Gladbeck. Mit dem „Parking Day“ will das Bündnis „Gladbeck mobil“ zeitlich befristet Autoflächen für die Menschen zurückerobern. Und so lief die Aktion.

Autos zeitlich begrenzt Platz wegnehmen, um Raum für Menschen zurückzuholen. Das ist das Prinzip des Parking Days. Dazu hatte das Bündnis „Gladbeck mobil“ aufgerufen. Zehn Stellplätze waren am Freitag vor der Christuskirche „besetzt“. Auf einem Teil der Flächen standen Fahrräder statt Autos, ansonsten hatten es sich die Aktiven gemütlich gemacht.

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„Es geht darum, zu zeigen, wie viel Platz Autos in den Innenstädten wegnehmen“, erklärt Mitinitiatorin Simone Steffens von den Grünen. Die Aktiven wollen beweisen, dass der Raum auch anders genutzt werden könne.

„Die Fläche könnte ja auch zum Beispiel für die Außengastronomie oder verbesserte Radwege genutzt werden“

Direkt neben der Bushaltestelle Goetheplatz steht Steffens auf einem mit Kunstrasen ausgelegten Parkstreifen. Mehrere Bierzeltgarnituren, Liegestühle und Stehtische sind aufgestellt; es gibt Obst, Kuchen, Kaffee und Softdrinks. „Wir verweilen hier auf der dekorierten Fläche und laden Fußgänger und Anwohner zum Gespräch ein“, sagt Steffens. Die Aktion soll Aufmerksamkeit erregen und Gelegenheit zum Austausch bieten: „Die Fläche könnte ja auch zum Beispiel für die Außengastronomie oder verbesserte Radwege genutzt werden.“

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Für die Aktion verwandelte das Bündnis „Gladbeck mobil“ Parkplätze in eine Ruhezone mit Kunstrasen und Bänken.
Für die Aktion verwandelte das Bündnis „Gladbeck mobil“ Parkplätze in eine Ruhezone mit Kunstrasen und Bänken. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Der Parking Day wird seit dem Jahr 2005 international in vielen Kommunen umgesetzt. Besonders in Innenstädten sollen dann Flächen mit Sitzgelegenheiten, Pflanzeninseln oder spontanen Cafés genutzt werden. Auf den Sitzbänken an der Humboldtstraße haben sich einige Gruppen zusammengefunden. Grüne und Linke sind vertreten, ebenso Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und des Verkehrsclubs Deutschland. „Wir möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Fläche private Pkw eigentlich einnehmen“, so Kathrin Webers, Nahmobilitätsbeauftragte der Stadtverwaltung. „Jetzt, wo wir hier sitzen, sieht man ja, wie groß ein einzelner Parkplatz eigentlich ist.“

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Das Auto wird aus Sicht der Aktiven im Vergleich zu Fahrrädern und Öffentlichen Verkehrsmitteln stark bevorzugt. „Wir bauen Straßen für Autos aus, aber vergessen dann sichere Radwege oder trennen sie nur mit einer gestrichelten Linie“, bemängelt Lisa Ellermann, Bundestagskandidatin der Linken für Gladbeck, Bottrop und Dorsten. Besonders gefährlich seien die Parkplätze, die ohne Abstand direkt neben Radwegen verlaufen. „Die meisten wesentlichen Unfälle für Radfahrer passieren durch unachtsam geöffnete Autotüren“, betont Kathrin Webers.

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Aktionen für den Radverkehr

Der Parking Day ist eine von drei Aktionen, die an diesem Wochenende zum Thema „Mobilitätswende“ laufen. Am 18. September wird in vielen Städten die Fahrraddemonstration „Kidical Mass“ durchgeführt. Dabei geht es um mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr. Wer in Gladbeck mitmachen will, steigt um 15 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz aufs Rad.

Am gleichen Tag starten ADFC-Sternfahrten mit dem Ziel Recklinghausen. Die Drahtesel-Fans treten in die Pedale, um für mehr Akzeptanz ihrer Belange zu protestieren.

Das Organisationsteam lädt zu Gesprächen über die geplante Mobilitätswende, Getränken, Spiel und Malspaß mit Straßenkreide ein. Musik steuert die Gelsenkirchener Songwriterin und Sängerin Kristin Sophie bei. Der Kontakt war über den Jugendreferenten der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Henning Puch entstanden, der in der Christuskirche tätig ist. Er sagt: „Das ist quasi das Abschlusshighlight.“ Puch fügt hinzu: „Als Kirche unterstützen wir solche Aktionen gerne. Wenn wir sagen, wir wollen die Schöpfung erhalten, gehört wahrscheinlich auch mehr Fahrradfahren dazu.“

Am dritten September-Wochenende haben mehrere Gruppen in Gladbeck und weiteren Städten Aktionen für fahrradfreundlichere Städte geplant.

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