Gladbeck. Aus der Not geboren, hat die Emschergenossenschaft das Aussehen Gladbecks immer wieder entscheidend geprägt. Neue Herausforderungen stehen an.
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Über all diese Jahre hat der Verband die Region geprägt, auch in Gladbeck. Zwar liegt die Stadt nicht direkt an der Emscher, doch ist die Emschergenossenschaft ja auch verantwortlich für die zahlreichen Nebenläufe des Flusses. In Gladbeck sind das unter anderem die Boye, der Haarbach, der Hahnenbach, der Nattbach und der Wittringer Mühlenbach.
Vor allem in den vergangenen Jahrzehnten ist das Wirken der Emschergenossenschaft sichtbar geworden. Aus den ehemals stinkenden, grau-braunen Köttelbecken sind naturnahe Bachläufe mit sauberem Wasser geworden. Das Abwasser fließt seither unterirdisch durch große Kanalrohre. Dieses neue unterirdische System ist in Gladbeck 17 Kilometer lang. Die Kosten allein für den Kanalbau in Gladbeck betrugen nach Angaben des Abwasserverbands 113 Millionen Euro.
Emschergenossenschaft hat 148 Millionen Euro in Gladbeck investiert
Zusätzlich zum Kanalsystem wurden auch Wasserläufe auf einer Länge von insgesamt 13 Kilometern umgestaltet. Dafür investierte die Emschergenossenschaft 30 Millionen Euro. Insgesamt flossen in Gladbeck rund 148 Millionen Euro in die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität durch den Emscher-Umbau.
Zuletzt feierte die Emschergenossenschaft die Fertigstellung der renaturierten Boye. Der Bach, der die Grenze zwischen den Städten Gladbeck und Bottrop bildet, wurde aus seinem Betonbett befreit und bildet nun tatsächlich wieder so etwas wie eine grüne Grenze zwischen den beiden Städten. Projektleiter Harry Tiedtke bezeichnete das Ergebnis dann auch als ein wunderbares Beispiel dafür, „was für eine Landschaft aus einer ehemaligen Köttelbecke entstehen kann.“ Entlang der Boye verläuft ein neuer Fuß- und Radweg, der rege genutzt wird. Im gesamten Gebiet der Emscher hat die Genossenschaft über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen gebaut, die das neue Leben dort erlebbar machen sollen.
Gründung der Emschergenossenschaft im Jahr 1899
Unterirdisch entstand hier in Bottrop und Gladbeck der Abwasserkanal Boye mit einem Durchmesser von bis zu 3,50 Meter. Dazu kommen drei Rückstau- und Beruhigungsbecken. Die Boye, sie entspringt in Kirchhellen, ist dann auch eines der größten Nebenlaufgebiete des Emschersystems. In Gladbeck münden Hahnenbach, Nattbach, Wittringer Mühlenbach und Haarbach in ihr. Die Emschergenossenschaft spricht im Zusammenhang mit der Renaturierung dann auch immer von einem „Generationenprojekt“, das einen „maßgeblichen Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels im Herzen des Ruhrgebietes“ beitrage.
Gegründet wurde die Emschergenossenschft 1899 aus der Not heraus. Die Hochphase der Industrialisierung und des Bergbaus im Ruhrgebiet ging nämlich einher mit einer Abwassermisere. Es kam immer wieder zu Fäkal-Überschwemmungen und daraus resultierenden Krankheitsausbrüchen. Die Emschergenossenschaft baute dann die Gewässer der Region aus zu überflutungssicheren Schmutzwasserläufen. Die mussten oberirdisch verlaufen, aufgrund der Bergsenkungen war der Bau unterirdischer Abwasserkanäle zu der Zeit nicht möglich. Heute ist die Emschergenossenschaft unter anderem der größte Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken in Deutschland.
Renaturierte Emscher als Positivfaktor für den Wirtschaftsstandort
Mit der Befreiung der Emscher und ihrer Nebenläufe vom Abwasser hat die Emschergenossenschaft inmitten von Deutschlands größtem Ballungsraum eine hochmoderne wasserwirtschaftliche Infrastruktur geschaffen. „Sie ermöglicht nicht nur neues, blaugrünes Leben in und an der Emscher, sondern hat in erster Linie als erheblicher Positivfaktor den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet gestärkt und einen Impuls von 13 Milliarden Euro ausgelöst, wie die TU Dortmund berechnet hat“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
„Parallel zum Kanalbau haben wir in den vergangenen Jahren bereits mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe revitalisiert: Das Betonkorsett wurde entfernt, die Böschungen wurden flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zuließ, erhielten die früher künstlich begradigten Gewässer wieder einen kurvenreichen Verlauf“, erklärt Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Längst sind die Bachläufe auch wieder Lebensraum für Tiere. Groppen, Forellen und Stichlinge kehrten an und in die Emscher zurück. An ihren Ufern wurde nicht nur die seltene Gebirgsstelze gesichtet, sondern auch bereits die blauflügelige Prachtlibelle. Selbst der Eisvogel nistet an einigen Stellen.
„ Parallel zum Kanalbau haben wir in den vergangenen Jahren bereits mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe revitalisiert.“
Für die Emschergenossenschaft ein Erfolg, denn, so heißt es in einer Mitteilung zum Jubiläum: „Vor 30 Jahren, als die Emschergenossenschaft die visionäre Renaturierung der Emscher ankündigte, zeigte man den Kolleginnen und Kollegen noch den Vogel:“
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Die Kosten für das Megaprojekt kamen aus unterschiedlichen Quellen. So flossen unter anderem Fördermittel der EU in die Renaturierungsprojekte. Gleichzeitig haben aber auch alle Bewohnerinnen und Bewohner der Region die Infrastruktur mitbezahlt. Schließlich finanziert sich die Genossenschaft durch die Umlage ihrer Mitglieder, in dem Fall der Kommunen. Der Gladbecker Beitrag liegt derzeit bei 10,35 Millionen Euro pro Jahr. Zuletzt war er um rund 630.000 Euro gestiegen. Die Folge: Die Stadt musste zum Jahreswechsel die Abwassergebühren für die Bürgerinnen und Bürger erhöhen. Die Emschergenossenschaft erklärte den Anstieg der Umlage, insbesondere mit dem hohen Energiebedarf der Pump- und Klärwerke.
Die nächsten Herausforderungen, vor denen die Emschergenossenschaft steht, seien Energiewende und Klimafolgenanpassung, schreibt der Verband selbst. Um denen zu begegnen, habe man sich in den vergangenen Jahren unter dem Motto „Horizont 2030“ von innen erneuert und modernisiert. „Als zuverlässiger Partner unserer Mitglieder wollen wir gemeinsam mit ihnen und den Menschen im Ruhrgebiet die zukunftssichere und lebenswerte Entwicklung unserer Region gestalten“, sagt Uli Paetzel.
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