Essen. . Haarzopf ist grün und ländlich. Das verdankt der Stadtteil auch einem selbstbewussten Bürgerverein. Folge 25 der Stadtteil-Serie „60 Minuten in...“.

Wenn Horst Holtwiesche den typischen Haarzopfer beschreibt, dann fällt ihm nur ein Begriff ein: eigensinnig. „Die Stadt hat wenig Freude an uns, weil wir Haarzopfer schnell auf die Barrikaden gehen und uns wehren, wenn uns ein Bebauungsplan nicht passt“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins und der Stolz in seiner Stimme ist unüberhörbar.

Drei Mal haben die Stadtplaner bereits Anlauf genommen, um aus Kleingärten Wohn- und Gewerbegebiete zu machen, drei Mal sind sie an dem vehementen Widerstand der Haarzopfer gescheitert. Das klingt ein bisschen nach dem berühmten unbesiegbaren Dorf in Gallien, ein Vergleich, der Horst Holtwiesche durchaus gefällt. „Wir sind ja auch irgendwie ein Dorf“, sagt der gelernte Elektriker, der seine Geburtsstätte an der Hatzper Straße nie verlassen hat. Was dazu führt, dass er seinen Stadtteil nicht nur wie die eigene Westentasche kennt, sondern bekannt ist wie ein bunter Hund.

Das ist Essen-Haarzopf

Horst Holtwiesche führt uns durch seinen Stadtteil Essen-Haarzopf.
Horst Holtwiesche führt uns durch seinen Stadtteil Essen-Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Die evangelische Kirche an der Raadter Straße wurde im Jahr 1913 erbaut.
Die evangelische Kirche an der Raadter Straße wurde im Jahr 1913 erbaut. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Der Bürgerpark in Essen-Haarzopf.
Der Bürgerpark in Essen-Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Um die Bepflanzung und Pflege in dem Park kümmern sich die Bürger.
Um die Bepflanzung und Pflege in dem Park kümmern sich die Bürger. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Der Kotten Keyenburg, ein großes altes Hof-Ensemble mit mehreren Gebäuden, war das letzte Gehöft Haarzopfs, das noch landwirtschaftlich genutzt wurde.
Der Kotten Keyenburg, ein großes altes Hof-Ensemble mit mehreren Gebäuden, war das letzte Gehöft Haarzopfs, das noch landwirtschaftlich genutzt wurde. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Heute leben in dem hübschen Backsteinhaus mit den grünen Fensterläden Kreative und Künstler.
Heute leben in dem hübschen Backsteinhaus mit den grünen Fensterläden Kreative und Künstler. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Der Kotten Keyenburg, ein großes altes Hof-Ensemble mit mehreren Gebäuden, war das letzte Gehöft Haarzopfs, das noch landwirtschaftlich genutzt wurde.
Der Kotten Keyenburg, ein großes altes Hof-Ensemble mit mehreren Gebäuden, war das letzte Gehöft Haarzopfs, das noch landwirtschaftlich genutzt wurde. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Der Kotten im Winkel im Haarzopf.
Der Kotten im Winkel im Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
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© Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Harrzopf liegt im Essener Südwesten.
Harrzopf liegt im Essener Südwesten. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
101 Hektar werden in Haarzopf landwirtschaftlich genutzt, ...
101 Hektar werden in Haarzopf landwirtschaftlich genutzt, ... © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
... das sind 23 Prozent der Gesämtfläche des Stadtteils.
... das sind 23 Prozent der Gesämtfläche des Stadtteils. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Essen-Haarzopf.
Impressionen aus Essen-Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Essen-Haarzopf.
Impressionen aus Essen-Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Essen-Haarzopf.
Impressionen aus Essen-Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Impressionen aus Essen-Haarzopf.
Impressionen aus Essen-Haarzopf. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Diese Multicopter-Aufnahmen zeigt den Blick vom Stubertal in Richtung Haarzopf-Mitte. Hier gibt es viele Einfamilienhäuser und wenige Mietwohnungen.
Diese Multicopter-Aufnahmen zeigt den Blick vom Stubertal in Richtung Haarzopf-Mitte. Hier gibt es viele Einfamilienhäuser und wenige Mietwohnungen. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick von der Hatzper Straße in Richtung Haarzopf-Mitte.
Blick von der Hatzper Straße in Richtung Haarzopf-Mitte. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick vom Einkaufszentrum Neue Mitte in Richtung Mülheim/ Frohnhausen.
Blick vom Einkaufszentrum Neue Mitte in Richtung Mülheim/ Frohnhausen. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der Hatzper Straße/ Fulerumer Straße.
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der Hatzper Straße/ Fulerumer Straße. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick vom Einkaufszentrum Neue Mitte in Richtung Mülheim.
Blick vom Einkaufszentrum Neue Mitte in Richtung Mülheim. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der Hatzper Straße/ Fulerumer Straße.
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der Hatzper Straße/ Fulerumer Straße. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der  Hatzper Straße/ Fulerumer Straße.
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der Hatzper Straße/ Fulerumer Straße. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der  Hatzper Straße/ Fulerumer Straße.
Blick von Norden auf das Einkaufszentrum Neue Mitte an der Hatzper Straße/ Fulerumer Straße. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Das Gesundheits-Center im Geschäftszentrum
Das Gesundheits-Center im Geschäftszentrum "Neue Mitte Haarzopf" an der Kreuzung Hatzper- und Fulerumer Straße fotografiert im Juli 2015. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Wappenbaum von Essen-Haarzopf/Fulerum steht an der Kreuzung Erbach- und Hatzper Straße/ Fulerumer Straße im März 2014.
Der Wappenbaum von Essen-Haarzopf/Fulerum steht an der Kreuzung Erbach- und Hatzper Straße/ Fulerumer Straße im März 2014. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Der Bürgerpark Haarzopf im Mai 2014.
Der Bürgerpark Haarzopf im Mai 2014. © Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Der Bürgerpark Haarzopf im Juni 2012.
Der Bürgerpark Haarzopf im Juni 2012. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
Der Bürgerpark Haarzopf im Juni 2012.
Der Bürgerpark Haarzopf im Juni 2012. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
Der Bürgerpark Haarzopf im Juni 2012.
Der Bürgerpark Haarzopf im Juni 2012. © Olaf Fuhrmann / WAZ FotoPool
Der Flughafen Essen-Mülheim liegt zum teil auf Haarzopfer Gebiet. Das Bild entstand im Oktober 2015.
Der Flughafen Essen-Mülheim liegt zum teil auf Haarzopfer Gebiet. Das Bild entstand im Oktober 2015. © Kerstin Kokoska / Funke Foto Services
Haarzopf im Februar 2012.
Haarzopf im Februar 2012. © Hans Blossey
Haarzopf im Februar 2012.
Haarzopf im Februar 2012. © Hans Blossey
Haarzopf im April 2010.
Haarzopf im April 2010. © Hans Blossey
Haarzopf im April 2010.
Haarzopf im April 2010. © Hans Blossey
Die Kirche St. Maria Königin in Haarzopf fotografiert im September 2012. Der letzte Gottesdienst fand hier im Jahr 2012 statt.
Die Kirche St. Maria Königin in Haarzopf fotografiert im September 2012. Der letzte Gottesdienst fand hier im Jahr 2012 statt. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Innenansicht der evangelische Kirche Haarzopf an der Raadter Straße fotografiert im Oktober 2013.
Innenansicht der evangelische Kirche Haarzopf an der Raadter Straße fotografiert im Oktober 2013. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Innenansicht der evangelische Kirche Haarzopf fotografiert im Oktober 2013.
Innenansicht der evangelische Kirche Haarzopf fotografiert im Oktober 2013. © Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Der Weihnachtsmarkt in Haarzopf im Dezember 2013.
Der Weihnachtsmarkt in Haarzopf im Dezember 2013. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Historisches Foto von der Hatzper Straße in Haarzopf an der Kreuzung mit der Raadter Straße, an der seit 110 Jahren die jetzige Gaststätte Erbach existiert.
Historisches Foto von der Hatzper Straße in Haarzopf an der Kreuzung mit der Raadter Straße, an der seit 110 Jahren die jetzige Gaststätte Erbach existiert. © Repro: Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Historisches Foto von der Hatzper Straße in Haarzopf an der Kreuzung mit der Raadter Straße, an der seit 110 Jahren die jetzige Gaststätte Erbach existiert.
Historisches Foto von der Hatzper Straße in Haarzopf an der Kreuzung mit der Raadter Straße, an der seit 110 Jahren die jetzige Gaststätte Erbach existiert. © Repro: Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
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„Jetzt zeige ich erstmal die schönen Seiten Haarzopfs“, sagt er und spaziert auf dem Haarscheidtweg Richtung Flughafen. Schnell lassen wir die bebauten Flächen hinter uns, dann gibt es nur noch Wiesen, Felder und einen schönen Weitblick, „der mein Herz immer wieder höher schlagen lässt“, sagt Holtwiesche. Rausgehen und sofort im Grünen sein, das sei so typisch für Haarzopf.

Kreative und Künstler im Kotten Keyenburg

Der erste moderne Kirchenbau im Rheinland

2012 erreichte die evangelische Gemeinde in Haarzopf eine Hiobsbotschaft: Ihr denkmalgeschütztes, 1913 erbautes Gotteshaus, das als erster moderner Kirchenbau im Rheinland gilt, ist vom Einsturz bedroht, stellte ein Statiker fest. Feuchtigkeit, Fäulnis, Erschütterungen, Holzwürmer und Käfer hatten der Konstruktion über Jahre zugesetzt. Die Kosten für die eine Million Euro teure Sanierung hat die Gemeinde durch viele Spenden und mithilfe öffentlicher Mittel zusammengetragen. Mitte 2016, so die Hoffnung, soll die Kirche wieder genutzt werden können.

Ein paar Meter weiter treffen wir im Henningweg auf ein Stück Geschichte: Der Kotten Keyenburg, ein großes altes Hof-Ensemble mit mehreren Gebäuden, war das letzte Gehöft Haarzopfs, das noch landwirtschaftlich genutzt wurde. Heute leben in dem hübschen Backsteinhaus mit den grünen Fensterläden Kreative und Künstler.

Gegenüber wurde in den vergangenen Jahren viel neu gebaut. Vor allen junge Familien zieht es in die gleichförmigen Reihenhäuser, die „wie warme Semmeln weggehen“, sagt der 63-Jährige, den die Bebauung nicht unbedingt fröhlich stimmt. „Die Tennisplätze am Sonnenscheinsweg sollen demnächst auch zugunsten von Wohnhäusern verschwinden. Wir müssen weiter scharf aufpassen, dass nicht ganz Haarzopf zugebaut wird.“

Haarzopfer pflegen Bürgerpark

Mittlerweile sind wir am Bürgerpark angekommen: Das Stückchen städtisches Grün, dessen Bepflanzung und Pflege die Haarzopfer übernommen haben, wirkt nach Sturm Ela ein wenig trostlos. Gegenüber stehen drei Asylheime, die, wie die Flüchtlingsunterkunft in der Hatzper Schule, von ehrenamtlichen Bürgern betreut werden.

Hirschgeweih und Wellen

Das Wappen, das der Heraldiker Kurt Schweder entworfen hat, ist ein sogenanntes „redendes Wappen“; die Hirschstangen und der Wellenbalken spielen auf den alten Namen „Hartzapen“ bzw. Harttappe“ an, welches „Hirschbach“ bedeutet. Zum ersten Mal wird der Name Hartzape in einer Schenkungsurkunde des Grafen Berg an das Kloster Werden von 1215 erwähnt. Der Name hat sich kontinuierlich verändert, im Jahre 1582 erscheint erstmals die Schreibweise Haftzbeek (beek = Bach), hieraus wurde Harzper und schließlich Hatzper.

Hier hört man schon das Rauschen des Verkehrs: Die nahe gelegene Hatzper Straße gehört wie die Raadter Straße zu den Hauptachsen Haarzopfs. Letztere wird aber auch als günstige Verbindung zwischen A52 und A40 genutzt. 25.000 Fahrzeuge täglich hat die Stadt Essen unlängst hier gezählt, „deswegen brauchen wir dringend Querungshilfen, die Haarzopf entlasten“.

An der Kreuzung beider Straßen steht das neue, künstliche Zentrum des südwestlichen Stadtteils. Die neue Mitte ist nicht schön, bietet aber alle Einkaufsmöglichkeiten – nicht nur für die alteingesessenen Haarzopfer, sondern auch für die Neubürger, die in den schicken Häusern entlang der Fulerumer Straße leben. „Da entstehen noch ein paar Häuserblöcke“, sagt Holtwiesche ein wenig resigniert. Gerne würde er die Zeit aufhalten und sein Haarzopf so bewahren, wie es ihm lieb ist. „Ich weiß, dass ich manches nicht verhindern kann. Aber ich gebe nicht auf.“

Haarzopf in Zahlen

6785 Haarzopfer

6785 Einwohner zählt Haarzopf und liegt damit stadtweit im unteren Viertel.

Geringe Bevölkerungsdichte

50,4 Personen leben auf einem Hektar der bebauten Fläche (ein Hektar entspricht einer Fläche von 100 mal 100 Metern), auch da gehört das südwestlich gelegene Haarzopf zu den zwölf Stadtteilen mit der geringsten Bevölkerungsdichte.

Wenig ausländische Mitbürger

92,4 Prozent der Haarzopfer besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Nur Stadtwald (93,1), Fulerum (93,1), Byfang (95,2) und Fischlaken (93,9) haben noch weniger ausländische Mitbürger. Den höchsten Ausländeranteil weist mit 45,9 Prozent die Stadtmitte auf.

Die Größe

434,8 Hektar ist Haarzopf groß.

Wenig bebaute Fläche

Verglichen mit anderen Stadtteilen ist Haarzopf sehr grün: Lediglich 30 Prozent der Gesamtfläche sind bebaut; 23 Prozent, nämlich 101 Hektar, sind landwirtschaftliche Flächen, 10 Prozent Forste und 11 Prozent Parks und Grünanlagen.

Viele Senioren

29,5 Prozent der Haarzopfer sind älter als 65 Jahre. Damit liegt der Stadtteil an dritter Stelle. Nur in Werden (29,6) und Rellinghausen (30,7) leben mehr Senioren.

14,8 Prozent Minderjährige

14,8 Prozent der Haarzopfer sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre: Vergleicht man dies mit den anderen 49 Stadtteilen, liegt Haarzopf im Mittelfeld.

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