Gladbeck. Das „Bündnis Gladbeck mobil“ kämpft für die Fortsetzung des Verkehrsversuchs. Diese Forderungen stellt die Gruppe – und demonstriert.
Das „Bündnis Gladbeck mobil“ kritisiert die vorzeitige Einstellung des Verkehrsversuchs auf der Buerschen Straße scharf, nennt den Vorgang gar einen „Skandal“. Die Gruppe äußert sich „entsetzt über das Einknicken der SPD vor der Autofahrerlobby“. Das Bündnis bringt Argumente für diejenigen vor, die per Fahrrad unterwegs sind, und stellt Forderungen. Eine Demonstration soll der Position von „Gladbeck mobil“ Nachdruck verleihen.
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Bündnis-Sprecher Johannes Demond macht keinen Hehl daraus, was er vom vorzeitigen Aus des Verkehrsversuchs auf der Buerschen Straße hält: „Die Lösung, dass Fahrradfahrer im Mischverkehr unterwegs sein sollen, ist suboptimal.“ Wenn sie auf den Gehweg gedrängt werden, wie sieht da die rechtliche Seite aus? Würden Radler dann nicht regelmäßig wieder selbst in die Illegalität, nämlich auf den Bürgersteig, abgedrängt?
Argument: „Verkehrswende geht nur mit einer Neuaufteilung des Straßenraumes“
Demond gibt zu bedenken: „Auf der Buerschen Straße radeln viele Kinder.“ Denjenigen, die kritisch beobachtet haben mögen, dass während der Versuchsphase nur wenig Menschen die abgetrennte Fahrradspur nutzten, hält Demond entgegen: „Wir haben an zwei Tagen 700 Radfahrer gezählt.“ Und überhaupt: „Es ist vollkommen irrelevant, wie viele Radler auf der Buerschen Straße fahren.“ Die rechtlichen Vorgaben im Straßenverkehr müssten erfüllt werden.
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Apropos erfüllen: „Der Verkehrsversuch sollte über ein Jahr laufen“, erinnert Demond, „aber er wurde nun nicht zu Ende gebracht. Zu einer Auswertung, mit der eine Uni beauftragt wurde, kommt es jetzt auch nicht.“
Das Bündnis moniert: „Es gibt keine anderen Argumente als die, die von den Gegnern des Verkehrsversuches schon im vorigen Jahr vorgetragen wurden. Neu ist lediglich, dass die SPD sich ihnen nun anschließt und damit ihr Bestreben zu einer Verkehrswende in Gladbeck aufgibt und zum Gladbeck der 1960er und 70er Jahre, als autogerechte Stadt zurückkehrt.“
Die Position von „Gladbeck mobil“: „Verkehrswende geht nur mit einer Neuaufteilung des Straßenraumes; und das heißt, dass das, was nach der Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht primäre Aufgabe einer Straße ist, zum Beispiel kostenloses Parken, zugunsten der eigentlichen Aufgabe, nämlich dem rollenden Verkehr zu dienen, zurückzustehen hat.“
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Verkehrswende bedeute auch, die Innenstadt vom Autoverkehr zu entlasten. „Aber das Bereitstellen von kostenlosen Parkplätzen ist wie Tauben füttern – damit vermehrt man die Tauben, statt sie zu reduzieren.“ Bei Abbruch des laufenden Verkehrsversuchs würden sich zudem mehr kostenlose Parkplätze ergeben als vorher, denn die im Rahmen des Versuchs neu geschaffenen 34 Parkplätze blieben ja bestehen.
Die großen Verlierer wären somit diejenigen, die in die Pedalen treten – „die nun ohne jeden Schutz zwischen parkenden Kraftfahrzeugen mit der Gefahr aufgehender Autotüren sowie durch schnell und rechtswidrig überholende Autos gefährdet sowie bedrängt werden.“ Sich ergo im genannten Mischverkehr bewegen.
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Sicher, es existiert die gesetzliche Vorgabe, Zweiräder nur unter Berücksichtigung eines Mindestabstands von 1,50 Meter zu überholen. Doch Hand aufs Herz: Wie viele motorisierte Menschen halten sich daran und zuckeln brav mehrere 100 Meter hinter Fahrrädern her?
Das „Bündnis Gladbeck mobil“ plant für den 12. April eine Demonstration
Das „Bündnis Gladbeck mobil“ fordert, den Verkehrsversuch regulär zu beenden und die Ergebnisse der begleitenden Untersuchung auszuwerten. Sollte es trotz der Kritik und des Widerstands beim vorzeitigen Ende des Experiments bleiben, verlangt die Gruppe Tempo 30 im gesamten Verlauf der Buerschen Straße.
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Zudem soll das Verbotsschild „Zweiräder überholen verboten“ installiert werden, wo immer dies rechtlich möglich ist. „Das ist nicht überall machbar“, meint Johannes Demond.
Verkehrswende-Aktivisten stellen Forderungen auf
Damit nicht genug. Das „Bündnis Gladbeck mobil“ beharrt darauf, „weitere Erhebungen der begleitenden Universität nach einem Abbruch des Verkehrsversuchs durchzuführen, um die Auswirkungen des Abbruchs zu dokumentieren sowie alternative Konzepte zum Schutz der Radfahrenden zu entwickeln“.
Fahrrad-Begeisterte sind willkommen
Dem „Bündnis Gladbeck mobil“ gehören aktuell acht bis zehn Mitglieder an. Sprecher Johannes Demond berichtet: „Bei uns vertreten ist unter anderem der ADFC.“ Der Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ist der weltweit größte Interessenverband für die Förderung des Radverkehrs.
„Wir sind überparteilich“, sagt Johannes Demond. Wer immer im Bündnis mitwirken wolle, sei willkommen.
Die Regelung vor der Probephase auf der Buerschen Straße sei nicht zeitgemäß, so Demond. Viele verzichteten wegen des Gefahrenpotenzials und der unkomfortablen Zustände aufs Radeln.
Was sagen (potenzielle) Velo-Fahrer? Wie gefährlich finden sie die Situation? Was wünschen sie sich als Verbesserungen? Meinungen und Anregungen können Interessierte am Freitag, 12. April, bei den Mitgliedern des Bündnisses „Gladbeck mobil“ loswerden. Am Rathaus, Willy-Brandt-Platz, beginnt um 17 Uhr eine Demonstration. Johannes Demond kündigt an: „Wir wollen uns die Situation gemeinsam ansehen und mit den Leuten reden.“