Gladbeck. Die Radwege an der Buerschen Straße verschwinden wieder, der Verkehrsversuch wird vorzeitig abgebrochen. Die Hintergründe und wie es weitergeht.
Überraschung: SPD, CDU und FDP im Rat haben sich zusammengetan und wollen den Verkehrsversuch an der Buerschen Straße vorzeitig beenden. Die Fraktionen haben für die April-Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität einen entsprechenden Antrag formuliert. Da die großen Fraktionen des Rates in dem Punkt augenscheinlich einig sind, dürfte der Antrag auch entsprechend durchgehen.
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Damit wäre der Verkehrsversuch einige Wochen eher beendet als geplant. Eigentlich hätte er ein Jahr gehen sollen. Im Juni waren die Parkplätze entlang der Buerschen Straße gesperrt worden. Stattdessen war ein breiter Radweg eingerichtet worden. Hintergrund der Maßnahme: Die bisherigen Radwege an der Buerschen Straße entsprechen nicht mehr den Vorschriften, sie waren viel zu schmal. Doch gerade der Wegfall der 190 kostenlosen Stellplätze hat für anhaltende Proteste gesorgt. Zuletzt hatte sich im Februar der Einzelhandel auf Nachfrage der WAZ geäußert und kein gutes Haar an dem Projekt gelassen.
Und all diese Proteste waren es wohl auch, die die SPD letztlich bewogen hat, ihre Meinung zu ändern. Denn anders als CDU und FDP hatte die SPD den Beschluss anfangs noch mitgetragen. Gemeinsam mit den Stimmen von Grünen und Linken war so in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität im vergangenen März die Mehrheit zustande gekommen.
Nun also die Kehrtwende der SPD. Die reagieren damit auf die zahlreichen, nicht nachlassenden Proteste. In einer gemeinsamen Erklärung schreiben SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind und seine Kollegen Dieter Rymann (CDU) und Michael Tack (FDP), dass die Rückmeldungen nach einem Jahr eindeutig seien, und der Versuch keine Akzeptanz finde. „Gerade in den angrenzenden Wohngebieten und Straßen ist der Parkdruck deutlich gestiegen und die Parksituation teilweise nicht zumutbar. Zudem beklagt der Einzelhandel fehlende Parkplätze.“
Ein ständiger Streitpunkt war auch die Zahl der Radfahrer, die die Buersche Straße nutzen. Die Verwaltung hatte immer von 700 am Tag gesprochen. Offizielle Zahlen aus dem Verkehrsversuch liegen bisher nicht vor. Nach Information der Lokalredaktion lag die Zahl zuletzt bei 300 bis 350 Radfahrern, die Teilstücke der Buersche Straße in beide Fahrtrichtungen genutzt haben.
Bisherige Situation an der Buerschen Straße kann nicht wiederhergestellt werden
Die drei Fraktionen beteuern, dass sie nach wie vor eine Mobilitätswende anstreben, und man das Fahrradfahren in Gladbeck sicherer und attraktiver machen wolle. Die Möglichkeit, Änderungen zunächst versuchsweise durchzuführen, werde generell begrüßt. „Aber: Versuche können auch scheitern. Wir haben sehr genau wahrgenommen, dass der Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße keine Akzeptanz in der Bevölkerung findet, und die meisten die Situation als Verschlechterung empfunden haben.“
Damit wäre dann in wenigen Wochen Schluss, stattdessen dürfte wie zuvor wieder am Straßenrand geparkt werden. Nur, was bedeutet das für die Radfahrer? Denn klar ist auch: Den Zustand vor dem Verkehrsversuch wird die Stadt nicht wiederherstellen können. Schließlich ist die Situation so, wie sie damals war, nicht mehr zulässig. Das war ja Ausgangspunkt der ganzen Überlegungen.
Andere Routen für Radler in der Gladbecker Stadtmitte schaffen
Die Folge: Radfahrer müssen dann auf der Buerschen Straße die Fahrbahn nutzen. Diese „Führung des Radverkehrs im Mischverkehr“ – so die Fachsprache – ist dann auch Teil des gemeinsamen Antrags. Künftig werden sich also die Radfahrer die Fahrspur mit dem übrigen Verkehr teilen. Das kann zu brenzligen Situationen führen. Denn wenn Autofahrer einen Radler überholen wollen, ist ein Mindestabstand von 1,50 Meter vorgeschrieben. Das jedoch dürfte auf der Buerschen Straße schwer sein. Verhalten sich alle regelkonform, könnte es nun dazu kommen, dass Auto- oder Busfahrer Geduld brauchen, bis sie einen vor ihnen fahrenden Radler passieren können.
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Trotzdem halten es die drei Fraktionen für die bessere Lösung. Denn: „Die Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn sie von den Menschen mitgetragen wird.“ Das aber sei an der Buerschen Straße nicht der Fall gewesen. Gleichzeitig wollen SPD, CDU und FDP andere Routen in der Stadt Stadtmitte überprüfen und verbessern, damit der Radverkehr weitere Alternativen erhält.