstände entfernen
7) Winkel unter Zeitschalter stellen
8) Klingel, Türklinke, Tor abwischen
9) Allen Personen Mund zukleben
10) Drei mal klopfen (Person rausholen)
11) Kleidung durchsuchen / Ausweis kontroll.
12) Uhr abnehmen
13) Auto vorfahren + Antennen abschrauben
14) Brief am Eingang hinlegen!
15) A-Kreuz-Münster Süd -> A 43 -> Sprockhövel -> B 51
16) Tacho zerstören + Batterie abklemmen.
Polizeikommando durchsucht Gebäude in Bredenscheid
Bredenscheid im August 1996: Ein Polizeikommando mit Beamten der zentralen Kriminalitätsbekämpfung aus Schwelm und Hamburg umstellt eine alte Industriehalle auf einem wild bewucherten Gelände an der Elfringhauser Straße. Früher war das ein Baumaschinen-Zubehör-Betrieb, jetzt ist es eine „Schule für realistische Selbstverteidigung“. Die Ermittler sind alleine, sie gehen in das Gebäude und sichern Spuren.
Genau hier sollte die spektakuläre Straftat enden – wenn der Täter (31) aus Velbert nicht schon bei Punkt 9 seiner Checkliste die Nerven verloren hätte...
Was Tage zuvor in Hamburg-Nienstetten passiert ist
Tage zuvor gegen 13 Uhr kommt die Bankiers-Gattin in Hamburgs noblem Vorort Nienstedten nach Hause. Ein maskierter Mann packt sie und stößt sie in ihre Villa.
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Er fesselt sie, durchsucht das Haus. Kommt zurück, zwingt die Frau in den Keller und fesselt sie mit einer langen Eisenkette an die Kellertür. Als der Sohn (16) mit seinem individuellen Rhythmus klingelt, erkennt sie das und schreit: „Hilfe! Lauf weg!“
Der Täter hatte vergessen, ihr den Mund zuzukleben. Er flüchtet.
Feuerwehr Hamburg befreit die Frau
Der Sohn trifft auf einem der Nachbargrundstücke einen Gärtner. Die Polizei wird alarmiert, die Feuerwehr befreit die Frau.
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Auf der Flucht verliert er seinen Erpresserbrief, sechs Fragebögen und eben seine Checkliste. Und die bringt die Ermittler ebenso wie beschriftete Karten auf die Spur nach Hattingen.
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Tatsächlich hat der 31-Jährige geplant, seine Geisel in die von seinem Bruder und einem Zahnarzt aus Wuppertal betriebene Kampfsportschule zu verschleppen. Inhaber ist ein Geschäftsmann aus Wuppertal. Seit Ende 1993 ist Gebäude vermietet, bisher habe er mit der Halle „keine Probleme gehabt“. Als er hört, was hier geplant war, sagt er „Das ist ja schrecklich“ zur WAZ.
Auch der Bruder will nichts von den kriminellen Absichten gewusst haben. Er wird zwar zunächst festgenommen, die Polizei lässt ihn jedoch schnell wieder auf freien Fuß.
Der Täter wird in Essen festgenommen
Die Polizei findet heraus, dass der Täter das Ehepaar, alle drei Kinder und eine Hauswirtschafterin im Haus erwartet hat. Er wollte sie im Keller fesseln, nur den Mann entführen. Die anderen sollten sich später befreien können.
Und war so geplant: In einer Vorrichtung sollten die Schlüssel für die Handschellen an einem Faden baumeln. Mit Hilfe einer Zeitschaltuhr sollte der Faden durchbrennen und die Schlüssel den Gefesselten vor die Nase fallen. Dazu kam es nicht.
Der Täter wurde am Abend vor den Durchsuchungen in Bredenscheid in Essen festgenommen.
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