Wattenscheid. . Ausstellung „Vor Ort und über Tage“ feierte Premiere im Kunst- und Galeriehaus. Förderturm Zeche Holland interpretiert. Vielfältige Techniken.
Er überragt die Alte Freiheit, repräsentiert sie. Ein Wahrzeichen weit über Wattenscheids Grenzen hinaus, eine Erinnerung an das einst prägende Merkmal einer ganzen Region und ihrer Bewohner: Der Förderturm der Zeche Holland. Staubige Luft und schwarzes Grubengold gehören der Vergangenheit an. Dieser Tage werden kreative Adern gefördert, der Turm selbst wird zur Landmarke in der neuen Ausstellung „Vor Ort und über Tage – Kunst und Wandel im Revier“. Diese eröffnete – auf dem ehemaligen Zechengelände – im Kunst- und Galeriehaus an der Lohrheidestraße 57.
Gesicht des Geburtstags
27 Künstler kommentieren in 60 Werken verschiedener Techniken den Wandel des Ruhrgebiets und präsentieren ihre Sicht auf die „aktuellste Fassung“ einer sich stetig neu (er)findenden Region. Nicht von ungefähr weist ein großformatiger Blickfang auf die Geschichte hin: Zeitgleich zur 600-Jahr-Feier wurden Teile des Riesenbildes ausgestellt, welches zum „Gesicht des Geburtstags“ wurde.
Struktureller Übergang
Roland Kuck hatte das 2014 am Kunstzentrum erschaffene Werk bildlich präzisiert und mit Wattenscheider Motiven geschmückt. Der strukturelle Übergang, die Verbindung zwischen Generationen, werden durch den symbolischen Händedruck von „Kunst und Kohle“ verbildlicht.
Diptychon „O Wattenscheid“
Abstrakt näherte sich Barbara Birk in ihrem Diptychon „O Wattenscheid“ der Thematik: „Das Bild ist von links nach rechts zu betrachten. Der Farbverlauf ändert sich von dunkel nach hell, stellt die Entwicklung dar und beschäftigt sich mit der Zukunft sowie den vielen noch offenen Fragen.“ Die Atmosphäre des Reviers ist der Münsteranerin vertraut: „Ich komme gebürtig aus dem Ruhrgebiet, habe hier am IBKK (Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie) studiert und hatte das Bild des Zechenturms vor Augen.“ Ihre abstrakte, „wüste“ Gestaltung nutze sie gerne, so Birk, „um mich auszuleben und Stimmung auszudrücken.“
Ausgestaltung sehr offen
Friederike Hück wurde durch Recherche auf ein weiteres bekanntes Gebäude der Alten Freiheit aufmerksam: „Ich habe im Internet nachgeschaut, welche Besonderheiten Wattenscheid zu bieten hat. So kam ich unter anderem auf die Villa Baare in Höntrop, die meinem expressiven Ausdruck entspricht.“ Die Idee zur Gestaltung samt der Farblichkeit sei dabei „spontan entstanden“. Mit schnellem Strich und einem Kontrast aus dunklem Blau und leuchtendem Gelb hebt Hück gekonnt Merkmale ihres Motivs hervor.
Lob der Vielfalt
Eine solche Vielfalt lobt auch Dr. Bernd A. Gülker, Kunsthistoriker und stellvertretender Direktor des Kunstzentrums: „Wir sind äußerst positiv von der Ausstellung überrascht. Die Umsetzung des Themas war sehr offen, was man an den unterschiedlichen Herangehensweisen und Techniken sehen kann, die sich sehr gut zusammenfügen.“
Öffnungszeiten im Kunst- und Galeriehaus
Öffnungszeiten der Ausstellung im Kunst- und Galeriehaus (Lohrheidestraße 57): dienstags bis donnerstags 17.30 bis 20 Uhr, samstags 12 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 15 Uhr. Eintritt frei.
Während der NRW-Sommerferien nur an den Wochenenden im Juli.
Orte und Landmarken
Neben der Propsteikirche St. Gertrud wurden weitere bekannte Orte und Landmarken des Ruhrgebiets künstlerisch porträtiert, u.a. Zeche Zollverein, Gasometer Oberhausen und der Landschaftspark Duisburg-Nord. Auch die Natur fand in einigen Werken („Symbiose“, Beate Weßelbaum) Anklang und unterstreicht die heutige Vielfalt.