Margarethenhöhe: Wohnen auf einer denkmalgeschützten Insel
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Essen. . Die Gartenstadt Margarethenhöhe besteht aus zwei Teilen – einer alten und einer neueren Bebauung. Folge 27 unserer Stadtteil-Serie „60 Minuten in...“.
„Eigentlich wohnen wir auf einer Insel“, sagt Rixa von Schmettow und stellt mit dieser Aussage die Einzigartigkeit der Margarethenhöhe klar. Doch die Gräfin, die seit vielen Jahren hier lebt und regelmäßig Führungen durch die denkmalgeschützte Siedlung anbietet, meint das mit der Insel nicht nur sprichwörtlich: „Man kann die Margarethenhöhe nur über drei Brücken erreichen und verlassen“, ergänzt sie, „das gibt uns Bewohnern ein besonderes Gefühl.“
Das ist die Margarethenhöhe
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Ein besonderes Gefühl – das erleben auch die vielen Besucher, die durch die Gartenstadt spazieren (zur Bildergalerie). Schon bei den ersten Schritten durch den mächtigen Torbogen, der ursprüngliche Eingang in die Gartenstadt, erschließt sich eine andere Welt: Alles ist so wohlgeformt und wohlgeordnet, die Häuser, die Vorgärten und selbst die Straßen scheinen sauberer als sonst wo in Essen.
Dazu diese Straßennamen, die nirgendwo liebevoller klingen als auf der Margarethenhöhe: Wer Im Stillen Winkel, Schöngelegen, Trautes Heim, Sonnenblick oder Daheim lebt, zieht so schnell nicht mehr weg. „Tatsächlich bleiben die meisten bis zu ihrem Lebenende hier wohnen. Oder bis es aus Altersgründen nicht mehr geht.“ Um die Margarethenhöhe zu beleben und die Grundidee einer menschenwürdigen Siedlung weiterzuführen, vermietet die Stiftung, die als Eigentümerin fungiert, frei werdende Häuser grundsätzlich an Familien mit Kindern, „allerdings zu erheblich höheren Preisen, als die Vormieter zahlen mussten“.
Musterwohnung und Gartenstadt
Regelmäßig bietet das Ruhrmuseum geführte Spaziergänge durch die Gartenstadt Margarethenhöhe an und lädt zu Veranstaltungen und Vorträgen ins Kleine Atelierhaus an der Sommerburgstraße 18 ein. So gibt es jeden dritten Sonntag im Monat öffentliche Führungen (Treffpunkt 14 Uhr am Kleinen Atelierhaus, Teilnahmegebühr 3 Euro). Auch die Musterwohnung kann besichtigt werden. Alle Termine und Themenführungen kann man unter www.ruhrmuseum.de erfahren; Anmeldungen und Buchungen: 24681 444.
Nur auf den ersten Blick wirken die Häuser gleich. Doch wer genau hinsieht, erkennt, dass jedes einzigartig ist. Architekt und Baumeister Georg Metzendorf hat das so gewollt, als er die grüne Sozialsiedlung zwischen 1909 und 1920 im Auftrag von Margarethe Krupp errichtete. „Schauen Sie sich nur die Verspieltheit der Giebel an“ begeistert sich die 77-Jährige, „Metzendorf hat Bau- und Stilformen aus ganz Europa verwirklicht.“ Wir stehen an der Ecke Steile Straße/Trautes Heim, wo sich auch die museale Musterwohnung befindet. Hier wird sehr deutlich, wie hoch die damaligen Wohnstandards waren: Es gibt eine kombinierte Heizungs- und Kochanlage, eine Spülküche mit Badewanne, Waschbecken und Waschofen und sogar ein eigenes WC. „Das war sehr modern und hygienisch, Margarete Krupp hat das so vorgeben.“
Umstrittene Margarethenhöhe II
Inzwischen sind wir am Herzstück der alten Margarethenhöhe angekommen: Der Marktplatz wirkt an diesem Mittwochmorgen belebter als sonst – einige Händler haben sich eingefunden und bieten ihre Waren feil. Begrünte Arkadengänge zieren die Häuserzeilen, die sich rechts und links befinden und geben dem Platz ein fast mediterranes Ambiente.
Essener Stadtteilwappen und ihre Bedeutung
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Drei Margaritenblüten
Das Wappen ist ein sogenanntes „redendes“– es orientiert sich am Namen des Stadtteils. Entsprechend sind drei Margaritenblüten zu sehen. Die Zinnenmauer erinnert an die ehemalige Wehranlage Sommerburg sowie die zum Stadtteil führende Brücke über das Mühlenbachtal und die ehemalige Bahnstrecke Mülheim-Heißen–Altendorf an der Sommerburgstraße. Die Margarethenhöhe wurde 1906 von Margarethe Kruppgestiftet und ab 1906 bis 1938 von dem Architekten Georg Metzendorf (1874–1934), einem Mitglied des Deutschen Werkbundes, erbaut.
Bei all der harmonischen Architektur und fast bieder wirkenden Beschaulichkeit vergisst man beinahe, dass es noch einen modernen, neuen Teil gibt: Die Margarethenhöhe II, die in den sechziger und siebziger Jahren auf dem noch unbebauten Land südlich der ersten Siedlung entstand, ist nicht unumstritten. „Murks“ und „Baufummelei“ nannte der „Spiegel“ die mehrstöckigen, kastenförmigen Wohnhäuser und Wohnblocks in einem vernichtenden Artikel von 1982 und bedauerte, dass die Stadplaner nicht einfach an der ersten Margarethenhöhe weitergebaut haben.
So schlimm mutet es nicht an, doch der Unterschied zur Gartenstadt könnte kaum größer sein. Dabei hat man zumindest versucht durch Straßennamen wie Borkumstraße, Juistweg oder Helgolandring an die Idylle der alten Margarethenhöhe anzuknüpfen. „Damals wurde einfach moderner und sozialer Wohnraum für Familien gebraucht“, sagt Rixa von Schmettow, „und das ist ja auch gelungen.“
Die Margarethenhöhe in Zahlen
Im Mittelfeld bei der Einwohnerzahl
7353 Einwohner zählt die Margarethenhöhe. Und liegt damit statistisch gesehen genau in der Mitte: 24 Stadtteile haben mehr, 25 Stadtteile weniger Einwohner.
146,5 Hektar groß
146,5 Hektar groß ist die Margarethenhöhe. Davon sind 73,40 Hektar bebaut. Auf dieser bebauten Fläche teilen sich 100,2 Personen einen Hektar. Im städtischen Vergleich liegt die Margarethenhöhe auf dem achten Platz - sieben Stadtteile sind noch dichter besiedelt.
Eines der grünsten Viertel
27,9 Prozent der Gesamtfläche sind Forste. Damit gehört die Margarethenhöhe zu den grünsten Vierteln der Stadt. Nur Heisingen (28,7 Prozent), Kupferdreh (30,3), Bredeney (40,9) und Bergerhausen (39,6) verfügen über mehr Waldfläche.
14,5 Prozent unter 18 Jahre
14,5 Prozent der Einwohner sind unter 18 Jahre alt. 27,5 Prozent der Bewohner sind älter als 65. Nur elf Essener Stadtteile haben mehr ältere Einwohner.
6,2 Prozent Ausländer
6,2 Prozent der Menschen, die auf der Margarethenhöhe leben, sind Ausländer. Da bewegt sich der Stadtteil im unteren Drittel - 16 Essener Stadtteile haben einen geringeren Ausländeranteil.
3871 Haushalte
3871 Haushalte gibt es auf der Margarethenhöhe. Davon leben in 9,5 Prozent Familien mit drei und mehr Kindern.
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