Er gehört zu dem Qualitativsten, was das Handball-Repertoire zu bieten hat, und steht für Spielwitz und Kreativität, Pioniergeist und Verwegenheit

In den unteren Spielklassen wird er kaum angewendet. Zu anspruchsvoll die Technik, zu hoch das Risiko eines Ballverlustes. Der „Kempa-Trick“ gehört zu dem Qualitativsten, was das Handball-Repertoire zu bieten hat. Bei einem „Kempa“ (Kurzform) handelt es sich um einen Spielzug, an dessen Ende der Ball in den gegnerischen Kreis gepasst wird, wo ihn dann ein heranspringender Mitspieler in der Luft fängt und sofort auf das Tor wirft. Es war dieses Unkonventionelle, das sein gleichnamiger Erfinder Bernhard Kempa im Sinn hatte. Der „Monsieur Handball“ bzw. der „Fritz Walter des Handballs“, wie ihn die FAZ einmal beschrieb, flog mit dieser Variante das erste Mal 1954 in den Wurfkreis. Der Trick steht bis heute für Spielwitz und Kreativität, für Pioniergeist und Verwegenheit – und vor allem für Perfektion.

Wie niveauvoll das ganze Vorhaben ist, weiß auch Christian Dohle, Torwart der HSG Wittgenstein: „Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Pass in den Kreis hinsichtlich Höhe und Timing exakt kommen muss. Für Ballannahme, Ballkontrolle und Wurf hat man dann nur in einem Bereich von Zehntelsekunden Zeit. Deshalb ist der Kempa in der Regel ein äußerst gut vorbereiteter Spielzug.“ Doch so schön der Kempa auch ist – um eine Partie auf psychologischer Ebene zu dominieren, sind es laut Dohle „vor allem schnelle und einfache Tore, die dem Gegner den Zahn ziehen“. Der Kempa aber bleibt für immer – auch und gerade nach dem Tod seines Erfinders Bernhard, der 2017 im Alter von 96 Jahren verstarb.

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