Die Verdoppelung der Parkgebühren für Autofahrer in der Oberhausener Innenstadt hält der Handelsverband Ruhr für ein falsches Zeichen.
Oberhausen. Die kontroverse Debatte um die höheren Parkgebühren in der Oberhausener Innenstadt und in Sterkrade befeuert nun auch der Handelsverband Ruhr mit einer ausführlichen Stellungnahme.
Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer Handelsverband NRW Ruhr e. V, warnt die Ruhrgebietsstädte und insbesondere Oberhausen, den Zugang zu ihren Innenstädten immer weiter zu beschweren und zu verteuern. Er reagiert damit auf die Ansichten der Oberhausener CDU-Ratsfraktion („CDU verteidigt höhere Parkgebühren“) und den Kommentar der Redaktion zur Verteuerung der Parkpreise für Autofahrer („Warum höhere Parkgebühren in der Klimakrise notwendig sind“).
Hier die Stellungnahme des Handelsverbandes Ruhr im Wortlaut: „Richtig ist sicherlich, dass die Erhöhung von Parkgebühren eine verkehrslenkende Wirkung im Bereich des Individualverkehrs haben kann. Beide Artikel scheinen allerdings von der Annahme auszugehen, dass das Ziel des potenziellen Innenstadtbesuchers feststeht und es damit nur darum geht, womit er dieses Ziel erreichen kann. Wenn man die Anreise mit dem Pkw nur genug erschwere, werde quasi automatisch auf den öffentlichen Nahverkehr oder weniger klimaschädliche Antriebsformen umgeschwenkt.
Oberhausen ist nicht so attraktiv wie London
Ja, ein solches Konzept kann funktionieren, setzt aber voraus, dass das Ziel so attraktiv ist, dass der Besucher für seinen Besuch bereit ist, einigen Unbill in Kauf zu nehmen. In Metropolen wie London kann man so etwas ohne größere Auswirkungen auf die Besucherfrequenz machen. Ob die Strahlkraft der Oberhausener Innenstadt groß genug ist, dass Besucher jegliches Hindernis in Kauf nehmen, wage ich zu bezweifeln. Seit Jahren wird versucht, die Oberhausener Innenstadt neu zu beleben. Mit höheren Parkgebühren wird dies nicht gelingen. Wenn Sie im Kommentar ausführen, dass „weitgehend autofreie Innenstädte die Lebensqualität erhöhen“, mag dies sein, setzt allerdings voraus, dass noch genügend Leben in einer Innenstadt vorhanden ist.
So berichteten wir über höhere Parkgebühren in Oberhausen
11. Januar 2020: Oberhausen tüftelt an Regeln für neue Besucher-Parkausweise
7. Januar 2020: Neue Parkgebühren treten am 1. Februar 2020 vollständig in Kraft
16. Dezember 2019: Rat senkt Tagestarif für City-Parkplatz stark ab
19. November 2019: Stadtrat Oberhausen beschließt höhere Parkgebühren
31. Oktober 2019: Oberhausen mildert Parkgebühren-Verteuerung in der City ab
23. September 2019: Oberhausener Rat knickt vor Parkgebühren-Protest vorerst ein
20. September 2019: Parkgebühren: SPD will Sonderregeln für Berufspendler
7. September 2019: Stadt dreht an den Stellschrauben der neuen Parkgebühren
15. August 2019: Hohe Parkgebühren: Autofahrer kochen vor Wut
13. August 2019: Kommentar: Warum höhere Parkgebühren in der Klimakrise notwendig sind
12. August 2019: Handel gegen höhere Parkgebühren
12. August 2019: Oberhausener Grüne wünschen sich noch höhere Parkgebühren
3. August 2019: Ärger über höhere Parkgebühren in Oberhausener Innenstadt
11. Juli 2019: Krankenhaus-Belegschaft protestiert gegen Parkgebühr am EKO
2. Juli 2019: Stadtsparkasse Oberhausen erhöht Parkgebühr um 50 Prozent
21. Mai 2019: Oberhausen verdoppelt Parkgebühren ab Juni
7. März 2019: Parken in Oberhausen wird Mitte des Jahres teurer
17. April 2018: Wutbrief aus dem Oberhausener Rathaus zu teuren Parkplätzen
16. April 2018: Höhere Parkgebühren in Oberhausen gelten für Politiker nicht
5. April 2018: Stadtbedienstete ärgern sich über höhere Parkgebühren
20. März 2018: Oberhausen erhöht die Parkgebühren an vielen Orten deutlich
19. März 2018: Brötchentaste für Kurzparker gehört nun zum Parkgebühren-Konzept
27. Juni 2018: Autofahrer sollen Parkschein künftig mit dem Handy zahlen können
14. November 2017: SPD-Politiker sehen höhere Parkgebühren kritisch
11. Oktober 2017: Bürgerring blickt skeptisch auf höhere Parkgebühr
9. September 2017: Parken bleibt in Osterfeld kostenlos
8. September 2017: Sterkrader Kaufleute laufen Sturm gegen neue Parkgebühr
29. Juli 2017: Neue Parkregelung für Sterkrade ist heftig umstritten
7. Juli 2017: Kostet Parken in der Oberhausener City bald doppelt soviel?
2. Juli 2017: Mit der Brötchentaste 15 Minuten kostenlos parken
29. Juni 2017: Das Handy soll bei der Parkplatzsuche in Oberhausen helfen
21. Juni 2017: Das Parken in Oberhausen soll künftig teuer werden
28. Oktober 2014: Bürger in Oberhausen zahlen neues Notopfer
17. September 2012: Städte in NRW machen das parken teurer
16. Mai 2012: Wie die Stadt Oberhausen jährlich 40 Millionen Euro einsparen will
22. März 2012: Freies Parken in der City adé
19. März 2012: Oberhausen – ein Paradies für Parker?
Leerstände tragen nicht zur Attraktivität eines Standorts bei. Besuchern muss ein Grund gegeben werden, warum sie einen Standort aufsuchen sollen. Autofreie, gleichzeitig aber auch menschenleere Innenstädte helfen niemandem. Richtig ist, dass Nachbarkommunen ebenfalls an der Parkgebührenschraube gedreht haben. Zur Attraktivität der Standorte hat dies nicht in einem einzigen Fall beigetragen. Weiterhin werden Frequenzrückgänge beklagt – sogar zunehmend!
Zudem habe ich auch den Artikel „Noch mehr Staus rund ums Centro?“ gelesen. Zu welchen verkehrlichen Problemen die Ansiedlungspolitik der Stadt dort geführt hat, wird anschaulich dargestellt. Wenn ausgerechnet die Partei, nämlich die CDU, die nicht nur diese Ansiedlungspolitik mitgetragen hat, sondern darüber hinaus 2015 auch maßgeblich dazu beigetragen hat, die Durchstreckung der Straßenbahnlinie 105 von Essen zum Centro zu verhindern, nun die Parkgebührenerhöhung in der Oberhausener City mit Klimaschutzgesichtspunkten begründet, muss die Frage erlaubt sein, ob dort noch konsequent gehandelt wird. Am Rande: Im Bereich der Neuen Mitte habe ich den Ruf nach Parkgebühren noch nicht vernommen.“