Essen. . Eine Stunde für drei Euro. Wer in der Innenstadt von Köln sein Auto abstellt, muss bald tüchtig in die Tasche greifen. Aber auch andere NRW-Städte drehen bei den Parkgebühren an der Preisschraube. Autofahrer müssen sich darauf einstellen, dass Parkgebühren flächendeckend teurer werden. Eine Übersicht.

Viele Bürger an Rhein und Ruhr müssen sich auf steigende Parkgebühren einstellen. Nachdem vor zwei Jahren in NRW die damalige Höchstgrenze von einem Euro je angefangene halbe Stunde aufgehoben wurde, gibt es eine klare Tendenz nach oben. Besonders heftig dreht Köln an der Gebührenschraube: In der Domstadt soll eine Stunde Parken in der Innenstadt bald nicht mehr zwei, sondern drei Euro kosten – das ist Rekord in NRW.

Düsseldorf hat die Parkgebühren gerade erst um 40 Cent auf 1,90 Euro für eine Stunde erhöht, Siegen von einem auf 1,20 Euro. Auch in Duisburg, Hattingen, Bottrop und Recklinghausen soll das Parken demnächst teurer werden. Mülheim ist kurz davor, die gerade erst eingeführte „Brötchentaste“ wieder abzuschaffen. Diese Taste ermöglicht kostenfreies Parken in den ersten 15 Minuten.

In den Ruhrgebietsstädten ist das Parken noch relativ günstig

„Für finanziell angeschlagene Städte wie Köln ist die Versuchung offenbar groß, Parkgebühren zu erhöhen und dadurch den Haushalt zu entlasten“, sagt Roman Sudholt vom ADAC Nordrhein. Sein Kollege Andreas Hötzel hält diese Preiserhöhung „für eine einfache Art, die Kassen zu füllen. Drei Euro pro Stunde seien aber nur in Ordnung, wenn die Nachfrage nach Parkplätzen groß und das Angebot sehr klein sei.

In den Ruhrgebietsstädten ist das Parken noch relativ günstig. Vor allem Städte nördlich der A40 kassieren für eine Stunde weniger als einen Euro. Dortmund (1,50 €/Stunde) will, dass das Parken in der City auf jeden Fall „bezahlbar“ bleibt. „Eine Erhöhung der Parkgebühren auf drei Euro ist in Dortmund aktuell nicht eingeplant“, sagt Michael Meinders, Pressesprecher der Stadt. 3,1 Millionen Euro hat Dortmund im letzten Jahr durch die Parkgebühren eingenommen. „Das ist eine fest eingeplante Größe im Haushalt“, erklärt Meinders.

Oberhausen steigert Park-Einnahmen um 200.000 Euro 

Während diese Einnahmen in Dortmund seit Jahren fast unverändert bei knapp über 3 Millionen Euro liegen, haben andere Städte in der Region seit 2001 kräftig zugelegt. Oberhausen zum Beispiel von 450.000 Euro (2001) auf 650.000 (im Jahr 2011). Unna hatte vor zehn Jahren rund 350.000 Euro durch die Bewirtschaftung von Parkflächen erzielt. 2011 waren es 432.000.

Besonders billig ist das Kurzzeit-Parken übrigens in Ratingen. In der ersten Stunde werden dort gar keine Gebühren fällig.

Bunter geht’s nicht: Zwischen null und drei Euro kostet werktags eine Stunde Parken an der Straße in den Innenstädten an Rhein und Ruhr. Kommunen wie Ratingen (gratis), Gelsenkirchen (50 Cent) und Unna (60 Cent) setzen auf billig, Köln (3 Euro) oder Düsseldorf (1,90 Euro) kassieren kräftig. Im „Mittelfeld“ mit einem Euro liegen Mülheim an der Ruhr, Hagen und Recklinghausen.

Die Zeichen stehen auf Preiserhöhung

Die Zeichen stehen aber auf Preiserhöhung. Zum Beispiel in Duisburg. Der dortige Rat hat im Zuge der Haushaltssanierung beschlossen, die „Parkraumbewirtschaftung“ in Stadtteilzentren und in der Innenstadt auszuweiten. „Als Mittelwert ist eine Einnahmeverbesserung von 245 444 Euro jährlich bis zum Jahr 2021 vorgesehen“, erklärt die Stadt Duisburg gegenüber unserer Zeitung.

„Parkgebühren gehören zu den wenigen Posten, über die eine Stadt frei entscheiden kann“, sagt Dirk Vallée, Experte für Stadtverkehr an der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule (RWTH) Aachen. „Oft handelt es sich um „Knappheitspreise“, so der Professor. Das heißt: Wo die Nachfrage nach Parkplätzen groß ist, wird es erfahrungsgemäß teurer. In Essen, Dortmund, Düsseldorf konzentriere sich zum Beispiel viel attraktiver Einzelhandel in der City. Solche Städte müssten keine Billigtarife anbieten.

1. Stunde gratis Parken - Ratingen geht einen anderen Wege 

Parkgebühren sind für die zumeist armen Kommunen in unserer Region ein finanzieller Segen. In den letzten zehn Jahren haben einige Städte diese Einnahmen kräftig steigern können. 2001 nahm Essen rund drei Millionen Euro (5,8 Millionen Mark) aus Parkgebühren ein, 2011 waren es 4,5 Millionen Euro – unterm Strich also ein sattes Plus. Duisburg steigerte seine Einnahmen aus Parkgebühren im Kernbereich der Innenstadt zwischen 2001 und 2011 von 1,93 Millionen auf 2,3 Millionen Euro. Oberhausen steigerte sich von 450.000 auf 650.000 Euro, Hattingen blickt auf ähnliche Zahlen zurück.

Einen ganz anderen Weg als den der Preiserhöhung geht Ratingen. In der Kommune ist die erste Stunde Parken kostenfrei. So will das vergleichsweise kleine Ratingen sich gegen die Einzelhandelsübermacht in den Nachbarstädten, wie Düsseldorf oder Duisburg, behaupten, Kunden in die Stadt locken und den Einzelhandel stärken. Nach Aussagen von Einzelhändlern, Kammern und Werbegemeinschaft werde dadurch eine bessere Kundenbindung erreicht. 50 Cent pro halbe Stunde zahlen Autofahrer nach dieser kostenlosen Parkzeit.

Parkgebühren lösen das Haushaltsproblem nicht

Professor Dirk Vallée macht eine ganz andere Rechnung auf: „Parkplätze und Parkhäuser kosten die Kommunen sehr viel Geld“. Ein normaler oberirdischer Parkplatz koste 10 bis 15 Euro im Monat Unterhalt (Reinigung, Reparatur, Beleuchtung, Grünflächen etc.). Ein Stellplatz im Parkhaus koste 20 bis 25 Euro im Monat, ein Tiefgaragen-Stellplatz sogar 200 bis 300 Euro im Monat. Vallée: „Viele Städte kennen diese Zahlen gar nicht, weil die Kosten, die die Parkplätze verursachen, in unterschiedlichen Haushaltsposten aufgeführt werden. Sie sollten sie aber kennen.“

Sanieren durch Kassieren von Parkgebühren – das ist für die Kommunen allenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein. In Recklinghausen will es die Verwaltung trotzdem probieren und hat dem Rat eine Vorlage für die Neuordnung der Parkgebühren vorgelegt. Jährlich 600.000 Euro will man durch eine Preissteigerung einnehmen. 1,50 Euro statt bisher ein Euro würde dann auf den Randstreifen fällig. In anderen Kommunen sieht man das anders. Susanne Stölting, Sprecherin der Stadt Duisburg: „Parkgebühren sind ein wichtiger Beitrag. Aber unser Haushaltsproblem löst der nicht.“

Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Autofahren ist Luxus" von Matthias Korfmann.