Hattingen. Die Feuerwehr Hattingen wird am späten Abend des 29. Januar 1989 zu einem der größten Brände in der Stadtgeschichte gerufen. Was passiert ist.
Vier Minuten nach dem Alarm ist die Feuerwehr Hattingen vor Ort. Die Einsatzkräfte sehen, wie die Zentralfleischerei der Firma Hill in Flammen aufgeht. Und sie können leider nicht verhindern, dass an diesem 29. Januar 1989 ein 45 Jahre alter Mann ums Leben kommt.
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Um 22.35 Uhr wird an diesem Sonntagabend der Alarm ausgelöst. Pechschwarze Rauchwolken quellen aus den beiden Stockwerken. Zwei Kommissionierer sind gerade noch damit beschäftigt, die Ware für die Auslieferung in die Hill-Supermärkte am Montag vorzubereiten, als sie das Feuer bemerken. Sie versuchen, dem Inferno zu entkommen – einem gelingt es, aus der brennenden Halle zu rennen, doch bei einem 45-jährigen Familienvater kann der unter schwerem Atemschutz ins Gebäude vorgedrungene Notarzt nur den Tod durch Ersticken feststellen.
„Wenige Atemzüge führen bei diesem Gemisch zur Bewusstlosigkeit“, erklärt ein Kripo-Sprecher nach den Löscharbeiten der WAZ. „Er hatte keine Chance!“
Sirenen-Alarm in Hattingen-Mitte und drei Stadtteilen
Als Herbert Quante, Einsatzleiter der Feuerwehr, vor Ort eintrifft, lässt er angesichts der ungewöhnlich großen Ausdehnung des Feuers und der immensen Rauchentwicklung Sirenen-Alarm in Hattingen-Mitte, Blankenstein, Niederwenigern und Welper auslösen – zur Warnung der Bevölkerung. Schon jetzt ist klar, dass es sich um einen der größten Brände in der Hattinger Stadtgeschichte handelt.
Es ist kurz nach Mitternacht, als Feuerwehrchef Lothar Schnier an der Eickener Straße ankommt. Er lässt auch beiden Einsatzleiter holen, die in dieser Nacht frei haben. Die Feuerwehrleute werden nun unter dem Kommando der drei Einsatzleiter abschnittsweise eingesetzt. 82 Männer kämpfen gegen die Flammen, acht C-Rohre werden eingesetzt, ein B-Rohr, ein Wenderohr und die Drehleiter.
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Einsatzkräfte arbeiten im fliegenden Wechsel
Im fliegenden Wechsel arbeiten die Einsatzkräfte, die Kreisleitstelle in Schwelm muss Nachschub von Pressluftflaschen mit Sauerstoff herbeischaffen. Immer wenn eine leer ist, wird sofort nachgefüllt.
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Die Polizei sperrt die Zufahrten zur Hill-Zentrale, über Lautsprecher werden die Anwohner vorsichtshalber aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Um 2.19 Uhr ist das Feuer endlich unter Kontrolle!
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Gegen halb acht am Morgen rücken die völlig erschöpften Wehrmänner wieder ein. Nur eine Stunde später werden sie schon wieder gerufen, um aufflammende, kleinere Brandherde nachzulöschen.
Brandursache wird schnell ermittelt
In der Zwischenzeit haben die Spezialisten des Landeskriminalamts die Brandursache ermittelt: „Kurzschluss in der 380-Volt-Zuleitung zur Kühlanlage. Es liegt kein Fremdverschulden vor.“
Die Hills – eine Familiendynastie aus Hattingen
Die Hills sind eine der bekanntesten Hattinger Familiendynastien. Heinrich Hill legt dafür am am 30. November 1855 den Grundstein, als er sein Geschäft für Kolonialwaren in Bredenscheid eröffnet.Im Jahr 1925 gibt es 214 Hill’sche Filialen im Ruhrgebiet, wo die Menschen ihre Lebensmittel kaufen. Der Name ist eine Marke.Klaus Hill, Urenkel von Heinrich, verkauft schließlich im Jahr 1981 aus gesundheitlichen Gründen alles an die Deutsche Supermarkt GmbH. Der Name Hill bleibt aber vorerst bestehen – erst im Jahr 1995 werden schließlich die letzten Hill-Filialen in „HL“ (Hugo Leibbrand) umbenannt.
Verheerend ist der Fall für die Hattinger Traditionsfirma Hill. Geschäftsführer Karl-Heinz Schürstedt spricht von einem Schaden in Millionenhöhe. „Sämtliche Fleischwaren müssen vernichtet werden, hinzu kommen die Gebäude- und Rauchschäden“, berichtet er. „Beide Stockwerke der Zentralfleischerei sind ausgebrannt. Die darunter liegende Fleischerei für unsere Fleisch- und Wurstproduktion blieb zwar heil, steht aber voll mit Löschwasser. Trotzdem ist die Belieferung aller Filialen und Kunden voll gesichert durch Kooperation mit unseren Partnern.“
Nicht betroffen von diesem gewaltigen Brand sind indes die Untermieter im Hill-Komplex – die Kreisbehörden und eine Brotfabrik.
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