Voll ins Schwarze treffen und doch verlieren

Ein Gewehr in der Hand, 50 Meter Distanz, ein Puls um die 180: Das kann ziemlich daneben gehen, wie Lilli Bultmann vom VfL Bad Berleburg weiß.

Alles lief nach Plan, als Magdalena Neuner 2012 zum Stehendschießen ansetzte. Im Trikot der Weltcup-Führenden dominierte sie auch diesen Wettkampf. Erster Schuss – Treffer! Zweiter Schuss – Treffer! Einer der beiden Kommentatoren beruhigt das Publikum an den Fernsehgeräten, denen weiterhin fünf schwarze Zielscheiben präsentiert werden: „Ja, es gibt keine Anzeige.“ Neuners Rhythmus stimmt, dritter Schuss – Treffer! Plötzlich meldet sich der zweite Kommentator mit erregter Stimme: „Sie schießt aber auf die falschen Scheiben! Crossfire!“

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Biathleten des VfL Bad Berleburg mit soliden Resultaten

Von Florian Runte

Neuner hatte tatsächlich soeben das Kunststück vollbracht und die fünf Ziele der Nachbarin ins Visier genommen. Nach nicht enden wollenden Strafrunden landete die Olympiasiegerin am Ende abgeschlagen auf Rang sieben.

Körperliche Kontrolle und Automatismen

Es sind auch diese Dramen, die Biathlon ausmachen. Denn es ist nicht nur der Stress, der am Schießstand wartet, vor allem geht es um körperliche Kontrolle und das Abrufen von Automatismen. Wer dann mit einem Puls um die 180 einmal falsch ansetzt, bemerkt diesen Fauxpas nicht direkt. Da helfen auch die Nummerierungen an den Zielscheiben nichts, wie Lilli Bultmann, Biathletin des VfL Bad Berleburg, schildert: „Die Zahl nehme ich mal wahr und mal nicht. Überprüfen würde ich sie nie.“

Sieht man als Laie ein „Crossfire“ (dt. Kreuzfeuer) im Fernsehen aus der Schulter-Perspektive, sagt man sich: „Wie kann das nur passieren? Klarer geht es doch nicht!“ Doch der Schein der Bilder trügt. Bultmann: „Es sind 50 Meter Distanz. In dieser Entfernung kann das passieren.“

In der Rubrik „Sprache des Sports“ erläutert unser Kolumnist Heiko Rothenpieler spezifische Begriffe aus verschiedenen Sportarten.