Gladbeck. In Gladbeck ist die Zahl der verletzten Kinder im Straßenverkehr auf ein Fünfjahreshoch gestiegen. Die Polizei appelliert an die Eltern.

  • Die Zahl der Kinder, die bei Unfällen auf Gladbecker Straßen verletzt wurden, ist so hoch wie nie in den vergangenen fünf Jahren
  • Laut Unfallstatistik werden die meisten Kinder als „passive Teilnehmer“ also als Mitfahrer in Autos verletzt.
  • Die Gesamtzahl der Unfälle in Gladbeck ging dagegen entgegen dem Landestrend leicht zurück.

Die Zahl der Kinder, die bei Unfällen auf Gladbecker Straßen verletzt wurden, ist so hoch wie nie in den vergangenen fünf Jahren. Die Polizei hat am Montag die Unfallzahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht. Demnach zählten die Einsatzkräfte 39 verunglückte Kinder im Jahr 2023. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es 26, im Jahr 2019, also vor Corona, waren es 34, im Corona-Jahr 2020 dagegen nur elf.

Was beim Blick auf die Zahlen auffällt: Nicht das Radfahren oder auch der Gang zu Fuß scheinen in Gladbeck die Gefahr zu sein. Die meisten Kinder verunglückten im vergangenen Jahr als „passive Teilnehmer“, so die Statistiker. Das bedeutet, dass sie höchstwahrscheinlich in einem Fahrzeug saßen, das in einen Unfall verwickelt wurde. Dabei haben sich die Kinder verletzt.

Kind verbotenerweise auf dem E-Scooter mitgenommen und verunglückt

In fünfzehn dieser Fälle hätten Kinder bei einem Unfall im Auto gesessen, zweimal in einem Bus. Einmal war das verletzte Kind verbotenerweise als Mitfahrer auf einem E-Scooter unterwegs, erläutert Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr, die Gladbecker Zahlen im Gespräch. Er appelliert insbesondere an die Eltern, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und Kinder im Fahrzeug ordnungsgemäß zu sichern.

„Es ist wichtig, dass Kinder im Auto gesichert sind, durch einen Kindersitz und den Gurt“
Martin Kirchner - Leiter der Direktion Verkehr, Polizei Recklinghausen

„Es ist wichtig, dass Kinder im Auto gesichert sind, durch einen Kindersitz und den Gurt“, macht Kirchner nochmal deutlich. Für die meisten Eltern oder Großeltern wahrscheinlich eine Selbstverständlichkeit, doch angesichts der Entwicklung wohl leider dennoch notwendig. Aber um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen, empfiehlt die Polizei auch, die Ladung im Kofferraum entsprechend zu sichern, damit Kinder auf dem Rücksitz nicht durch umherfliegende Teile verletzt werden können.

Zahl der Unfälle mit Radfahrern in Gladbeck ist gesunken

Insgesamt sind die Unfallzahlen in Gladbeck nahezu stabil geblieben. Demnach krachte es im vergangenen Jahr 2495-mal auf den Straßen der Stadt. Streng genommen sind es 23 Unfälle weniger als im Jahr zuvor. Damals aber zählte die Polizei für Gladbeck ein Fünfjahreshoch bei den Unfallzahlen. Der weitaus größte Teil der Unfälle auf Gladbecker Straßen verlief auch vergleichsweise glimpflich, es blieb 2023 in 2194 Fällen auch beim leichten Sachschaden. Dazu zählte die Polizei 63 schwere Sachschäden sowie 235 Unfälle mit Verletzten. Erfreulich: Die Zahl der Schulwegunfälle hat sich im vergangenen Jahr in Gladbeck auf fünf halbiert.

Eine positive Entwicklung kann die Polizei auch bei den Unfällen melden, an denen Radfahrer beteiligt waren. Nach 96 Unfällen mit Radfahrerinnen oder Radfahren im Jahr 2022, waren es im jetzigen Berichtsjahr 69, davon waren 22 Radler auf dem Pedelec unterwegs. Mit diesem Rückgang liegt Gladbeck im Trend des gesamten Polizeipräsidiums. Hier melden die Statistiker nämlich „weniger verunglückte Radfahrende und Pedelecnutzende“.

Drogen und Alkohol sind die Hauptursachen bei schweren Unfällen in Gladbeck

Laut Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen sei auch die Sicherheit von Radfahrenden, Fußgängerinnen und Fußgängern und anderen ungeschützten Verkehrsteilnehmern ein zentraler Punkt der Arbeit der Polizei. So biete die Polizei verschiedene Projekte an für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen, mit deren Hilfe sie das Bewusstsein für die Gefahren im Straßenverkehr schärfen will. „Sei es beim Fahrradtraining in der Grundschule, Crash-Kurs-Veranstaltungen für künftige Autofahrerinnen und Autofahrer oder dem Pedelec-Sicherheitstraining für Seniorinnen und Senioren.“

Für alle Unfälle mit schweren Sachschäden oder auch Verletzten wertet die Polizei auch die Ursache aus. Dabei gilt für Gladbeck: Die meisten schweren Unfälle wurden verursacht durch die Verbindung von Drogen und Alkohol (18) oder nur Alkohol (16) am Steuer. Das ist im Vergleich zum Vorjahr trotzdem eine leichte Verbesserung.

Für NRW meldet Innenminister Herbert Reul eine Steigerung der Unfallzahlen. Zwar ist im Land die Zahl der Schwerverletzten nach Unfällen zurückgegangen, dafür aber wurden im vergangenen Jahr 450 Menschen bei Unfällen in NRW getötet, davon waren 101 Fußgänger. Hier gibt es gute Nachrichten aus Gladbeck. In den beiden vergangenen Jahren gab es nicht einen tödlichen Verkehrsunfall in der Stadt, gleiches gilt für die Jahre 2019 und 2020. Unrühmlicher Ausreißer ist das Jahr 2021. Damals starben zwei Menschen bei Unfällen in der Stadt.

Angesichts dieser Zahlen spricht Kirchner dann auch von einer zufriedenstellenden Entwicklung in Gladbeck, die sogar leicht besser ist als der Landestrend. Es gebe auch keine besonderen Schwerpunkte oder Unfallursachen, auf die die Polizei mit speziellen Kontrollen reagieren muss. „Wir haben hier nicht den Einzelanpacker.“ Also werde die Polizei hier weiterhin langfristig und flächendeckend arbeiten. Mit anderen Worten, man muss jederzeit überall im Stadtgebiet mit Kontrollen rechnen.

Mehr Unfallfluchten mit Verletzten

Die Zahl der Fahrerinnen und Fahrer, die sich nach einem Unfall einfach davongemacht haben, hat sich im Vergleich zum Vorjahr eigentlich nicht verändert. In 559 Fällen machten sich die Unfallverursacher aus dem Staub. Auffällig aber: Seit Jahren steigt die Zahl derjenigen, die vom Unfallort fliehen, obwohl Menschen verletzt wurden. 33 Mal war das im vergangenen Jahr der Fall, im Jahr zuvor 29 Mal. 2019 dagegen nur 15 Mal.

Dafür ist im Jahresvergleich die Aufklärungsquote bei Unfall fluchten mit Personenschaden gestiegen. In 51,52 Prozent der Fälle konnte die Polizei den Verursacher ermitteln. Insgesamt ist die Aufklärungsquote jedoch gesunken: Konnten 2022 noch 39 Prozent der Fälle aufgeklärt werden, war es im vergangenen Jahr nur noch ein Drittel.