Essen. Trotz seiner mittelalterlichen Wurzeln besitzt Essen-Burgaltendorf kein klassisches Zentrum. Dafür viel schöne Landschaft, eine wuchtige Burgruine und eines der größten Gotteshäuser des Bistums. Folge 29 unserer Stadtteil-Serie „60 Minuten in...“.

Dieter Bonnekamp war ein echter „Buschklöpper“. So jedenfalls nannten sich die Burgaltendorfer Jungs, die im Oberdorf groß geworden sind und eine traditionelle Feindschaft mit den gleichaltrigen „Burgklöppern“ im Unterdorf pflegten. „Da traute man sich nicht alleine runter zur Burg“, erinnert sich der 73-jährige Vorsitzende des Heimat- und Burgvereins, „dabei haben wir uns, wenn ich mich recht erinnere, nie gekloppt. Aber die Angst war irgendwie immer da.“

Ganz so schlimm ist es heute nicht mehr, trotzdem wird die Teilung des südöstlich gelegenen Essener Stadtteils, der an Hattingen und Bochum grenzt, wahrgenommen. Das liegt vor allen an der Geografie: Ober- und Unterdorf sind baulich nicht verbunden und bilden somit keine geschlossene Einheit. Aber nicht nur das fällt demjenigen auf, der über die Überruhrstraße und die Alte Hauptstraße nach Burgaltendorf fährt. Es fehlt ein Marktplatz, ein zentraler Ort, der für ein Dorf, das auf eine Geschichte bis ins Mittelalter zurückblicken kann, eigentlich typisch ist. Stattdessen wirkt Burgaltendorf (zur Bildergalerie) willkürlich zusammengewürfelt – hier ein paar gesichtslose Bausünden aus den 1970er Jahren, dort eine kleine schicke Neubausiedlung, dazwischen schlichte Einfamilienhäuser, alte Gehöfte und jede Menge schöne Landschaft.

Das ist Essen-Burgaltendorf

Wahrzeichen und Namensgeberin von Burgaltendorf: Die Ruine der Burgaltendorf.
Wahrzeichen und Namensgeberin von Burgaltendorf: Die Ruine der Burgaltendorf. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Altendorf errichtet. Die Ruine der Burg Altendorf ist der größte erhaltene Wohnturm zwischen Rhein und Weser.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Altendorf errichtet. Die Ruine der Burg Altendorf ist der größte erhaltene Wohnturm zwischen Rhein und Weser. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
9481 Menschen wohnen in Burgaltendorf.
9481 Menschen wohnen in Burgaltendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Herz-Jesu-Kirche wurde 1898 bis 1900 erbaut.
Die Herz-Jesu-Kirche wurde 1898 bis 1900 erbaut. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Die Herz-Jesu-Kirche im Sonnenuntergang.
Die Herz-Jesu-Kirche im Sonnenuntergang. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Burgalatendorf auf der Luft betrachtet.
Burgalatendorf auf der Luft betrachtet. © Hans Blossey
Multicopter-Aufnahme von Burgaltendorf.
Multicopter-Aufnahme von Burgaltendorf. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von der Burgruine aus auf die Alte Hauptstraße.
Multicopter-Aufnahme von der Burgruine aus auf die Alte Hauptstraße. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme vom  Schulzentrum an der Alten Hauptstraße.
Multicopter-Aufnahme vom Schulzentrum an der Alten Hauptstraße. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Sebastian KOnopka / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Charlottenstraße in Burgaltendorf.
Die Charlottenstraße in Burgaltendorf. © Dirk Bauer / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Heinz-Werner Rieck / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Heinz-Werner Rieck / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Heinz-Werner Rieck / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Heinz-Werner Rieck / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Heinz-Werner Rieck / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Heinz-Werner Rieck / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Burgaltendorf.
Impressionen aus Burgaltendorf. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Die Pontonbrücke zwischen Burgaltendorf und Bochum.
Die Pontonbrücke zwischen Burgaltendorf und Bochum. © Jörg Schimmel / FUNKE Foto Services
Burgaltendorf aus der Luft betrachtet.
Burgaltendorf aus der Luft betrachtet. © Hans Blossey
Mittelaltermarkt rund um die Burgruine.
Mittelaltermarkt rund um die Burgruine. © Sebstian Konopka / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme der Ruine Burg Altendorf.
Multicopter-Aufnahme der Ruine Burg Altendorf. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme der Ruine Burg Altendorf.
Multicopter-Aufnahme der Ruine Burg Altendorf. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Die Ruine der Burg Altendorf.
Die Ruine der Burg Altendorf. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Innenansicht der Ruine Burg Altendorf.
Innenansicht der Ruine Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Servcies
Innenansicht der Ruine Burg Altendorf.
Innenansicht der Ruine Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Servcies
Innenansicht der Ruine Burg Altendorf.
Innenansicht der Ruine Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Servcies
Die Ruine der Burg Altendorf.
Die Ruine der Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Ruine der Burg Altendorf.
Die Ruine der Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Ruine der Burg Altendorf.
Die Ruine der Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Ruine der Burg Altendorf.
Die Ruine der Burg Altendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Ruine der Burg Altendorf.
Die Ruine der Burg Altendorf. © Kerstin Kokoska / Funke Foto Services
Multicopter-Aufnahme der Ruine Burg Altendorf.
Multicopter-Aufnahme der Ruine Burg Altendorf. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Burgaltendorf aus der Luft betrachtet.
Burgaltendorf aus der Luft betrachtet. © Hans Blossey
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf.
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf.
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Blick in die Herz-Jesu-Kirche.
Blick in die Herz-Jesu-Kirche. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf.
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf.
Die Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Sonnenuntergang in Burgaltendorf.
Sonnenuntergang in Burgaltendorf. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Burgaltendorf auf der Luft betrachtet.
Burgaltendorf auf der Luft betrachtet. © Hans Blossey
Burgaltendorf aus der Luft betrachtet.
Burgaltendorf aus der Luft betrachtet. © Hans Blossey
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Wohnburg wurde 1760 aufgegeben

Fast ein bisschen versteckt sich die eigentliche Attraktion des Stadtteils: die Burg. In der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts als Sitz eines Vogtes des Grafen von Altendorf erbaut, tauchte sie allerdings erst nach der 1970 erfolgten Eingemeindung im Namen auf – und machte aus Altendorf/Ruhr schließlich Burgaltendorf, um Verwechslungen mit dem Altendorf im Essener Westen zu vermeiden.

Heimatverein ermöglicht Besichtigung

Einmal im Jahr dreht sich alles um die Burg: Dann bevölkern beim Ritterfest Burgfräulein und Knappen das Grün um die Ruine oder bieten beim Burgfest mittelalterlich gewandete Händler ihre Waren feil. Beide Feste finden im jährlichen Wechsel statt. Wer die Burgruine auch außerhalb der Feste besichtigen will, kann das von Mitte April bis Mitte Oktober tun: An jedem Samstag, Sonntag und Feiertag von 15 - 17 Uhr ermöglicht der Heimat- und Burgverein einen Blick von den Zinnen.

Als die Wohnburg um 1760 aufgegeben wurde, diente sie den umliegenden Bauern als Steinbruch. „Als ich Kind war, war die Burgruine mit Efeu überwuchert und nicht zugänglich“, erinnert sich Dieter Bonnekamp. Erst das Engagement der Burgaltendorfer, allen voran des Heimat- und Burgvereins, stoppten den Verfall. Inzwischen ist die Ruine jedes Jahr Mittelpunkt eines großen Festes, an dem sich viele Vereine und Gemeinden beteiligen.

Wenig verbliebene historische Gebäude

Artikel und Bildergalerie zu Burgaltendorf

Denn so zerrissen Burgaltendorf baulich auch wirken mag, die Burgaltendorfer halten zusammen und pflegen ihre dörfliche Gemeinschaft und ihre Geschichte. Deutlich wird das an den vielen Gedenktafeln, die an den wenigen verbliebenen historischen Gebäuden angebracht sind. Es sind meist alte Fachwerkgehöfte wie der Alte Schlütershof oder der Brinkmannshof, die rund um die Burg liegen und daran erinnern, dass die Landwirtschaft lange die Region prägte.

Genauso wie der Bergbau: „Rund 300 Tagesöffnungen, dazu zählen Stollenmünder, Schächte, Wetter- und Luftschächte, gab es aus dem oberflächennahen Bergbau in Burgaltendorf“, sagt Bonnekamp, „schon die Burgherren heizten vor 500 Jahren mit Kohle.“ Ab 1832 begann man mit dem Abteufen von Tiefbauschächten und mit der Zeche Theodor entstand hier der tiefste Schacht aller Ruhrzechen. Heute ist, außer wiederkehrenden Tagesbrüchen, nichts vom Bergbau übrig.

Essener Stadtteilwappen und ihre Bedeutung

(31) Überruhr (Hinsel und Holthausen) : In Urkunden des Stiftes Rellinghausen wurden die Bauernschaften Hinsel und Holthausen früher „Over Rore“ genannt, was so viel bedeutet wie „auf der anderen Seite der Ruhr“. Das Wappen deutet auf die Ruhr hin. Ebenso ist ein Kreuzschargen abgebildet, ein glücksbringendes, germanisches Zeichen, das auf die zahlreichen Bodenfunde in diesem Bereich deutet. Seit 1808 gehörte Überruhr zur Bürgermeisterei Steele, 1894 entstand die eigenständige Bürgermeisterei Überruhr. Die Eingemeindung folgte 1929.  Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband
(31) Überruhr (Hinsel und Holthausen) : In Urkunden des Stiftes Rellinghausen wurden die Bauernschaften Hinsel und Holthausen früher „Over Rore“ genannt, was so viel bedeutet wie „auf der anderen Seite der Ruhr“. Das Wappen deutet auf die Ruhr hin. Ebenso ist ein Kreuzschargen abgebildet, ein glücksbringendes, germanisches Zeichen, das auf die zahlreichen Bodenfunde in diesem Bereich deutet. Seit 1808 gehörte Überruhr zur Bürgermeisterei Steele, 1894 entstand die eigenständige Bürgermeisterei Überruhr. Die Eingemeindung folgte 1929. Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband © „Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile“ von Johann Rainer Busch, ISBN: 978-3-00-028515-8; Herausgeber ist der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine.
(42) Werden: Im Januar 799 gründete der heilige Ludgerus das Benediktinerkloster Werden. Die Äbte waren die Landesherren, 1317 erhielt Werden gar die Stadtrechte und blieb bis 1803 reichsfreies Stift. Ab 1808 selbstständige Bürgermeisterei, wurde Werden erst 1929 eingemeindet. Das Wappen zeigt ein mit vier roten Kugeln besetztes Pallium – ein Schulterschmuck, der Erzbischöfen oder heilig gesprochenen Bischöfen vom Papst verliehen wurde.  Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband
(42) Werden: Im Januar 799 gründete der heilige Ludgerus das Benediktinerkloster Werden. Die Äbte waren die Landesherren, 1317 erhielt Werden gar die Stadtrechte und blieb bis 1803 reichsfreies Stift. Ab 1808 selbstständige Bürgermeisterei, wurde Werden erst 1929 eingemeindet. Das Wappen zeigt ein mit vier roten Kugeln besetztes Pallium – ein Schulterschmuck, der Erzbischöfen oder heilig gesprochenen Bischöfen vom Papst verliehen wurde. Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband © „Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile“ von Johann Rainer Busch, ISBN: 978-3-00-028515-8; Herausgeber ist der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine.
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Die Droste der Fürstäbtissin

Vor 849 Jahren wurde die „Villa Aldendorpe“ zum ersten Mal schriftlich erwähnt, in einer Urkunde des damaligen Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel. Damals herrschten die Herren von Altendorf, die als Droste für die Küche der Essener Fürstäbtissin und den Essener Markt zuständig waren, über die Höfe rings um die Burg. Das heutige Wappen, das Kurt Schweder entwarf, wurde vom Wappen der Burgherren abgeleitet, die allerdings drei silberne Pferdeprammen (Nasenbremsen) im roten Schild führten. Schweder wählte die Farben Silber und Schwarz.

Auch die Bergleute und Bauern setzten sich ein Denkmal: Zehn Jahre lang sammelten sie Geld, um sich endlich ein eigenes Gotteshaus in ihrem Dorf zu leisten. Heute ist die 1900 erbaute Herz-Jesu-Kirche, die zwischen Ober- und Unterdorf auf einem Hügel thront, der alles überragende Bau in Burgaltendorf und eine der größten Kirchen im Bistum. Sie wird auch ein Mittelpunkt der 850-Jahr-Feier sein, die in diesem Jahr in Burgaltendorf begangen wird. Dann werden einen Nachmittag lang Ober- und Unterdorf zumindest symbolisch vereint: mit einer 850 Meter langen Stillleben-Tafel, die auf der Alten Hauptstraße aufgebaut wird.

Burgaltendorf in Zahlen

So viele Burgaltendorfer gibt es:

9481Einwohner zählt Burgaltendorf.

Über ein Viertel ist älter als 65 Jahre

14,2 Prozent der Einwohner sind jünger als 18 Jahre, 26,1 Prozent sind älter als 65 Jahre.

Geringe Ausländerrate

Nur 3,6 Prozent der Burgaltendorfer besitzen keinen deutschen Pass.

Nur 27,6 Prozent bebaute Fläche

623 Hektar groß ist der Stadtteil im Südosten von Essen. Davon sind nur 27,6 Prozent bebaute Fläche. Lediglich acht Stadtteile weisen eine geringere Bebauung auf: Spitzenreiter ist Fischlaken mit 12 Prozent. Dagegen ist das Westviertel mit 67,8 Prozent am stärksten bebaut.

Über ein Viertel wird landwirtschaftlich genutzt

25,3 Prozent der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, 10,6 Prozent entfallen auf Forste, 6,7 Prozent auf Straßen, Wege und Plätze. Nur Byfang (6,3 Prozent), Heidhausen (4,8) und Fischlaken (4,4) weisen weniger Verkehrsinfrastruktur auf.

Die Bevölkerungsdichte

55,2 Burgaltendorfer leben auf einem Hektar bebaute Fläche. Im stadtweiten Vergleich liegt der Stadtteil südlich der Ruhr im unteren Viertel.

Wenige Arbeitslose

3,1 Prozent der Burgaltendorfer sind arbeitslos gemeldet – im Stadtschnitt sind es 9,6 Prozent.

Durchschnittliche Wohnfläche

46,8 Quadratmeter Wohnfläche haben die Burgaltendorfer im Schnitt zur Verfügung – und liegen damit über dem Durchschnitt. Es gibt weitaus weniger Single-Haushalte (36,8 Prozent) als im gesamten Stadtschnitt (49,2 Prozent).

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Heinrich Kämpchen gab den Bergleuten eine Stimme 

Die Realität der Bergleute in Worte fassen, das konnte Heinrich Kämpchen wie kein zweiter. In Hunderten von Gedichten und Liedern schrieb er nieder, was Tausende dachten und erlebten. So hielt er im ausgehenden 19. Jahrhundert als Chronist Alltag, Arbeit, Not und Ausbeutung, aber auch die Kämpfe der Knappen und Hauer fest.

1847 wurde Heinrich Kämpchen im damaligen Altendorf/Ruhr geboren. Sein Vater und Großvater arbeiteten schon unter Tage, und so war auch sein beruflicher Weg vorbestimmt. Unten im Streb erlebte er die Verelendung des einst so stolzen Berufsstandes. Denn mit dem preußischen Berggesetz von 1865 wurde der Bergbau privatisiert und die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich. Kämpchen schrieb über die Bergleute und ihre Familien, über Streiks und Grubenunglücke, über das Ringen um Würde. Als 1889 der große Streik im Ruhrbergbau losbrach, wurde der Sozialdemokrat Kämpchen ins Streikkomitee gewählt und von den Bergwerksbesitzern zur Strafe auf die „schwarze Liste“ gesetzt, was einem Arbeitsverbot gleichkam. Seinen Mund ließ er sich nicht verbieten: Fortan veröffentlichte er in der Bergarbeiterzeitung, Organ des neu gegründeten „Alten Verbandes“, dem Vorläufer der späteren IG Bergbau.

Ihren berühmtesten Sohn haben die Burgaltendorfer nicht vergessen, zumal er seinen Geburtsort und das Ruhrtal in Heimatgedichten rühmte, die er neben der kraftvollen politischen Poesie ebenfalls beherrschte. Eine Straße ist nach ihm benannt, und an seinem Geburtshaus in der Burgstraße steht eine Gedenktafel.

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