Gladbeck. Bei einem Aktionstag am Samstag wurden erste Rückmeldungen zum Verkehrsversuch Buersche Straße eingefangen. Autofahrer machten ihrem Ärger Luft.

Der Wettergott meinte es am vergangenen Samstag mit Fahrradfahrern und Fahrradfahrerinnen nicht besonders gut, regnete es doch mal mehr, mal weniger heftig. Dies galt auch für Gladbeck, wo an der Einmündung der Schillerstraße in die Buersche Straße der erste Aktionstag im Rahmen des Verkehrsversuchs Buersche Straße stattfinden sollte. Doch Radfahrer sind hart im Nehmen und so fanden sich trotzdem einige ein, um unter dem Schutz der Schirme mit anderen über ihre Vorstellungen zur veränderten Verkehrsführung zu diskutieren.

Einjähriger Verkehrsversuch auf Buersche Straße soll Fahrradfahrern helfen

Bekanntermaßen sind Pkw- und Fahrradfahrende sowie Fußgänger auf der Buerschen Straße seit Mitte Juni Teil eines einjährigen Verkehrsversuchs, der die unsichere Situation für Fahrradfahrer entschärfen soll. Der Radweg stadteinwärts war bisher mit 1,50 Metern Breite eingeklemmt zwischen den Parkplätzen (1,80 Meter) und der Autospur (3,50 Meter). Diese Aufteilung stammt aus dem Jahr 1992 und entspricht nicht mehr den verkehrsrechtlichen Vorgaben. Darüber hinaus sind auch die Parkstreifen mittlerweile zu schmal für die immer kompakteren Fahrzeuge.

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Der Fahrradweg erhielt für diesen Versuch eine Breite von 2,50 m mit einem zusätzlichen 75 Zentimeter breiten Sicherheitsstreifen gegenüber der Pkw-Fahrbahn. Insgesamt mussten 190 Parkplätze weichen, andere – z. B. auf dem Festplatz Horster Straße – wurden geschaffen. Gelbe Markierungen auf dem Straßenbelag weisen zukünftig allen Verkehrsteilnehmern den Weg. Initiator war der ADFC in Gladbeck, der auf das Gefährdungspotential der Straßenführung hinwies. Die Verwaltung griff den Impuls auf und nun liegen hinter allen Beteiligten drei Verwaltungsvorlagen, eine Machbarkeitsstudie und ein zwei Jahre andauernder Diskurs, bis im März 2023 eine politische Mehrheit für die Durchführung des Verkehrsversuchs votierte.

Städtisches Planungsamt will „möglichst langfristige Lösung“ erreichen

„Wir haben uns Zeit gegeben“, sagt Paula Stegert, Abteilungsleiterin Mobilität und Verkehr im städtischen Planungsamt. Man habe alle Möglichkeiten durchgespielt, um eine möglichst langfristige Lösung zu erreichen. Nun werde der Prozess evaluiert in Form von Verkehrszählungen vorher, mittendrin und nachher und solcher Aktionstage, wie diesem. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt im Rahmen eines Forschungsprojektes des Instituts für Mobilitäts- und Stadtplanung der Universität Duisburg-Essen.

Kathrin Webers vom Planungsamt erklärt Interessierten an der Buerschen Straße Einzelheiten und Hintergründe zum Verkehrsversuch.
Kathrin Webers vom Planungsamt erklärt Interessierten an der Buerschen Straße Einzelheiten und Hintergründe zum Verkehrsversuch. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Die Akteure und Akteurinnen trotzten dem Regen und boten verschiedene Möglichkeiten an, sich ein detailliertes Bild von der Situation zu machen, hielten Informationsflyer bereit und hatten einen Fragebogen erarbeitet, ist es doch wichtig, ein Stimmungsbild der Bevölkerung einzufangen, sie möglichst mitzunehmen und für Akzeptanz zu werben. Dafür ist Norbert Krause mit seinem Kommunikationsunternehmen aus Mönchengladbach zuständig, der ebenfalls vor Ort war.

Kopfhörer sollten akustisch dabei helfen, sich in Fahrradfahrer hineinzuversetzen

Doch sehr schnell machte sich ein Autofahrer in seinem Verdruss Luft. Er hielt an, kurbelte das Fenster herunter und rief „Ihr macht unsere Stadt kaputt“ und fuhr weiter. Eine Gladbeckerin äußerte „Verständnis für den Frust“. Sie sei grundsätzlich dafür, dass Gladbeck fahrradfreundlicher werde, aber vorher sei es auf der Buerschen Straße besser gewesen, meinte sie. Und so gingen die Meinungen auseinander.

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Konstruktives kam von Peter Braczko, begeisterter Radfahrer, der den grünen Mittelstreifen ins Spiel brachte. Er sei an mancher Stelle zwölf Meter breit, da könnten die Radfahrer Platz finden „ohne, dass Bäume weichen müssten“, wie er ausdrücklich hervorhob. Interessant war die Möglichkeit, sich durch Kopfhörer einen akustischen Eindruck aus der Sicht eines Fahrradfahrers zu verschaffen, der auf seiner 1,50 breiten Spur von einem Lkw überholt wird. Die Geräuschkulisse war heftig im Verbund mit der Enge.

So können Sie sich aktiv einbringen

  • Für Informationen, Rückfragen oder Anregungen ist eine Bürgerhotline eingerichtet worden, die wochentags zwischen 7 und 20 Uhr zu erreichen ist unter der Telefonnummer 02043 9212042.
  • Auch die Möglichkeit, sich online an das Projektteam zu wenden besteht unter verkehrsversuch@stadt-gladbeck.de
  • Unter gladbeck.verkehrsversuch.de kann der Fragebogen online beantwortet werden.

Insgesamt sind es bis zur Konrad-Adenauer-Allee 1,5 Kilometer, die hier in Rede stehen. Es wird in Zukunft darauf ankommen, wie die Gladbecker und Gladbeckerinnen reagieren werden, ob das verbesserte Sicherheitsgefühl den Ausschlag geben wird oder der Wegfall der kostenlosen Stellplätze an der Buerschen Straße.

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Anwohner sucht seit Verkehrsversuch bis zu zehn Minuten lang einen Parkplatz

Christian Domann jedenfalls machte aus seiner Ablehnung keinen Hehl. Er sei im Außendienst tätig, auf den Pkw angewiesen und suche nun – manchmal bis zu zehn Minuten – bis er einen Parkplatz gefunden habe. Darüber hinaus seien die Parkgebühren erhöht worden. Die Kosten, die der Verkehrsversuch verursache, seien „rausgeworfenes Geld, das in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht.“ Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen. Dann sollen von fachlicher Seite eine Bewertung des Versuchs und entsprechende Empfehlungen vorgelegt werden.