Gladbeck. Regelmäßig lässt der ADFC im Fahrradklima-Test die Radfahrer ihre Stadt bewerten. In Gladbeck sehen die Befragten keinen Fortschritt.
Am ehesten lässt sich die Entwicklung in Gladbeck aus Sicht der Radfahrer wohl noch mit dem Wort „Stagnation“ beschreiben. Das legt zumindest der jüngste Fahrradklima-Test 2022 nahe, dessen Ergebnisse der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) am Montag veröffentlicht hat. Das Ergebnis wirft kein gutes Licht auf Gladbeck, sprang am Ende als Gesamtnote doch eine 3,9 heraus.
Streng genommen ist das eine minimale Verbesserung, nachdem es in den Jahren 2018 und 2020 – der ADFC führt die Befragung im Zweijahresrhythmus durch – nur jeweils zu einer glatten vier, also einem Ausreichend reichte. Zum Vergleich: Die beste Note der vergangenen fünf Jahre gab es 2014, da bewerteten die Teilnehmer das Fahrradklima in Gladbeck mit 3,3. Auch der ADFC kommt deshalb zum Schluss, dass es in Gladbeck eine „relative Konstanz“ beim Fahrradklima gebe.
Im Vergleich der Städte mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern belegt Gladbeck damit deutschlandweit Rang 37 von 113. Bei der vorangegangenen Befragung hatte es gar nur zu Rang 49 gereicht. Allerdings geht die bessere Platzierung nun wohl weniger auf Verbesserungen in Gladbeck als auf Verschlechterungen in anderen Städten zurück.
Gladbecker vermissen Leihfahrräder in ihrer Stadt
Ähnlich verhält es sich auf Landesebene. Hier liegt Gladbeck im Städteranking auf Rang 12 – von 46. Zuletzt hatte es da nur zu einem Platz im Mittelfeld (21) gereicht. In NRW schneidet in der Ortsgrößenklasse Bocholt mit der Note 3,09 ab. Den letzten Platz mit einer Gesamtnote von 5,15 belegt Lüdenscheid. Im Schnitt erreichten die Städte landesweit eine glatte Vier.
Was die Teilnehmer am Fahrradklima-Test in Gladbeck besonders stört? Es gibt aus ihrer Sicht in der Stadt zu wenig öffentlich verfügbare Leihfahrräder oder auch kommerzielle Fahrradverleiher. Hierfür gab es lediglich die Teilnote 4,8. Ebenfalls schlechte Noten geben die Befragten für die Breite (4,7) sowie die Oberfläche der Wege (4,6) in der Stadt. Das zeige sich aus ADFC-Sicht zumindest im Vergleich mit anderen Städten.
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Bleibt der große Themenkomplex Sicherheit: Fragt man die Teilnehmer nach dem Sicherheitsgefühl, wenn sie in Gladbeck unterwegs sind, so gibt es aus deren Sicht bestimmt noch Luft nach oben. Lediglich eine 4,1 gibt es dafür. Nicht viel besser wird das Miteinander mit den Autofahrern bewertet. Fürs Fahren im Mischverkehr sinkt der Wert auf 4,2, noch schlechter sieht es bei der Frage nach Konflikten mit Autofahrern aus (4,3). Hier gilt allerdings, dass es sich letztlich um subjektive Einschätzungen der Radfahrer handelt, unklar ist, wie die Autofahrer die Situation bewerten. Zumal es in anderen vergleichbaren Städten wohl noch minimal schlechter aussieht. Gladbeck ist hier durchweg 0,1 Punkte besser als der Durchschnitt in dieser Größenklasse.
Gladbecks Nachbarstädte werden beim Fahrradklima-Test ebenfalls schlecht bewertet
Doch neben Schatten gibt es an einigen Stellen auch ein wenig Licht. Die Erreichbarkeit des Stadtzentrums etwa bewerten die Gladbecker als gut. Anders ausgedrückt: Egal von wo aus in der Stadt man losfährt, man erreicht vergleichsweise unkompliziert die Stadtmitte. Das Gladbeck als Stadt recht kompakt ist, somit also vergleichsweise eher kurze Wege zurückgelegt werden müssen, dürfte Einfluss auf diese Bewertung gehabt haben.
Ebenfalls positiv kommt bei den Radlern an, dass die Stadt ihnen an vielen Stellen Umwege erspart. Heißt: Für sie sind Einbahnstraßen oftmals in beide Richtungen freigegeben. Das trägt sicher einen Teil dazu bei, dass man in Gladbeck aus Sicht der Befragten zügig Radfahren kann. Im Städtevergleich schneidet Gladbeck auch bei der Werbung für das Radfahren und bei den Abstellanlagen vergleichsweise gut ab.
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Bleibt der Blick in die Region. Da wird schnell klar, dass Gladbeck mit den Problemen nicht allein dasteht. Für Bottrop reichte es nur zu einer Gesamtnote von 4,2. Gelsenkirchen landete bei 4,3, Dorsten ebenfalls bei 3,9. Noch schlechter erging es Essen mit der Gesamtnote 4,3. Damit landet die Nachbarstadt sowohl im landes- als auch im Bundesvergleich der Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern auf dem letzten Platz.