Sie kommen hoch und weit und fliegen gefühlt ewig: Mondbälle sind tödlich für das Niveau eines Tennisspiels. Zur Anwendung kommen sie dennoch.
Ob „Moon River“ mit der sanften Stimme Audrey Hepburns oder Frank Sinatras Interpretation von „Fly Me To The Moon“: Songs, in denen der Mond vorkommt, sind nie raketenschnell, sondern schlagen eher langsame und träumerische Töne an. Da ist es nur logisch, dass Matthias Claudius‘ Gedicht „Der Mond ist aufgegangen“ als Abendlied und nicht als Rockhymne berühmt wurde.
Auch im Tennis hat der Mond eine einschläfernde Wirkung. Wird ein „Mondball“ gespielt, fliegt dieser nicht nur hoch und weit, sondern vor allem eine gefühlte Ewigkeit. In Vielzahl geschlagen, zerstört das nicht bloß den Spielstil des Gegners, sondern zerrt auch gewaltig an dessen Nervenkostüm, wie Ole Löcherbach (TC Gottfried von Cramm Erndtebrück) weiß: „Mondbälle sind einfach nur unangenehm. Weil sie lange unterwegs sind, hat man einfach viel zu viel Zeit zu überlegen, wie man den Ball am besten zurückspielt.“
Da Mondbälle hoch und langsam aufspringen, braucht es für eine offensive Antwort dann umso mehr Kraft. Das zermürbt nicht nur, sondern senkt auch das Niveau des eigentlich besseren Spielers. Gerade bei Amateuren gehören Mondbälle daher zum geliebten Inventar zweier Archetypen: Spieler, die unfit sind und die Entschleunigung des Spiels zur Erholung nutzen oder Spieler, die weniger gut Tennis spielen, aber viel laufen können und den Ball immer wieder zurück (und hoch) ins Feld bringen. „Das ist dann wie eine Gehirnwäsche!“, sagt Löcherbach, Am Ende landet der Ball häufig im Netz oder Seitenaus – inklusive Geduldsfaden.
In der Rubrik „Sprache des Sports“ erläutert unser Kolumnist Heiko Rothenpieler spezifische Begriffe aus verschiedenen Sportarten.