Oberhausen. Die Stadt Oberhausen prüft, wie man mit billigen Besucher-Parkausweisen in den Parkgebührenzonen die Verteuerung der Parkgebühren abmildern kann.
Schon kurz nach dem endgültigen Ratsbeschluss zur neuen Parkgebühren-Erhebung an allen Parkautomaten in Alt-Oberhausen haben Bürger Mitte Dezember bei der Stadtverwaltung angerufen, um diesen völlig neuartigen Besucherausweis für parkende Gäste zu Billigpreisen zu kaufen. Doch so schnell geht das dann doch nicht.
Als im Sommer 2019 Parkautomaten an Straßen in Alt-Oberhausen neu aufgestellt worden sind, an denen vorher Autofahrer für ihre parkenden Autos keine Gebühr zahlen mussten, hob ein Proteststurm dagegen an, weil so auch Pendler und Besucher in den Kernzeiten (von 9 bis 18 Uhr) und sogar samstags (von 9 bis 14 Uhr) Parkgebühren von je einen Euro pro Stunde zahlen sollten – also bis zu neun Euro am Tag.
Parkgebühren-Härten durch Besucher-Parkausweis abmildern
Um diese Härten abzumildern, kamen vor allem SPD-Fraktion und Stadtverwaltung auf die Idee, ähnlich wie für Anwohner verbilligte Parkausweise für Besucher der Anwohner auszugeben. In einem ersten Vorschlag für die Ratssitzung am 18. November 2019 schlugen die Fachleute des Rathauses der Politik vor, eine „Besucherparkregelung einzurichten, welche es den Bewohnern erlaubt 24 Tageskarten (Ausnahmegenehmigung) je Kalenderjahr für Besucher gegen eine Verwaltungsgebühr von zehn Euro zu erwerben“.
Fast einstimmig votierte der Rat im November für diesen Billigrabatt parkender Besucher. Doch diese konkrete Regelung war so nicht zu halten – in der geänderten Fassung zur Parkraumbewirtschaftung in Oberhausen, über die im Rat abschließend vier Wochen später am 16. Dezember 2019 abgestimmt wurde, tauchten die konkreten Preisbedingungen nicht mehr auf. Der Rat stimmte mehrheitlich folgender allgemeiner Formulierung zu: Beschlossen ist „die Einführung eines Besucher-Parkausweises, welcher auf der Grundlage einer Einzelfallprüfung an berechtigte Personen ausgegeben wird“. Konsequent ist in der vom Rat genehmigten und ab 1. Februar geltenden Parkgebührenordnung das Wort „Besucher-Parkausweis“ nicht zu finden.
Stadtverwaltung erarbeitet konkrete Umsetzung des Besucher-Parkausweise
Tatsächlich bastelt man im Rathaus noch an der praktischen Ausführung des Besucher-Parkausweises. Warum aber zog die Stadtspitze ihren eigenen Zehn-Euro-Vorschlag wieder zurück? Die Antwort: „Die Bezirksregierung Düsseldorf als Fachaufsichtsbehörde hat mit E-Mail vom 18. November 2019 gegenüber der Verwaltung Bedenken hinsichtlich der Ausgabe von Besucherparkausweisen geäußert.“
Denn die Straßenverkehrsordnung stellt im Paragrafen 46 harte Bedingungen für Ausnahmen, den Parkautomaten füttern zu müssen. „An die Erteilung dieser Ausnahmegenehmigung sind strenge Maßstäbe anzulegen – denkbar sind Pflegetätigkeiten von Angehörigen oder Kinderbetreuung“, heißt es deshalb in der beschlossenen Vorlage der Stadtspitze aus der Dezember-Sitzung.
Hier gilt künftig der Drei-Euro-Tagestarif
Auf den folgenden Parkplätzen und Straßenabschnitten gilt ab 1. Februar 2020 ein Tagestarif von drei Euro statt wie bisher fünf Euro oder wie geplant neun Euro:
Auf dem sogenannten DGB-Parkplatz (Friedrich-Karl-Straße/ Concordiastraße) und dem Düppel-Parkplatz nahe der EVO-Zentrale (Düppel-/Gewerkschaftsstraße) muss man statt fünf Euro, wie noch im Mai 2019 von der Politik genehmigt, künftig nur noch drei Euro am Tag bezahlen.
Vor dem neuen Parkraumbewirtschaftungskonzept waren es allerdings nur zwei Euro.
Auf diesen Straßenabschnitten wird ab 1. Februar 2020 ebenfalls nur der Drei-Euro-Tarif berechnet: Mülheimer Straße von Brücktorstraße bis Grenzstraße, Brücktorstraße von Mülheimer Straße bis Lipperheidstraße, Tannenbergstraße von Mülheimer Straße bis Ebertstraße, Friedrich-List-Straße von Ebertstraße bis Schwartzstraße, Friedrich-Karl-Straße von Poststraße bis Grenzstraße, Grenzstraße von Mülheimer Straße bis Blumenthalstraße, Ebertstraße von Friedrich-List-Straße bis Mülheimer Straße, Falkensteinstraße von Mülheimer Straße bis Körnerstraße, Josefstraße von Lothringer Straße bis Nohlstraße.
Die SPD-Ratsfraktion wollte diese Liste noch um weitere fünf Straßenabschnitte erweitern, setzte sich damit allerdings in der Ratssitzung am 18. Dezember 2019 nicht durch, weil die CDU dagegen stimmte.
Doch wie kann man dies in der Praxis umsetzen? Darüber rätseln derzeit Stadtbedienstete. Ein Konzept soll erarbeitet werden. Wie muss man denn Besucher-Ausnahmen nachweisen? Welche Art von Ausnahmen außer Pflege und Kinderbetreuung gelten? Wie genau erfolgt die Einzelfallprüfung? Und wie hoch wird dann die Verwaltungsgebühr, wenn der Aufwand eines jeden Besucherparkausweises fürs Rathaus so hoch ist? Müssen sogar neue Leute für die Überprüfung eingestellt werden?
Besucher-Parkausweise bei der Stadt beantragen
Konkrete Antworten darauf kann die Stadt noch nicht geben. Klar ist nur: „Besucherausweise können bei der Stadt beantragt werden und werden einer Einzelfallprüfung unterzogen.“ Wie groß der Aufwand sein wird, könne man erst sagen, wenn man das Ausmaß des Interesses kennen würde.
Dabei hofft nun so mancher Verantwortliche, dass die Nachfrage nach Besucherausweisen nicht überbordend sein wird, da ja nach dem jüngsten Ratsbeschluss an vielen Straßen und auf zwei zentralen Parkplätzen (Düppel-/Gewerkschaftsstraße und Friedrich-Karl-Straße) in Alt-Oberhausen ab 1. Februar 2020 für eine Übergangszeit von einem Jahr ein neues Tagesticket für nur noch drei Euro gelten wird. Geplant waren ursprünglich neun Euro bzw fünf Euro pro Tag. Hingewiesen wird auf das Drei-Euro-Tagesticket an den betroffenen Parkplatz-Automaten durch einen Aufkleber, der auch die Informationen zu den anderen Parkgebühren enthält. Der starke Rabatt könnte Besucher-Parkausweise weniger dringlich machen, glaubt man.
So berichteten wir über höhere Parkgebühren in Oberhausen
11. Januar 2020: Oberhausen tüftelt an Regeln für neue Besucher-Parkausweise
7. Januar 2020: Neue Parkgebühren treten am 1. Februar 2020 vollständig in Kraft
16. Dezember 2019: Rat senkt Tagestarif für City-Parkplatz stark ab
19. November 2019: Stadtrat Oberhausen beschließt höhere Parkgebühren
31. Oktober 2019: Oberhausen mildert Parkgebühren-Verteuerung in der City ab
23. September 2019: Oberhausener Rat knickt vor Parkgebühren-Protest vorerst ein
20. September 2019: Parkgebühren: SPD will Sonderregeln für Berufspendler
7. September 2019: Stadt dreht an den Stellschrauben der neuen Parkgebühren
15. August 2019: Hohe Parkgebühren: Autofahrer kochen vor Wut
13. August 2019: Kommentar: Warum höhere Parkgebühren in der Klimakrise notwendig sind
12. August 2019: Handel gegen höhere Parkgebühren
12. August 2019: Oberhausener Grüne wünschen sich noch höhere Parkgebühren
3. August 2019: Ärger über höhere Parkgebühren in Oberhausener Innenstadt
11. Juli 2019: Krankenhaus-Belegschaft protestiert gegen Parkgebühr am EKO
2. Juli 2019: Stadtsparkasse Oberhausen erhöht Parkgebühr um 50 Prozent
21. Mai 2019: Oberhausen verdoppelt Parkgebühren ab Juni
7. März 2019: Parken in Oberhausen wird Mitte des Jahres teurer
17. April 2018: Wutbrief aus dem Oberhausener Rathaus zu teuren Parkplätzen
16. April 2018: Höhere Parkgebühren in Oberhausen gelten für Politiker nicht
5. April 2018: Stadtbedienstete ärgern sich über höhere Parkgebühren
20. März 2018: Oberhausen erhöht die Parkgebühren an vielen Orten deutlich
19. März 2018: Brötchentaste für Kurzparker gehört nun zum Parkgebühren-Konzept
27. Juni 2018: Autofahrer sollen Parkschein künftig mit dem Handy zahlen können
14. November 2017: SPD-Politiker sehen höhere Parkgebühren kritisch
11. Oktober 2017: Bürgerring blickt skeptisch auf höhere Parkgebühr
9. September 2017: Parken bleibt in Osterfeld kostenlos
8. September 2017: Sterkrader Kaufleute laufen Sturm gegen neue Parkgebühr
29. Juli 2017: Neue Parkregelung für Sterkrade ist heftig umstritten
7. Juli 2017: Kostet Parken in der Oberhausener City bald doppelt soviel?
2. Juli 2017: Mit der Brötchentaste 15 Minuten kostenlos parken
29. Juni 2017: Das Handy soll bei der Parkplatzsuche in Oberhausen helfen
21. Juni 2017: Das Parken in Oberhausen soll künftig teuer werden
28. Oktober 2014: Bürger in Oberhausen zahlen neues Notopfer
17. September 2012: Städte in NRW machen das parken teurer
16. Mai 2012: Wie die Stadt Oberhausen jährlich 40 Millionen Euro einsparen will
22. März 2012: Freies Parken in der City adé
19. März 2012: Oberhausen – ein Paradies für Parker?