Essen. Rellinghausen besteht seit über tausend Jahren und begreift sich als einer der Keimzellen Essens. Johannes Stoll erforscht die Stadtteilgeschichte. Folge 19 unserer Stadtteil-Serie „60 Minuten in...“.

Der beste Ort, um einen Rundgang durch Rellinghausen zu starten, ist natürlich der Stiftsplatz. „Hier ist die Keimzelle“, sagt Johannes Stoll und nutzt gleich den ersten Halt, um sein umfangreiches Wissen an den Mann zu bringen. Denn wer etwas über die Geschichte des Stadtteils zwischen Ruhr und Stadtwald erfahren möchte, kommt an dem Vorsitzenden der Rellinghauser Bürgerschaft nicht vorbei.

Das Wunder von Rellinghausen

Alljährlich, und das bereits seit 499 Jahren, wird das stille Annental aus seinem Dornröschenschlaf erweckt: Dann ziehen hunderte Gläubige in einer feierlichen Prozession zur Annenkapelle, um an einen Hostienraub und dessen gutes Ende zu erinnern. Hirten fanden die geweihten Oblaten am 25. Juli 1516 in einem Strauch; am Fundort wurde aus Dankbarkeit die kleine Kapelle errichtet. Seitdem wird das Wunder von Rellinghausen, eines der ältesten kirchlichen Feste der Stadt, gefeiert.

Obwohl im Allgäu aufgewachsen, kennt Johannes Stoll hier jeden Stein und dessen Geschichte. „Rellinghausen war vor dem Krieg viel größer“, sagt er, „die Stadt hat uns ohne Ratsbeschluss einfach anderthalb Kilometer geklaut.“ Auch wenn der Stadtwald („gehörte zu Rellinghausen und hieß Heide“), die Rote Mühle und das einstige Strandbad Rellinghausen sozusagen amputiert wurden, ist Rellinghausen immer noch reich an historischen Bauten und grünen Siedlungen: Dazu gehören das Schloss Schellenberg, der Blücherturm, die ehemalige Stiftskirche St. Lambertus aber auch die Kolonie Gottfried Wilhelm und die Hälfte der Heisinger Aue.

Das ist Essen-Rellinghausen

Johannes Stoll zeigt uns seinen Stadtteil, Essen-Rellinghausen.
Johannes Stoll zeigt uns seinen Stadtteil, Essen-Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Das ehemalige Damenstift Essen-Rellinghausen, die heutige Pfarrkirche St. Lambertus.
Das ehemalige Damenstift Essen-Rellinghausen, die heutige Pfarrkirche St. Lambertus. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Einst war das über 1000 Jahre alte Stift ein geschützter Ort für adelige Damen.
Einst war das über 1000 Jahre alte Stift ein geschützter Ort für adelige Damen. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Die Stiftskirche wird derzeit rennoviert.
Die Stiftskirche wird derzeit rennoviert. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Die Stiftskirche wird derzeit rennoviert.
Die Stiftskirche wird derzeit rennoviert. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Der Stiepelturm, ein Turmstumpf aus dem 15. Jahrhundert.
Der Stiepelturm, ein Turmstumpf aus dem 15. Jahrhundert. © Anika Wacker/WAZ FotoPool
Schloss Schellenberg liegt auf einer Anhöhe im Stadtteil Rellinghausen.
Schloss Schellenberg liegt auf einer Anhöhe im Stadtteil Rellinghausen. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Von 1452 bis 1993 war das Schloss im Besitz der Freiherren von Vittinghoff genannt Schell zu Schellenberg.
Von 1452 bis 1993 war das Schloss im Besitz der Freiherren von Vittinghoff genannt Schell zu Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Seit rund 30 Jahren steht Schloss Schellenberg unter Denkmalschutz.
Seit rund 30 Jahren steht Schloss Schellenberg unter Denkmalschutz. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Der Blücherturm in Rellinghausen: Im Mittelalter wurde hier Recht gesprochen, heute beheimatet das historische Gebäude eine Geschichtswerkstatt.
Der Blücherturm in Rellinghausen: Im Mittelalter wurde hier Recht gesprochen, heute beheimatet das historische Gebäude eine Geschichtswerkstatt. © WAZ FotoPool
Der Blücherturm wurde 1567 als Gerichtsturm erbaut.
Der Blücherturm wurde 1567 als Gerichtsturm erbaut. © WAZ FotoPool
Der Turm diente im Mittelalter als Gefängnis, Folterkammer und Schauplatz von Hexenprozessen.
Der Turm diente im Mittelalter als Gefängnis, Folterkammer und Schauplatz von Hexenprozessen. © WAZ FotoPool
Johannes Stoll im Inneren des Blücherturms.
Johannes Stoll im Inneren des Blücherturms. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Johannes Stoll im Inneren des Blücherturms.
Johannes Stoll im Inneren des Blücherturms. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Im Inneren des Blücherturms.
Im Inneren des Blücherturms. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Im Inneren des Blücherturms.
Im Inneren des Blücherturms. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Alte Fachwerkhäuser im Ortskern von Rellinghausen.
Alte Fachwerkhäuser im Ortskern von Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Alte Fachwerkhäuser im Ortskern von Rellinghausen.
Alte Fachwerkhäuser im Ortskern von Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Alte Fachwerkhäuser im Ortskern von Rellinghausen.
Alte Fachwerkhäuser im Ortskern von Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Das alte Stiftshaus.
Das alte Stiftshaus. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
1707 wurde die Annenkapelle in Rellinghausen erbaut.
1707 wurde die Annenkapelle in Rellinghausen erbaut. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Die Entstehung der Annenkapelle ist mit einer Legende verbunden: Demnach wurden am 25. Juli 1516, am Fest des heiligen Jakobus, Hostien aus der Rellinghauser Stiftskirche – der heutigen Pfarrkirche St. Lambertus – gestohlen und am nächsten Tag von einem Hirten wieder aufgefunden. Am Fundort wurde die Annenkapelle errichtet.
Die Entstehung der Annenkapelle ist mit einer Legende verbunden: Demnach wurden am 25. Juli 1516, am Fest des heiligen Jakobus, Hostien aus der Rellinghauser Stiftskirche – der heutigen Pfarrkirche St. Lambertus – gestohlen und am nächsten Tag von einem Hirten wieder aufgefunden. Am Fundort wurde die Annenkapelle errichtet. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter Aufnahme von der Annenkapelle.
Multicopter Aufnahme von der Annenkapelle. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Die Annenkapelle in Rellinghausen.
Die Annenkapelle in Rellinghausen. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Im Inneren der Annenkapelle.
Im Inneren der Annenkapelle. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Im Inneren der Annenkapelle.
Im Inneren der Annenkapelle. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Luftbild vom Annental samt Annenkapelle und Kläranlage - fotografiert im August 2001.
Luftbild vom Annental samt Annenkapelle und Kläranlage - fotografiert im August 2001. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahmen über Rellinghausen: Das Foto zeigt das Kunsthaus Essen in der Rübezahlstraße 33.
Multicopter-Aufnahmen über Rellinghausen: Das Foto zeigt das Kunsthaus Essen in der Rübezahlstraße 33. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahmen über Rellinghausen: Das Foto zeigt das Kunsthaus Essen in der Rübezahlstraße 33.
Multicopter-Aufnahmen über Rellinghausen: Das Foto zeigt das Kunsthaus Essen in der Rübezahlstraße 33. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahmen über Rellinghausen: Das Foto zeigt das Kunsthaus Essen in der Rübezahlstraße 33.
Multicopter-Aufnahmen über Rellinghausen: Das Foto zeigt das Kunsthaus Essen in der Rübezahlstraße 33. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Das Kunsthaus aus der Luft fotografiert im Januar 2011.
Das Kunsthaus aus der Luft fotografiert im Januar 2011. © Hans Blossey
Multicopter-Aufnahme von Rellinghausen: Das Foto zeigt die Gottfried-Wilhelm-Siedlung.
Multicopter-Aufnahme von Rellinghausen: Das Foto zeigt die Gottfried-Wilhelm-Siedlung. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Rellinghausen: Das Foto zeigt die Gottfried-Wilhelm-Siedlung.
Multicopter-Aufnahme von Rellinghausen: Das Foto zeigt die Gottfried-Wilhelm-Siedlung. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme über dem Platz des ESC Rellinghausen.
Multicopter-Aufnahme über dem Platz des ESC Rellinghausen. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme über dem Platz des ESC Rellinghausen.
Multicopter-Aufnahme über dem Platz des ESC Rellinghausen. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Das historische Rathaus an der Frankenstraße 102, Ecke Eisenbahnstraße, in Rellinghausen, fotografiert im Februar 2014.
Das historische Rathaus an der Frankenstraße 102, Ecke Eisenbahnstraße, in Rellinghausen, fotografiert im Februar 2014. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Das historische Rathaus an der Frankenstraße 102, Ecke Eisenbahnstraße, in Rellinghausen, fotografiert im Februar 2014.
Das historische Rathaus an der Frankenstraße 102, Ecke Eisenbahnstraße, in Rellinghausen, fotografiert im Februar 2014. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Das Kriegerdenkmal mit der Büste von Wilhelm I. an der Frankenstraße in Rellinghausen.
Das Kriegerdenkmal mit der Büste von Wilhelm I. an der Frankenstraße in Rellinghausen. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Die Altenwohnanlage Augustinum in Rellinghausen - fotografiert im August 2001.
Die Altenwohnanlage Augustinum in Rellinghausen - fotografiert im August 2001. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Impressionen aus Rellinghausen.
Impressionen aus Rellinghausen. © Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Luftbild von der Kreuzung Kreuzung Ruhrallee, Konrad-Adenauer-Brücke, Frankenstraße und Wuppertaler Straße - fotografiert im August 2001.
Luftbild von der Kreuzung Kreuzung Ruhrallee, Konrad-Adenauer-Brücke, Frankenstraße und Wuppertaler Straße - fotografiert im August 2001. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Die Ruhr in Rellinghausen: im Januar 2012 gab es hier Hochwasser.
Die Ruhr in Rellinghausen: im Januar 2012 gab es hier Hochwasser. © Walter Buchholz / WAZ FotoPool
Herbstimpressionen an der Ruhr in Rellinghausen - fotografiert im November 2008.
Herbstimpressionen an der Ruhr in Rellinghausen - fotografiert im November 2008. © Anja Herberg / WAZ
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Impressionen rund um St. Lambertus.
Impressionen rund um St. Lambertus. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
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© Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
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© Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg.
Multicopter-Aufnahme von Schloss Schellenberg. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013.
Schloss Schellenberg - fotografiert im April 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Blücherturm Rellinghausen.
Der Blücherturm Rellinghausen. © Kerstin Kokoska/FUNKE Foto Services
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Adlige Stiftsdamen kamen im Mittelalter

Geprägt haben den über 1000 Jahre alten Stadtteil der Bergbau und die Kirche. Die adligen Stiftsdamen kamen schon im Mittelalter; sie bauten das Gotteshaus, gaben den Bauern Arbeit und sprachen Recht. Mit Beginn der Industrialisierung schwand ihr Einfluss, die Säkularisierung gab ihnen den Rest.

Eine kulturelle Stätte von besonderer Güte

Mit dem 1977 gegründeten Kunsthaus, das in der ehemaligen Volksschule an der Rübezahlstraße residiert, verfügt Rellinghausen über eine kulturelle Stätte von besonderer Güte: einem führenden, regional wie international bedeutsamen Ausstellungs- und Produktionsort für zeitgenössische Kunst. Die Konzeption der Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen werden von den im Haus vertretenen Künstlern erarbeitet und durchgeführt. Es gibt 16 ständige Ateliers, ein Tonstudio, einen modernen Tanzsaal sowie ein Atelier mit Wohnraum für das Artist in Residenz Programm.

Der Bergbau vertrieb später auch die adeligen Herren von Schloss Schellenberg: Über 800 Jahre wurde die Burg als Wohnsitz genutzt, dann setzten sich die Zechenbesitzer durch und bauten eine Kohlenseilbahn quer durch den Wald. Die Familie Vittinghoff-Schell zog unter Protest aus und kam nie wieder. Gesiegt haben sie trotzdem, irgendwie. Denn während die Zeche Gottfried Wilhelm nahezu spurlos verschwunden ist, hat das Schloss die Zeit überdauert; allerdings wird es heute gewerblich betrieben und ist somit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Bürgerschaft rettete den Blücherturm

Essener Stadtteilwappen und ihre Bedeutung

(31) Überruhr (Hinsel und Holthausen) : In Urkunden des Stiftes Rellinghausen wurden die Bauernschaften Hinsel und Holthausen früher „Over Rore“ genannt, was so viel bedeutet wie „auf der anderen Seite der Ruhr“. Das Wappen deutet auf die Ruhr hin. Ebenso ist ein Kreuzschargen abgebildet, ein glücksbringendes, germanisches Zeichen, das auf die zahlreichen Bodenfunde in diesem Bereich deutet. Seit 1808 gehörte Überruhr zur Bürgermeisterei Steele, 1894 entstand die eigenständige Bürgermeisterei Überruhr. Die Eingemeindung folgte 1929.  Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband
(31) Überruhr (Hinsel und Holthausen) : In Urkunden des Stiftes Rellinghausen wurden die Bauernschaften Hinsel und Holthausen früher „Over Rore“ genannt, was so viel bedeutet wie „auf der anderen Seite der Ruhr“. Das Wappen deutet auf die Ruhr hin. Ebenso ist ein Kreuzschargen abgebildet, ein glücksbringendes, germanisches Zeichen, das auf die zahlreichen Bodenfunde in diesem Bereich deutet. Seit 1808 gehörte Überruhr zur Bürgermeisterei Steele, 1894 entstand die eigenständige Bürgermeisterei Überruhr. Die Eingemeindung folgte 1929. Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband © „Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile“ von Johann Rainer Busch, ISBN: 978-3-00-028515-8; Herausgeber ist der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine.
(42) Werden: Im Januar 799 gründete der heilige Ludgerus das Benediktinerkloster Werden. Die Äbte waren die Landesherren, 1317 erhielt Werden gar die Stadtrechte und blieb bis 1803 reichsfreies Stift. Ab 1808 selbstständige Bürgermeisterei, wurde Werden erst 1929 eingemeindet. Das Wappen zeigt ein mit vier roten Kugeln besetztes Pallium – ein Schulterschmuck, der Erzbischöfen oder heilig gesprochenen Bischöfen vom Papst verliehen wurde.  Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband
(42) Werden: Im Januar 799 gründete der heilige Ludgerus das Benediktinerkloster Werden. Die Äbte waren die Landesherren, 1317 erhielt Werden gar die Stadtrechte und blieb bis 1803 reichsfreies Stift. Ab 1808 selbstständige Bürgermeisterei, wurde Werden erst 1929 eingemeindet. Das Wappen zeigt ein mit vier roten Kugeln besetztes Pallium – ein Schulterschmuck, der Erzbischöfen oder heilig gesprochenen Bischöfen vom Papst verliehen wurde. Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband © „Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile“ von Johann Rainer Busch, ISBN: 978-3-00-028515-8; Herausgeber ist der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine.
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Die Ruhr durchzieht das Wappen

Rellinghausen nimmt in der Geschichte der Stadt einen besonderen Platz ein: So war der Herr zu „Ruoldinghus“ verwandt mit Bischof Altfrid, dem Gründer des Stiftes. 971 wurde das Rellinghauser Damenstift gegründet, das dem Stift Essen unterstand. Im 17. Jahrhundert ließ die Essener Äbtissin als Reichsfürstin ein Wappen für das „Kayserlich-freiweltliche Stift Essen“ erstellen. Es symbolisiert ihre vier Grundherrschaften, darunter auch Rellinghausen. Das Wappen deutet mit dem Wellenbalken die Lage an der Ruhr, mit dem Kreuz seine christliche Funktion an.

Anders der Blücherturm: Der einstige Gerichtsturm verdankt sein Überleben der Bürgerschaft, die ihn 1997 von der Stadt erwarb, restaurierte und seitdem als Archiv und für Ausstellungen nutzt. „Das war mein Einstieg in die Bürgerschaft“, sagt Johannes Stoll.

Direkt neben dem Blücherturm sieht man Bausünden, die auch vor Rellinghausen nicht Halt gemacht haben. Neben einem Gründerzeitgebäude wurden gesichtslose Einfamilienhäuser angebaut. „Leider hat Essen seit den 1960er Jahren keinen Stadtbaumeister mehr, der das große Ganze im Blick hat“, sucht der Bauingenieur eine Erklärung.

Mischung aus Tante Emma Laden und Gartencenter

Bei Lieselotte Krampf, im Bild Schwiegertochter Angela Krampf, kaufen die Rellinghauser seit 40 Jahren ein.
Bei Lieselotte Krampf, im Bild Schwiegertochter Angela Krampf, kaufen die Rellinghauser seit 40 Jahren ein. © Funke Foto Services

Inzwischen stehen wir im Geschäft von Lieselotte Krampf zwischen Tierfutter, Blumen, Kartoffeln, Gemüse, Eiern und Dünger. Mittendrin eine Theke wie aus einer anderen Zeit. Die Mischung aus Tante Emma Laden und Gartencenter mögen die Rellinghauser – sie halten der Familie Krampf trotz benachbartem Baumarkt seit 40 Jahren die Treue.

Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Gottfried-Wilhelm-Siedlung, in der die Straßen nach den Flözen benannt wurden. Auf Fine-frau, Hundsnocken und Mausegatt stehen die Zechenhäuser einträchtig nebeneinander. „Statt Bauhausstil findet man hier Baumarktstil“, kritisiert Stoll, der sich auch als Hüter des historischen Erbes versteht, „es gibt zwar eine Gestaltungssatzung, aber die wird nicht beachtet.“ Würde die Kolonie unter Denkmalschutz stehen, sähe sie anders aus. Aber dieser Zug ist abgefahren. „Schade“, seufzt Stoll.

Stadtteil-Statistik

Wenig Einwohner

3698 Einwohner zählt der Stadtteil Rellinghausen – weniger Bewohner haben nur der Stadtkern (3695), das Westviertel (2480), Fulerum (3311), Byfang (2038) und Schuir (1481).

Drittkleinster Stadtteil in Essen

148,6 Hektar groß ist der Stadtteil und gehört damit flächenmäßig zu dem drittkleinsten Viertel in der Stadt.

Weniger als die Hälfte bebaut

64,5 Hektar, also weniger als die Hälfte, sind bebaute Fläche.

25 Einwohner pro Hektar

Mit 25 Einwohnern, die auf einen Hektar kommen (ein Hektar entspricht einer Fläche von 100 mal 100 Metern) liegt Rellinghaussen stadtweit im guten Mittelfeld.

Ein Viertel Waldgebiet

23,6 Prozent, also knapp ein Viertel der Rellinghauser Fläche sind Waldgebiete, knapp acht Prozent verteilen sich auf Grünflächen und Parkanlagen. Im Vergleich dazu die benachbarten Stadtteile: Stadtwald (35 Prozent Forst), Bergerhausen (4,8 Prozent Forst) und Überruhr Hinsel (2,6 Prozent Forst).

In 18 Prozent aller Privathaushalte leben Kinder

1649 Privathaushalte gibt es insgesamt in Rellinghausen, nur in 18 Prozent aller Haushalte leben Kinder unter 18 Jahren. Entsprechend gering ist ihr prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung: 13,6 Prozent Kinder und Jugendliche stehen gegenüber 30,8 Prozent der über 65-Jährigen. Das hört sich nach einer geringen Familien- und Kinderquote an – schaut man aber auf die Zahlen der anderen Stadtteile, nimmt Rellinghausen einen deutlichen Platz im oberen Drittel ein.

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Alle bisher veröffentlichten Folgen finden Sie auf unserem Spezial zur Serie / Folge 28: Südostviertel / Folge 27: Margarethenhöhe / Folge 26: Heidhausen / Folge 25: Haarzopf / Folge 24: Altendorf / Folge 23: Stoppenberg / Folge 22: Werden / Folge 21: Holsterhausen / Folge 20: Dellwig / Folge 19: Rellinghausen / Folge 18: Horst / Folge 17: Südviertel / Folge 16: Rüttenscheid / Folge 15: Byfang / Folge 14: Schuir / Folge 13: Karnap / Folge 12: Bredeney / Folge 11: Fischlaken / Folge 10: Kray / Folge 9: Leithe / 8: Nordviertel / 7: Kettwig / 6: Frohnhausen / 5: Altenessen / 4: Kupferdreh / 3: Vogelheim / 2: Schönebeck / 1: Heisingen / zur Galerie mit allen Essener Stadtteil-Wappen